Bozen (lpa) - Weit früher als erwartet, nämlich bereits um 9.15 Uhr ist Tenzin Gyatso, der 14. Dalai
Lama, am 16.11. am Flughafen in Bozen eingetroffen. Empfangen wurde das geistliche und weltliche Oberhaupt der
Tibeter von Landeshauptmann Luis Durnwalder. Das Besuchsprogramm des Dalai Lama sieht morgen Gespräche mit
dem Landeshauptmann und der Landesregierung vor.
Mit einer herzlichen Umarmung hat der Landeshauptmann den Dalai Lama heute am Flughafen Bozen willkommen geheißen,
wo er bereits am frühen Vormittag via Frankfurt von Indien kommend gelandet war. "Wir fühlen uns
geehrt, den Dalai Lama, weltweit eine Symbolfigur für Hoffnung und Gerechtigkeit, bereits zum dritten Mal
in unserem Land begrüßen zu können", so Durnwalder, der für den Empfang eigens die Sitzung
der Landesregierung verlassen und den Dalai Lama bis in dessen Hotel begleitet hatte.
Rund eineinhalb Stunden hat sich der Dalai Lama dann am 17.11. im Palais Widmann in Bozen aufgehalten, um in einem
Vieraugengespräch mit Landeshauptmann Luis Durnwalder und danach im Gespräch mit der Landesregierung
über die Entwicklung in Tibet, die Autonomie- Verhandlungen mit Peking und die Südtiroler Hilfsprojekte
für die Exiltibeter zu diskutieren.
Er sei, so betonte Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama und damit das weltliche und geistliche Oberhaupt der Tibeter
heute, ein Verfechter der Autonomie-Lösung für Tibet und dies verbinde ihn auch mit Südtirol. "Allerdings
seid ihr in der glücklichen Lage, frei zu sein, wir sind es nicht", so der Dalai Lama, der den Landeshauptmann
und die Landesregierung heute über die Entwicklungen der Verhandlungen mit Peking informiert hat. "Die
Volksrepublik China verändert sich und sie wird sich dem weltweiten Trend hin zu mehr Freiheit, Demokratie
und Offenheit nicht entziehen können", so der Dalai Lama heute. Die Weltgemeinschaft habe die Verantwortung,
China auf diesen Weg zu bringen.
Südtirols Autonomie gilt vielen als Musterbeispiel dafür, wie der Konflikt um Tibet beigelegt werden
könne. Deshalb haben Landeshauptmann Durnwalder und die Mitglieder der Landesregierung den Dalai Lama heute
über die wichtigsten Entwicklungen in Südtirol auf dem Laufenden gehalten, kennt er die Grundlagen der
Autonomie doch bereits von zwei vorhergehenden Besuchen im Land. "Wir sind ein Beispiel dafür, dass man
auch als kleine Minderheit seine Identität bewahren kann, wenn man sich mit Beharrlichkeit dafür einsetzt",
so der Landeshauptmann, der allerdings betonte, dass die Ausgangssituation Tibets mit der Südtiroler kaum
zu vergleichen sei.
Neben den Autonomie-Gesprächen ging's heute auch um die konkrete Unterstützung der Exiltibeter. "Wir
haben diese zu einem Schwerpunkt unserer Entwicklungszusammenarbeit gemacht und in den vergangenen Jahren 17 Projekte
mit insgesamt rund 650.000 Euro unterstützt", so Durnwalder. Heute wurde zudem ein Vertrag besiegelt,
der im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit den Bau von 22 Versammlungshäusern in tibetischen Siedlungen in Nepal
und Indien vorsieht. Hier sollen die Gemeindeversammlungen stattfinden, allerdings können die Häuser
auch von Vereinen, Jugend- und Bürgergruppen genutzt werden. In einigen werden auch Bibliotheken untergebracht.
In dieses Projekt fließen in den kommenden drei Jahren weitere 337.000 Euro.
Für die über all die Jahre erwiesene Unterstützung und Solidarität von Seiten Südtirols
hat sich der Dalai Lama heute bedankt. Und er hat die Hoffnung erkennen lassen, dass Tibet einer Autonomielösung
näher komme. "Ich verfolge die Entwicklung Chinas seit mittlerweile fast 60 Jahren und kann feststellen,
dass die Kommunistische Partei durchaus fähig ist, sich den sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen",
so der Dalai Lama heute vor der Landesregierung. Es gebe starke Bestrebungen von unten, in China die Meinungs-
und Informationsfreiheit durchzusetzen. "Und gerade die ist wichtig, wenn sich die Bevölkerung selbst
ein Bild von dem machen soll, was im Land passiert", erklärte der Dalai Lama. |