Frühlingserwachen im Winter, doch die Luft wird bald wieder dünner   

erstellt am
12. 11. 09

Bank Austria Konjunkturindikator im Oktober weiter verbessert – Nach Plus im 3. Quartal noch Beschleunigung des Wirtschaftswachstums bis zum Jahreswechsel erwartet
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft hat den Konjunkturtiefpunkt mittlerweile klar durchschritten und erholt sich Schritt für Schritt. "Der Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im Oktober auf minus 0,4 Punkte nach minus 0,7 im Vormonat. Der Indikator bewegt sich bereits seit einem halben Jahr nach oben und zeigt an, dass die begonnene Aufwärtsentwicklung der heimischen Konjunktur noch weiter anhält", meint der Chefökonom der Bank Austria Stefan Bruckbauer.

Hinter der Aufwärtsbewegung des Bank Austria Konjunkturindikators im Oktober steht eine anhaltende Stimmungsverbesserung in der österreichischen Wirtschaft. Das Konsumentenvertrauen ist trotz der angespannten Lage am Arbeitsmarkt auf den höchsten Wert seit September des Vorjahres gestiegen. Im Gleichschritt bewegen sich zudem die Geschäftserwartungen der europäischen und der heimischen Industrie nach oben, obwohl die Entwicklung der Rohstoffpreise und der schwache US-Dollar belasten. "Aufgrund der weiteren Verbesserung der Geschäftserwartungen der Industrie und der Verbraucherstimmung erwarten wir in den kommenden Monaten noch eine Verstärkung der Konjunkturerholung. Nachdem im dritten Quartal 2009 die österreichische Wirtschaft nach unseren Schätzungen wieder geringfügig gewachsen ist, wird sich zum Jahresende der Anstieg des BIP auf etwa 0,5 Prozent zum Vorquartal beschleunigen", meint Bruckbauer.

Lageraufstockung und Konjunkturprogramme laufen aus – Erholung verliert bald an Tempo
Die von den Ökonomen der Bank Austria erwartete Beschleunigung der Wirtschaftsdynamik rund um den Jahreswechsel ist darauf zurückzuführen, dass der globale Nachfrageeffekt durch die weltweiten Konjunkturprogramme voll zum Tragen kommt. Auch die heimische Nachfrage reagiert auf die im Land gesetzten fiskalischen Maßnahmen. Nachdem in der Abschwungsphase eine starke Reduktion der Lagerbestände erfolgte, ist die Wirtschaftsdynamik derzeit auch von einer Aufstockung der Lager getragen. Dieser Effekt wird ebenso wie die positiven Impulse durch die weltweiten Konjunkturprogramme bald auslaufen. "Die ersten internationalen Indikatoren wie etwa die Auftragseingangsentwicklung in den USA signalisieren bereits eine Verlangsamung der Konjunkturdynamik. Die wirtschaftliche Erholung in Österreich wird im Laufe des ersten Quartals 2010 deutlich an Kraft verlieren", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

"Nach unserer Einschätzung werden zwei Faktoren der Konjunkturerholung nach dem Jahreswechsel den Schwung nehmen. Zum einen ist ein Ende der Investitionsschwäche im bestehenden Umfeld nicht in Sicht und zum anderen wird der heimische Arbeitsmarkt die Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten stark belasten", so Pudschedl weiter. Hintergrund für die Investitionszurückhaltung der Unternehmen ist neben einer ungünstigeren Liquiditätssituation aufgrund der schlechteren Ertragsentwicklung, den zu erwartenden Veränderungen der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen wie Eigenkapitalerfordernissen oder Aufsichtsbestimmungen und einer vorsichtigeren Risikoeinschätzung der Wirtschaftsakteure auch die aktuell niedrige Kapazitätsauslastung in vielen Branchen. "Aufgrund der unzureichenden Kapazitätsauslastung ist die konjunkturelle Erholung nicht stark genug, um eine rasche Trendwende am Arbeitsmarkt zu bewirken, wenn auch erste Anzeichen einer Verlangsamung des Stellenabbaus nun sichtbar sind. Dennoch wird die Anzahl der Arbeitslosen zum Jahresende 2009 auf mehr als 350.000 Personen steigen, womit die Arbeitslosenquote in Österreich nur knapp unter 10 Prozent liegen wird", meint Bruckbauer.

Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria ist mit einer Trendwende am Arbeitsmarkt frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2010 zu rechnen. Und erst nach der Trendwende am Arbeitsmarkt wird die heimische Wirtschaft ausreichend Nachfrage für einen nachhaltigen Aufschwung entwickeln können. In der Zwischenzeit wird daher die Erholung nur auf Sparflamme laufen. "Nach dem BIP-Rückgang um 3,8 Prozent im laufenden Jahr, gehen wir für 2010 weiterhin nur von einem moderaten Plus um 1,1 Prozent aus. Erst 2011 eröffnen das Umfeld am Arbeitsmarkt und der günstigere Handlungsrahmen für Investitionen die Chance auf eine robustere Konjunkturdynamik, die den dann zu erwartenden fiskal- und geldpolitischen Gegenwind zum Teil kompensieren wird", erwartet Bruckbauer.
     
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