Bozen (lpa) - Die Tunnelvariante mit kurzen offenen Abschnitten in Auer und
Neumarkt ist die umweltfreundlichste und noch dazu kostengünstigste: Dieses Ergebnis der Machbarkeitsstudie
für den Ausbau der Brennereisenbahn im Unterland haben Vertreter der Landesverwaltung und der Schienenbetreibergesellschaft
am späten Abend des am 19.11. in der Aula Magna in Auer vorgestellt.
Das Land Südtirol und die Schienenbetreibergesellschaft RFI hatten die Bevölkerung zu einer öffentlichen
Informationsveranstaltung über das Ergebnis der Machbarkeitsstudie der neuen Brennerbahn im Unterland eingeladen.
Demnach gilt die in mehreren Punkten optimierte Tunnelvariante A5 als beste Lösung. Bereits bei der öffentlichen
Vorstellung im Juni 2008 wurde die Tunnelvariante im Berg mit zwei kurzen offenen Abschnitten als beste dargestellt.
Offene Fragen gab es allerdings im Zusammenhang mit dem Natura 2000-Gebiet, der Hydrogeologie und den beiden offenen
Abschnitten in Auer und Neumarkt. Gemeinsam mit der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland, den Gemeindevertretern,
verschiedenen Interessensgruppen, der Arbeitsgruppe SUP (Strategische Umweltprüfung) und betroffenen Bürgern
wurde nach Lösungen gesucht.
Mit Blick auf den Grund- und Bergwasserhaushalt und damit auch auf das Natura 2000-Gebiet Naturpark Trudner Horn
wurden zusätzliche Trassenvarianten geprüft, die im Norden als Tunnelvariante im Berg und ab St. Florian
im Tal entlang des Etschdammes und der Autobahn verlaufen. Die vertieften geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen
im Talboden ergaben, dass bei diesen Kombinationsvarianten, ebenso wie bei den Talvarianten, sehr ungünstige
Baugrundverhältnisse mit starken Auswirkungen auf das Grundwasser vorliegen und zudem die bautechnische Machbarkeit
dieser Varianten in Frage gestellt wird.
Die vom Planungsteam durchgeführte Wirkungsanalyse, die alle Varianten in Hinblick auf den vorab festgelegten
Kriterienkatalog vergleichend bewertet, ergab für die Tunnelvariante in allen Fachbereichen, nämlich
„Verkehr und Technik“, „Raum und Umwelt“, „Kosten und Realisierungsrisiken“, mit Abstand die beste Gesamtbeurteilung.
Die Tunnelvariante kann demnach mit bewährten Baumethoden des bergmännischen Tunnelvortriebes unter beherrschbaren
Risiken verwirklicht werden. Durch die Tunnelführung werden oberirdische Nutzungskonflikte mit dem Siedlungs-
und Wirtschaftsraum sowie mit landwirtschaftlichen Kulturflächen größtenteils vermieden. Eine Ausnahme
bilden die kurzen offenen Abschnitte in Auer und Neumarkt. Darüber hinaus verursacht die Variante im Berg
den geringsten Bedarf an Ablagerungsflächen für Ausbruchsmaterial, da dieses – im Unterschied zu den
Talvarianten – großteils wiederverwertbar ist. Auch hinsichtlich der Errichtungskosten ist die Tunnelvariante
die günstigste.
Im Laufe der Bearbeitung wurde die Tunnelvariante mehreren Optimierungsschritten unterzogen: Der offene Abschnitt
in Auer wurde in Abstimmung mit der Gemeinde Auer in den Berg hineingerückt, verkürzt und in zwei kleinere
offene Abschnitte unterteilt. Im Bereich zwischen St. Florian und Laag wurde im Sinne des hydrogeologischen Modells,
das auf Grundlage von Kartierungen und Bohrungen erstellt wurde, die Tunneltrasse so weit wie möglich aus
dem Berg heraus, an den Fuß der Madrut, verschoben, um die Bergwasserverhältnisse möglichst wenig
zu beeinträchtigen. Im südlichen Trassenabschnitt ab dem Laukusbach wurde die Trasse angehoben, um den
Bergwasserdruck zu verringern. Diese Variante wurde im Süden mit den Trassenstudien des Trentino abgestimmt.
Durch die Anhebung des Trassenniveaus der aktuellen Variante A5 ist aus hydrogeologischer Sicht - im Vergleich
zu früheren Varianten - von geringeren Bergwasserdrücken und deutlich geringeren Auswirkungen auf den
Bergwasserspiegel auszugehen. Die Bewertung zeigt, dass die meisten der untersuchten Quellen und Feuchtgebiete
keiner Beeinträchtigung ausgesetzt sind.
In Abstimmung mit der Arbeitsgruppe SUP wurden für die nächste Planungsphase eine Reihe von Maßnahmen
festgelegt, um nachteilige Auswirkungen der Tunnelvariante gering zu halten. Dies betrifft beispielsweise die Ausdehnung
der hydrogeologischen Beweissicherung auf alle Gerinne und privaten Quellen, auch jene, die im Rahmen der durchgeführten
Quellerhebung in den Gemeinden gemeldet wurden. Angemessene Ausgleichsmaßnahmen sind für die bestehenden
Nutzungen in den offenen Abschnitten in Auer und Neumarkt und im Hinblick auf die geplanten Baustelleneinrichtungen
zu untersuchen. Bezüglich Lärmschutz sind konkrete Maßnahmen zur Minimierung der Beeinträchtigungen
festzulegen und in das Landschaftsbild einzubinden.
Die Studie belegt, wurde bei der Vorstellung abschließend hervorgehoben, dass die Variante im Berg die beste,
günstigste und darüber hinaus auch jene Variante mit den geringsten Umweltauswirkungen für das Unterland
darstellt. Die weiteren technischen Details und auch die vorgeschlagenen Umweltmaßnahmen werden im nächsten
Planungsschritt konkretisiert. Auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie wird nun die Variante A5 in die Bauleitpläne
der Gemeinden im Unterland eingetragen und das Verfahren zur Prüfung der Naturverträglichkeit eingeleitet.
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