Landau: "Überwindung der Armut ist in einer wohlhabenden Gesellschaft
wie der Österreichs einzig eine Frage des politischen und gesellschaftlichen Wollens"
Wien (pew) - Ein "leuchtendes Zeichen gegen Armut und soziale Ausgrenzung" hat die Caritas
(im Rahmen der Aktion "Eine Million Sterne") am Nachmittag des 19.11. auf dem Wiener Stephansplatz gesetzt.
Hunderte Menschen entzündeten rund 5.000 Kerzen und formten damit die Worte "Wunder wirken". Mit
der Botschaft sollte verdeutlicht werden, dass jeder Mensch im Kampf gegen Armut Wunder wirken kann. Ähnliche
Veranstaltungen gab es auch in Graz und Klagenfurt.
Tausende Jugendliche folgten dem Aufruf der "youngCaritas", in der Schule wie auch vor Geschäften
Lebensmittel für armutsbetroffene Menschen in Österreich zu sammeln. Damit konnte am Donnerstag ein kompletter
LKW mit Lebensmitteln befüllt werden. "Dieses starke Zeichen der Solidarität der jungen Menschen
macht Mut. Mit ihrem Einsatz zeigen sie, dass wir Armut nicht als Realität hinnehmen wollen und dürfen,
sondern aufeinander achten müssen", bedankte sich der Wiener Caritasdirektor Msgr. Michael Landau bei
den Jugendlichen.
Die Not vieler Menschen in diesen Tagen sei groß und er finde es beklemmend, "dass wir heute, im Jahr
2009, Lebensmittel sammeln müssen", so Landau in seiner Ansprache auf dem Stephansplatz weiter. Die soziale
Kluft werde tiefer, der Druck auf die Menschen am Rande der Gesellschaft steige und zugleich werde die politische
Diskussion im Lande rauer, kritisierte der Caritasdirektor die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung.
Die Menschen, die zur Caritas um Hilfe kommen, seien zudem immer jünger. Bereits ein Drittel der Klientinnen
und Klienten der Caritas-Erstanlaufstelle für Wohnungslose sei unter 30. Und im "Juca", dem Jugendhaus
der Caritas für junge Erwachsene, sei das Durchschnittsalter vor einiger Zeit noch 27 gewesen, inzwischen
sei es auf 23 gesunken.
Die Überwindung der Armut sei in einer wohlhabenden Gesellschaft wie der Österreichs einzig eine Frage
des politischen und gesellschaftlichen Wollens, so Landau: "Wir können etwas ändern, wenn wir es
ändern wollen! Und der Wille ist da, das ist hier am Stephansplatz zu sehen, das haben heute insgesamt mehr
als 10.000 Kinder und Jugendliche eindrucksvoll bewiesen".
Die Europäische Union habe 2010 als Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgerufen,
erinnerte der Wiener Caritasdirektor. Er wünsche sich, "dass dieser Gedanke auch in Österreich an
Kraft gewinnt, um eine Bewusstseinsänderung in Gang zu bringen, die Hand in Hand mit einer Realitätsveränderung
gehen muss"..
Die gesammelten Lebensmittel werden von der Caritas und Wiener Pfarren im Rahmen des neu gestarteten Projektes
"LeO" (steht für "Lebensmittel und Orientierung") an Armutsbetroffene ausgegeben. Menschen
am Rande der Gesellschaft wird damit rasch und unbürokratisch Hilfe geleistet. |