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Ein Kongress als Brückenbauer |
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Bundespräsident Fischer eröffnete 20. Volksgruppenkongress des Landes Kärnten -
LH Dörfler: Wege der Zukunft gemeinsam gehen Klagenfurt (lpd) - Die Volksgruppe ist eine Bereicherung für unser Land. Das war am 10.11. der Grundtenor beim 20. Volksgruppenkongress des Landes Kärnten im Konzerthaus Klagenfurt. Der Kongress selbst wurde von den Rednern als wichtiger Beitrag für gegenseitiges Verständnis und Miteinander dargestellt. Landeshauptmann Gerhard Dörfler skizzierte die umfangreiche Förderung der slowenischen Volksgruppe durch das Land sowie die Intensivierung der nachbarschaftlichen Beziehungen zu Slowenien. Von Bundespräsident Heinz Fischer wurde der Volksgruppenkongress "mit Freude" eröffnet, er bezeichnete ihn als "Beweis eines Erfolges". Die Festrede hielt, wie schon beim ersten Kongress 1989, Paul Lendvai. "In Kärnten steht das gute Miteinander im Vordergrund", betonte der Landeshauptmann. Er sprach von der Volksgruppe als Bereicherung für unser Land und hob u. a. die steigende Schülerzahl im zweisprachigen Unterricht hervor: "Sprachliche Förderung ist Verständnisförderung." Dörfler betonte, dass man in Kärnten "Wege der Zukunft gemeinsam gehen" wolle und erteilte Polarisierungen und Eskalationen eine klare Absage. Er dankte in diesem Sinne "Konsensbrückenbauer" Marjan Sturm. "Mit Brückenbau werden wir noch ein Stück weiterkommen", sagte der Landeshauptmann. Er verwies auch auf seine Besuche in Slowenien, mit denen er Zeichen der Nachbarschaft setzen wolle und dankte dem Österreichischen Botschafter in Laibach, Erwin Kubesch, der hier sehr unterstützend wirke. Dörfler ging aber auch auf Europa im globalen Wettbewerb ein: "Das bunte Europa braucht ein gemeinsames Bild. Wir müssen ein Europa sein und die Volksgruppen sind die Würze in diesem Europa." Bundespräsident Fischer verwies darauf, dass es Minderheitenfragen in ganz Europa und weltweit gebe. Das Mehrheitsprinzip sei kein taugliches Instrument für Lösungen. Diese sollten nicht von Angst, Sorgen, Misstrauen, sondern vom Vertrauen auf gemeinsame europäische Werte getragen werden. Fischer ging in seiner Rede auch auf die Roma und Sinti ein, denen man fair entgegengehen müsse. In Bezug auf die slowenische Volksgruppe meinte er, dass es hier "gar nicht unwichtige" Fortschritte gebe und verwies auf das Schulwesen, die Sprachentwicklung und die "bemerkenswerte" Konsensgruppe. "Ich konnte guten Willen auf allen Ebenen feststellen", sagte Fischer. LHStv. Reinhart Rohr machte bewusst, dass das 20jährige Jubiläum des Volksgruppenkongresses genau mit 20 Jahre Berliner Mauerfall zusammenfalle. Europa solle die Basis für eine Einheit in der Vielfalt sein. Auch Kärnten sei hier prädestiniert, weil die Vielfalt bei uns auch gelebt werde, sagte Rohr: "Die Förderung der Volksgruppe braucht keinen internationalen Vergleich zu scheuen". Rohr verwies auf die Wichtigkeit von Dialog und Toleranz und appellierte, den Mehrwert in Kärnten zu nützen. Landesrat Josef Martinz bezeichnete die Volksgruppen als "Schatz in Europa" und verwies auf deren Wichtigkeit im "europäischen Lebensweg". Er strich auch die wichtige Arbeit im Volksgruppenkongress und im Volksgruppenbüro hervor. Für die politischen Vertreter sprach auch Zalka Kuchling, die die Diversität als Kraft in Europa bezeichnete. "Nutzen wir die Möglichkeiten des Volksgruppenkongresses", betonte sie. Marjan Sturm sprach als Vorsitzender des Beirates für die slowenische Volksgruppe im Bundeskanzleramt. Er sagte, dass er den ersten, 1989 von Jörg Haider initiierten Volksgruppenkongress noch boykottiert habe. "Man darf sich auch irren", meinte Sturm. Der Kongress habe in den 20 Jahren nämlich viel zum besseren gegenseitigen Verständnis und für eine neue Kultur des Zusammenlebens beigetragen sowie zur "Öffnung der Herzen" und zur "Überwindung von Grenzen". Paul Lendvais Festvortrag stand unter dem Titel " Mehrheiten und Minderheiten in einem sich wandelnden Europa. Erfahrungen, Enttäuschungen und Hoffnungen". Er sagte, dass es in Europa 340 autochthone Minderheiten mit insgesamt 100 Mio. Angehörigen gebe. Trotzdem gebe es in Europa kein wirksames Instrumentarium, um Minderheitenkonflikte einzudämmen oder um sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Auch die vorliegenden Sprach- und Nationalitätenstatistiken bezeichnete Lendvai als völlig unzureichend. Der vom Volksgruppenbüro des Landes Kärnten organisierte Volksgruppenkongress geht heute, Mittwoch, mit mehreren Expertenvorträgen und Diskussionsrunden weiter. Bei der sehr gut besuchten, gestrigen Eröffnung waren u. a. der dritte Landtagspräsident Johann Gallo, Prälat Michael Kristof, Superintendent Manfred Sauer, Österreichs Botschafter in Laibach Erwin Kubesch, der slowenische Generalkonsul Matjaz Longar, die Klagenfurter Vizebürgermeister Albert Gunzer und Maria-Luise Mathiaschitz, der geschäftsführende Leiter der Landesamtsdirektion Dieter Platzer, die Bezirkshauptleute Claudia Egger, Gert André Klösch, Arthur Traußnig, Klaus Brandner und Hannes Leitner, die Volksgruppenvertreter Bernard Sadovnik, Vladimir Smrtnik und Rudi Vouk sowie mehrere Bundesräte, Landtagsabgeordnete und Vertreter des öffentlichen Lebens anwesend. Vor der Eröffnung des Volksgruppenkongresses gab es ein sehr konstruktives Gespräch zwischen Bundespräsident Fischer und Landeshauptmann Dörfler im Gebäude der Landesregierung. Dabei trug sich Fischer auch in das Goldene Buch des Landes ein. Dörfler berichtete ihm von den Kärntner Initiativen in den Bereichen alternative Energien und Elektromobilität sowie von seiner Idee einer Dreiländer-Schi-WM. Er thematisierte auch seine Besuche in Slowenien, wo es laut Dörfler sehr positive Gespräche mit Regierungsvertretern gegeben habe: "Ich werde noch viel in Laibach und Slowenien sein." Auch die Kärntner Bevölkerung schätze Slowenien sehr als Nachbarn, sagte Dörfler. Zur Sprache kam natürlich auch die Ortstafelfrage, für die Dörfler auf einer nachvollziehbaren Lösung und klaren Regelung im Verfassungsrang beharrt. |
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Informationen: http://www.volksgruppenbuero.at | ||
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