100 Jahre Österreichische Gesellschaft für Christliche Kunst   

erstellt am
10. 11. 09

Bischofsvikar Alfred Sammer ist seit fast 30 Jahren Präsident der traditionsreichen Vereinigung - Glaubensinhalte nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf visueller Ebene vermitteln
Wien (pew) - Die Österreichische Gesellschaft für Christliche Kunst feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen. Der Bischofsvikar für Kultur und Medien der österreichischen Militärdiözese, Prälat Alfred Sammer, steht seit fast 30 Jahren als Präsident an der Spitze des Vereins, dem Künstler, Kirchenvertreterund Kunstinteressierte angehören. Im Gespräch mit "Kathpress" unterstrich er das Anliegen, Kunst und Religion auch in der Gegenwart in einen fruchtbaren Dialog zu bringen. Denn Kunst und Religion nährten sich aus denselben Wurzeln, so Sammer.

Die Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Christliche Kunst in der Endphase der Donaumonarchie waren gekennzeichnet vom Anliegen, einerseits religiöse Künstler zu vereinigen und andererseits Kontakte mit der Kirche als potenzieller Auftraggeberin zu erleichtern. Der damals herrschende Jugendstil sei jedoch nur zaghaft aufgegriffen worden, erinnerte Sammer, das Formempfinden sei noch stark von den Traditionen des Historismus - und hier vor allem der Neugotik - geprägt gewesen. Erst ab den fünfziger Jahren kam es mit der "Revolution" des Abstrakten auch in der Österreichischen Gesellschaft für Christliche Kunst zu einem Umdenken. Sammer verwies auf den legendären Kunstförderer Msgr. Otto Mauer, der Künstler wie Arnulf Rainer oder Josef Mikl "mit der Religion konfrontierte" und zu neuen Sichtweisen inspirierte.

Ein "Highlight" in der wechselvollen Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Christliche Kunst war laut Sammer das Jahr 1983, als Johannes Paul II. erstmals Österreich besuchte und aus diesem Anlass eine denkwürdige "Ars Sacra"-Ausstellung im Wiener Rathaus stattfand, zu der ein viel beachteter Katalog erschien.

Zum Jubiläum ist kürzlich ein Band "100 Jahre Österreichische Gesellschaft für Christliche Kunst" erschienen, der neben

Darstellungen von Kunstwerken auch kurze Schlaglichter auf das Verhältnis von Kirche und Kunst wirft.

Sakrale Kunst ist "Bildbotschaft der Religion"
Bischofsvikar Sammer - als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Christliche Kunst Nachfolger von Persönlichkeiten wie Clemens Holzmeister, Günter Kraus oder Alfred Crepaz - bemüht sich seit seiner Amtsübernahme im Jahr 1980 jenseits von "Vereinsmeierei" um möglichst lebendige Kontakte zwischen Vertretern der Kunst und der Kirche. Es gehe ihm um eine "lockere, aber wirksame Verbindung von Menschen, die das Thema sakraler Kunst als Bildbotschaft der Religion ernst nehmen". Als früherer Direktor der Wiener Akademie der Bildenden Künste ist er mit vielen Künstlern persönlich bekannt.

Der jüngst zum Prälaten ernannte Sammer ist selbst in beiden Bereichen zuhause: Geboren am 21. Dezember 1942 in Wien wandte er sich zunächst den Rechtswissenschaften zu und promovierte 1966, erst später wurde er Theologe, 1991 wurde er zum Priester geweiht. Von Kindheit an kunstinteressiert, ging Sammer unter dem Pseudonym Urbano seiner eigenen "Freude am Malen" (so der Titel einer seiner Ausstellungen) nach und ist seit vielen Jahren auch als Sammler aktiv: Seine rund 120 Werke umfassende Kollektion konzentriert sich auf religiös relevante Motive und umfasst exzellente Arbeiten aus dem Barock - etwa von Franz Anton Maulbertsch oder Ferdinand Schmutzer -, Romantiker wie Leopold Kuppelwieser oder Joseph von Führich, aber auch hochkarätige zeitgenössische Werke z.B. von Josef Mikl, Fritz Wotruba oder Markus Prachensky.

"Gott ist auch das Schöne"
Militärbischof Christian Werner beauftragte Sammer 2004, als Bischofsvikar der Militärdiözese im Bundesheer das "Interesse für kulturelle Belange" zu fördern und den Heeresangehörigen die Religion "auf der Schiene der Kultur" zugänglich zu machen. Dies tut Sammer auch als Dozent für Kirchliche Kunst an der Päpstlichen Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz, weiters ist er Mitglied der Päpstlichen Kunstakademie beim Pantheon in Rom.

"Wir sind Augenmenschen", betonte Sammer im "Kathpress"-Gespräch. Deshalb müssten Glaubensinhalte nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf visueller - oder umfassender: sinnlicher - Ebene vermittelt werden, so seine Überzeugung. Heute sei "sakrale Kunst" wesentlich vieldeutiger als zu früheren Zeiten, es werde auch das Zerrissene der menschlichen Existenz thematisiert, das Dunkle und sogar Hoffnungslose. Der moderne Pluralismus drücke sich auch im Nebeneinander verschiedenster Stile aus. Sammer äußerte die Überzeugung, dass Kunst für die Kirche "kein Luxus" sein dürfe, sondern als Ausdruck von Lebensfreude und gottgegebener Kreativität ein fixer Bezugspunkt bleiben muss. "Gott ist nicht nur das Bonum und Verum (das Gute und Wahre), sondern auch das Pulchrum (das Schöne)", betonte Sammer: "Das darf die Kirche nicht vergessen".

Noch bis 16. November ist eine Sonderausstellung mit Werken aus der Sammlung Alfred Sammers im Stift Klosterneuburg zu sehen.Schwerpunkt ist die österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts.
     
Informationen: http://www.stephanscom.at    
     
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