Wachstum in neuen Bereichen - Anpassung an den Klimawandel
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Österreichische Bundesforste AG erwartet aufgrund der geringeren Nachfrage
nach Sägerundholz in der Bauwirtschaft 2010 ein ähnlich schwieriges wirtschaftliches Umfeld wie 2009
beziehungsweise in der zweiten Hälfte 2008. Trotzdem gehe man davon aus, zu positiven wirtschaftlichen Ergebnissen
zu kommen, berichteten die beiden ÖBf-Vorstände Georg Erlacher und Georg Schöppl bei einem Pressegespräch
in Wien. Das Einschlagverhalten der ÖBf ist jedenfalls derzeit recht zurückhaltend. So werden laut Erlacher
22 bis 25% weniger Einschnitt in der Sägeindustrie verzeichnet.
Die Nachfrage nach Industrieholz ist hingegen stabiler. Im kommenden Jahr wollen die Bundesforste weiterhin einen
Schwerpunkt in der Waldpflege setzen, die jene Sortimente bringt, die gut nachgefragt werden, und außerdem
die neuen Segmente - Immobilien, Dienstleistungen und erneuerbare Energien - weiter forcieren. Ein wichtiges Thema
für die Bundesforste ist auch der Klimawandel, an den man sich mit Mischbeständen und widerstandfähigeren
Arten wie Lärchen, aber auch den in Europa unbekannteren Douglasien anpassen will.
Keine großen Preissprünge bei Rundholz erwartet
Im Hinblick auf den Rundholzpreis erwartet Erlacher keine großen Sprünge, es sei vielmehr eine Stabilisierung
gefragt - auf welchem Niveau das stattfinden soll, darüber sind sich Forstleute und Industrie erwartungsgemäß
uneinig. Auch die Biomasse sei ein zunehmend wichtiges Segment, in dem es großen Bedarf gebe. Diesen zu decken,
sei nicht immer einfach, da der dafür benötigte Rohstoff ein Koppelprodukt sei, das in der Sägerundholzproduktion
anfalle, erklärte Erlacher. Wenn er den Forstbetrieben einen Tipp geben könne, dann den, die Produktion
an die Nachfrage anzupassen, meinte der Vorstand. Ungebrochen sei die Nachfrage ferner im Bereich der Jagdpachten
und das bei gleichbleibenden Preisen. Dieser Sektor sei von der Wirtschaftskrise nicht in Mitleidenschaft gezogen
worden, berichtete der ÖBf-Vorstand.
Proaktivere Borkenkäfer-Bekämpfung
Bezüglich der Borkenkäfer-Bekämpfung meinte Erlacher, dass man in den letzten Jahren enorm viel
dazugelernt habe. Heutzutage gingen die ÖBf viel proaktiver an die Situation heran, es seien bedeutend mehr
Technik und Know-how erforderlich, aber auch mehr finanzielle Mittel. So wurden 2008 insgesamt EUR 9 Mio. in die
Borkenkäfer-Bekämpfung investiert, 2009 werde vermutlich der zweitgrößte Wert der ÖBf-Geschichte
erreicht und auch für 2010 habe man entsprechend vorgesorgt, betonte der Vorstand. Normalerweise seien sie
Sparmeister, aber in diesem Bereich werde getan, was getan werden müsse - notfalls auch mit dem Hubschrauber
in unzugänglichen, höheren Lagen, die immer öfter betroffen seien, betonten die beiden Vorstände.
Der zusätzliche personelle Einsatz mache in gefährdeten Regionen mittlerweile eine Früherkennung
möglich, die es in dieser Qualität früher nicht gegeben habe.
Nach den sturmreichen Jahren werde 2010 vor allem Waldpflege betrieben, eine reguläre Nutzung sei nur in eingeschränktem
Maße möglich. "Wir müssen extrem zurückhaltend agieren, um nachhaltig zu sein",
betonte Erlacher. Heuer wird ein Holzeinschlag von 2 Mio. Fm erwartet, gegenüber 2,5 Mio. Fm im Vorjahr. Der
Schadholzanteil dürfte dabei wieder zwischen 80 und 90% liegen. Die Lagerbestände seien weitgehend abgebaut
worden, weshalb die ÖBf "mit einer normalen Menge über den Jahreswechsel" gingen.
Mit Nasslagern besser für Schadereignisse gerüstet sein
Weiters berichtete Erlacher vom Nasslager-Gipfel (siehe aiz.info vom 21.10.2009) Mitte Oktober in Purkersdorf,
bei dem diesbezügliche Ziele in einer Resolution zusammengefasst worden seien. So wäre es wichtig, Schadholz
rasch aus dem Wald zu bringen sowie dieses qualitativ zu konservieren, um den Wert zu erhalten und eine Streckung
für den Markt zu erreichen. Nun gehe es darum, sich für künftige Schadereignisse besser zu rüsten
und offene Fragen wissenschaftlich zu klären.
Den Wald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen
Im Hinblick auf den Klimawandel meinte der Vorstand, dass die ÖBf in entscheidendem Maße darauf reagieren
und einige Mühe investieren, um den Wald widerstandsfähiger zu machen. Man habe die Vulnerabilität
(Verletzlichkeit, Anfälligkeit) der Forste beurteilen lassen und passe bei Aufforstungen etwa die Artenzusammensetzung
und -wahl daran an. In einem Drittel der Fälle setze man bereits auf Lärchen, die über eine hohe
Standfestigkeit verfügten, was bei Stürmen von großem Vorteil sei. Doch ebenso unbekanntere Spezies
wie Douglasien, die vor der Eiszeit auch in Europa zu finden gewesen seien, würden teilweise bereits gepflanzt.
Außerdem forciere man zunehmend Mischbestände, da diese stabiler seien als einheitliche Bestände.
Während in den 60er-Jahren nur 13% Laubholzanteil geherrscht habe, seien es heutzutage bereits 23%, so Erlacher.
Geändert haben sich auch die Anteile der verschiedenen ÖBf-Sektoren am Umsatz. Während die nicht-forstlichen
Bereiche, also Immobilien, Dienstleistungen und erneuerbare Energie, vor zehn Jahren noch für lediglich 10
bis 15% verantwortlich gezeichnet hätten, seien es heute bereits 50%, wie Schöppl berichtete. So werden
demnach etwa bereits 30 Biomasse-Kraftwerke mit ÖBf-Beteiligung betrieben, die 1.000 GWh produzieren und 150.000
Haushalte mit Strom beziehungsweise Wärme versorgen. Außerdem laufen drei Kleinwasser-Kraftwerke, bis
2015 sollen es insgesamt 15 Anlagen auf Bundesforste-Flächen sein, die 15.000 Haushalte versorgen. Investiert
werden sollen dafür EUR 50 Mio., wobei die ÖBf voraussichtlich EUR 10 Mio. selbst aufbringen müssen.
Das entsprechende Know-how soll aber auch Kleinwaldbesitzern zur Verfügung gestellt werden, die einen Bachlauf
haben. Hier seien ebenso Mitbeteiligungen geplant, berichtete Schöppl.
Immobilien-Sektor wächst weiter
Im Immobilien-Sektor kommen die ÖBf laut Schöppl bereits auf die doppelten Einnahmen wie die
Jagdpacht und 2010 ist ein weiteres Plus geplant. Insgesamt verfügen die Bundesforste über 4.200 Gebäude
verschiedener Einsatzbereiche. Weiters wurden heuer auch 400 Baurechtsverträge abgeschlossen, in deren Rahmen
Grund und Boden weiterhin den ÖBf gehören, die Gebäude hingegen privaten Eigentümern. |