Pfusch lässt NÖ Friseuren die Haare zu Berge stehen   

erstellt am
17. 11. 09

St. Pölten (nöwpd) - Grenzüberschreitender Pfusch, mangelnde Ausbildungsbereitschaft der Jugendlichen und sinkende Lehrlingszahlen lassen den niederösterreichischen Friseuren die Haare zu Berge stehen. Schwarzarbeit, entweder im nahen Ausland oder von heimischen Friseuren ohne Gewerbeberechtigung ausgeführt, bedroht die wirtschaftliche Existenz der Haarkünstler.

Noch ein weiteres Problem macht den Friseurbetrieben das Leben schwer: "Wir haben es in Niederösterreich mit einer Vielzahl sogenannter Ein-Personen-Unternehmen zu tun. Das sind oft Frauen, die nach der Kindererziehungszeit wieder arbeiten gehen und zu den Kunden nach Hause kommen. Diese Kolleginnen haben oft keine Meisterprüfung, arbeiten preisgünstig und führen kein Geschäftslokal. Auch bilden sie keine Lehrlinge aus. Die Folge ist ein eklatanter Lehrlingsschwund", klagt Reinhold Schulz, Vize-Landesinnungsmeister der niederösterreichischen Friseure, dem NÖ Wirtschaftspressedienst.

Schulz, der einen Friseursalon in Waidhofen an der Thaya betreibt, kann aus eigener Erfahrung mit dem Pfusch ein Lied singen: "Sobald sich die Grenzen geöffnet haben, sind die Leute ins nahe Ausland zum Haareschneiden gefahren. Damals musste ich mein Personal von 15 auf drei Personen reduzieren. Jetzt habe ich zum Glück wieder acht Mitarbeiterinnen. Diese Hürde konnte ich nur bewältigen, indem ich Angebot und Service für meine Kunden erweitert habe." So bietet sein "Studio Ulla" auch Fußpflege, Kosmetik und Piercings an.

Seinen Berufskollegen rät der erfahrene Friseur unbedingt zur Meisterprüfung und damit zur Befähigung zur Lehrlingsausbildung: "Wir hatten jährlich rund 80 Personen in der Meisterklasse, heuer sind es keine 30", berichtet er. Auch Ein-Personen-Unternehmer würden eine solch hochwertige Qualifikation für die Berufsausübung brauchen. "Ich fürchte, dass uns sonst in Zukunft die Lehrlinge ausbleiben", betont Schulz. "Da die fünfwöchigen Meisterkurse mit Kinderbetreuung angeboten werden, gibt es keine Ausreden!"

Als Entwicklung, die erfreulich ist, wertet der Innungsmeister den Zustrom junger Kunden in die Haarsalons. "Trotz Krise kommt die Jugend zum Friseur. Die jungen Leute haben ganz genaue Vorstellungen, wie sie ihre Frisuren haben wollen. Sie wissen, was aktuell modern ist und sind immer gut informiert."

Der neueste Frisurentrend geht laut Schulz bei den Herren wieder in Richtung langes Haar. Stoppelfrisuren seien out. Die Damen tragen Kupfertöne und wellige Frisuren. Was Mode und Qualität anlangt, hat Schulz eine Botschaft an alle seine Berufskollegen: "Ich kann jedem eine ständige Aus- und Weiterbildung nur wärmstens empfehlen. Außerdem sollte sich jeder Betrieb, bei dem ein Meister am Werk ist, auch damit nach außen positionieren ­ als klares Signal an die Kunden."
     
Informationen: http://wko.at/noe/friseure    
     
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