Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im November wieder knapp unter Wachstumsschwelle
Wien (ba) - Der Weg aus der Krise ist für die österreichische Industrie wie erwartet holprig.
„Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist knapp unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gesunken.
Der recht kräftige Aufwind, den die befragten Industriemanager in den vergangenen Monaten spürten, ist
im November wieder abgeflaut“, bringt Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand Corporate & Investment Banking,
das aktuelle Umfrageergebnis auf den Punkt.
Im Detail zeigt sich zwar ein durchwachsenes, aber kein düsteres Bild der österreichischen Industriekonjunktur.
„Wenn auch das Tempo nachgelassen hat, die Auftragslage verbessert sich weiter und die Produktion nimmt zu“, weist
Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer auf bestehende Aufwärtstrends hin, „Ich gehe davon aus, dass
die aktuelle Verflachung des Bank Austria EinkaufsManagerIndex nach dem starken Comeback im Herbst nur auf eine
Atempause der heimischen Industrie hinweist, die uns die Fragilität der laufenden Erholung verdeutlicht.“
Nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria deutet insbesondere der weitere Anstieg der Neuaufträge auf
eine Fortsetzung der Industriebelebung in Österreich hin. „Auch wenn das Plus im November etwas geringer als
im Vormonat ausfiel, die Betriebe verbuchen bereits den fünften Monat in Folge solide Auftragszuwächse.
Das Exportgeschäft ist nach Angaben der befragten Industriemanager die Triebfeder, die auch weiterhin für
eine steigende Produktionsleistung sorgt“, meint Bruckbauer. Der Produktionsindex zeigt mit 53,1 Punkten auch im
November ein recht beachtliches Wachstum der erstellten Leistungen gegenüber dem Vormonat an. Zudem bestätigen
die abermals gestiegenen Lieferzeiten, dass sich die Auslastung der österreichischen Industrie langsam verbessert.
Die Erholung der heimischen Industrie wird unter anderem durch widrige Preistrends belastet. Durch zum Teil deutliche
Verteuerungen von Vormaterialien, insbesondere von Rohöl und einigen Metallen, waren die Erzeuger im November
bereits das dritte Monat in Folge mit einem Anstieg der Einkaufspreise konfrontiert. Der erhöhte Kostendruck
von der Inputseite ist wenig willkommen, zumal sich dieser unter den bestehenden Rahmenbedingungen kaum auf die
Kunden überwälzen lässt. Aufgrund der noch eher moderaten Nachfrageentwicklung sind die Industriebetriebe
derzeit einem harten Wettbewerb ausgesetzt. „Während die Einkaufspreise weiter gestiegen sind, hat sich der
rückläufige Trend bei den Verkaufspreisen im November noch etwas verstärkt. Diese Preisentwicklungen
belasten die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe in der derzeit fragilen Erholungsphase besonders stark“,
meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Da die Nachfrage nicht rasch genug an das Niveau vor Ausbruch der Krise anschließt und die Auslastung der
Unternehmen sich daher zu langsam erhöht, müssen die Industriebetriebe zur Verbesserung der Ertragslage
weiterhin auf einen Abbau der Beschäftigung setzen. Auch im November gingen in der Industrie weitere Jobs
verloren. Allerdings hat sich seit Juni dieses Jahres das Tempo des Jobrückgangs kontinuierlich verringert.
„Da der Rückgang der Beschäftigung im Sektor, noch deutlich unter den Produktionseinbußen zum Vorjahr
von knapp 15 Prozent liegt, ist vorerst mit einem weiteren Beschäftigungsabbau in der Industrie zu rechnen.
Wenn die Erholung weiter so moderat voranschreitet, besteht erst im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2010
die Aussicht auf eine Trendwende in der Industriebeschäftigung“, so Pudschedl.
Die aktuelle Umfrage unter Einkaufsmanagern der österreichischen Industrie zeigt erstmals seit mehr als einem
halben Jahr keine weitere Verbesserung. Der Gesamtindex ist sogar knapp unter die Wachstumsschwelle gesunken. Nach
Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria ist damit die Erholung jedoch nicht zum Stillstand gekommen.
„Angesichts des verbesserten internationalen Umfelds, der positiven Entwicklung einiger Detailergebnisse des Bank
Austria EinkaufsManagerIndex, wie vor allem der Exportaufträge und des ungebrochen hohen Quotienten zwischen
Auftragseingängen und Lagerbeständen, erwarten wir in den kommenden Monaten zwar keine überzeugende,
jedoch durchaus befriedigende Entwicklung der Industriekonjunktur“, so Bruckbauer. Basierend auf den Daten für
die ersten drei Quartale ist für das Gesamtjahr 2009 mit einem Rückgang der Sachgütererzeugung um
über 12 Prozent zu rechnen. 2010 wird sich aufgrund der tiefen Vergleichsbasis zum Vorjahr dagegen ein Plus
um rund 5 Prozent im Jahresdurchschnitt ergeben. Damit wird die österreichische Industrie bis Ende 2010 die
krisenbedingten Produktionseinbußen jedoch nicht kompensieren können. Erst 2012 sollte der Sektor wieder
zur Produktionsleistung von vor Ausbruch der globalen Konjunkturkrise aufschließen können. |