Trend "Hinein in die Stadt" lässt Ballungszentren wachsen
Wien (rk) - "Städte haben den Menschen viel zu bieten. Sie sind Orte der gesellschaftlichen
und kulturellen Vielfalt und haben Innovationskraft, die über die Grenzen reicht. Zugleich bieten sie ihren
EinwohnerInnen auch einen dynamischen Lebens-, Arbeits- und Wohnraum und sind Wachstumsmotoren der österreichischen
Wirtschaft", erklärte Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes
anlässlich der Pressekonferenz "Österreichs Städte in Zahlen 2009" am 26.11. Die gleichnamige
Publikation entstand in Zusammenarbeit mit der Statistik Austria, deren Generaldirektor Peter Hackl die Rolle der
Städte unterstrich: "Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung Österreichs lebt im städtischen
Bereich, allein rund 45 Prozent in den 73 großen Städten mit 10.000 und mehr Einwohnern."
Der Zuzug in die Städte bzw. Stadtregionen hält an, so sind die Stadtregionen zwischen 2001 und 2009
um 6,2 Prozent gewachsen, die großen Städte sogar um 6,4 Prozent. Städte setzen als Standorte von
Arbeitsplätzen oder Ziele des Tourismus nicht nur Impulse für die Wirtschaft, sondern sind darüber
hinaus mit ihrer Infrastruktur wie Bildungs- Gesundheits-, Kultureinrichtungen, etc. von zentraler Bedeutung für
große Einzugsgebiete. "Die größten Zuwachsraten wird es in den nächsten Jahren in Wien,
Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck sowie dem städtischen Raum im Rheintal, also Bregenz, Dornbirn, Hohenems
und Feldkirch geben", so Thomas Weninger.
Spürbarer demografischer Wandel
In vielen Regionen ist die Zahl bzw. der Anteil der Kinder und Jugendlichen gesunken, während die
Bevölkerung im Pensionsalter zahlen- und anteilsmäßig stark an Gewicht gewonnen hat. Die erwerbsfähige
Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 64 Jahren hat in den letzten Jahren vor allem durch Zuwanderung aus
dem In- und Ausland starke Zuwächse verzeichnet. Die höchsten Anteile an Kindern und Jugendlichen registrierten
2008 unter den großen Städten Lustenau (25,5 Prozent) und Telfs (25,2 Prozent), die wenigsten unter
19-Jährigen gab es in Köflach (16,7 Prozent). Demgegenüber lebten in Knittelfeld mit 3,8 Prozent
und Lienz mit 3,4 Prozent anteilsmäßig die meisten über 85-Jährigen, den geringsten Bevölkerungsanteil
dieser Altersgruppe hatte Traiskirchen mit 1,0 Prozent.
"Die finanzielle Belastung der Städte und Gemeinden durch den demografischen Wandel steigt enorm an und
führt zu finanziellen Engpässen," machte Thomas Weninger auf die ernstzunehmende Situation aufmerksam
und verwies auf eine Studie des KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung, wonach sich die Einnahmen und Ausgaben
von Städten und Gemeinden abhängig von deren Bevölkerungsdemografie entwickeln. Stark wachsende
Städte und Gemeinden verzeichnen höhere Einnahmen und Ausgaben. Interessant ist dabei, dass auch schrumpfende
Gemeinden trotz rückgängiger Bevölkerung keine wesentlichen Ausgabenrückgänge aufweisen.
Der Österreichische Städtebund fordert eine höhere finanzielle Beteiligung des Bundes an den sozialen
Ausgaben insbesondere auch im Bereich der Seniorenarbeit und Pflege. "Im Regierungsprogramm der aktuellen
Bundesregierung ist die Einrichtung eines Pflegefonds vorgesehen. Ein Ansatz in die richtige Richtung", betonte
Thomas Weninger.
Kommunale Budgets entwickeln sich negativ
"Überwunden ist die Wirtschaftskrise noch lange nicht. Trotz steigender Börsenkurse befinden
sich die Städte noch immer in einer prekären finanziellen Lage. Städte sind daran interessiert die
Daseinsvorsorge zu gewährleisten - doch finanziell wird es von Jahr zu Jahr immer schwieriger, diese bereit
zu stellen. Aus diesem Grund fordern Österreichs Städte das Ende der schleichenden Aushöhlung des
Finanzausgleichs mittels Verlagerungen von Aufgaben ohne ausreichende Mittel", stellt Weninger klar.
Städtetourismus ist Zugpferd
Einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor bildet der Städtetourismus (v.a. Landeshauptstädte
und Wien), der in den letzten 10 Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Nächtigungszuwachs von 3,1
Prozent verzeichnete. Im selben Zeitraum wuchs der Tourismus in Österreich insgesamt jährlich nur um
durchschnittlich 1,3 Prozent. Gemessen am österreichischen Gesamttourismus (126,7 Mio. Nächtigungen)
lag der Nächtigungsanteil des Städtetourismus im Jahr 2008 mit 16,0 Mio. Nächtigungen bei 12,6 Prozent.
Die Bundeshauptstadt Wien steht mit erstmals mehr als 10 Mio. Nächtigungen (10,2 Mio.) und einem Anteil von
64 Prozent im österreichischen Städtetourismus an der Spitze, mit Abstand gefolgt von den Städten
Salzburg (13,2 Prozent) und Innsbruck (8,2 Prozent). Großereignisse wie beispielsweise die Euro 2008, das
Mozart- oder das Haydn- Gedenkjahr sorgen ebenso für steigende Nächtigungszahlen in den betroffenen Städten
wie die Landerechte für sogenannte "Low Cost Airlines" auf den österreichischen Flughäfen.
Hervorragende Bildungsinfrastruktur
"Die Einführung des beitragsfreien Kindergartens im Herbst 2009 setzte nicht nur einen bildungspolitischen
Meilenstein sondern trug auch maßgeblich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Dieser Schritt ist
und war ein ganz zentraler Schlüssel zur Erreichung von frauen- aber auch arbeitsmarktpolitischen Zielen",
sagte Thomas Weninger. An den rund 1.950 Kindergärten der 73 großen Städte standen 2008/09 fast
124.800 Betreuungsplätze zur Verfügung, die von 87.700 Kinder in Anspruch genommen wurden. 59 Prozent
aller Betreuungsplätze wurden von öffentlichen Kindergärten angeboten. 38 Prozent aller Kinder,
die heuer erstmals den Kindergarten besuchte, waren mit nicht deutscher Muttersprache. Daneben waren in über
700 Kinderkrippen mehr als 13.000 Kinder untergebracht. In den Kindertagesheimen (Krippen, Kindergärten, Altersgemischte
Betreuung und Horte) stieg der Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in den letzten drei Jahren insgesamt
von 36,4 Prozent auf 44,2 Prozent. Neben den Kindertagesheimen gab es in den großen Städten 2.300 allgemein
- und berufsbildende Schulen mit mehr als 660.000 SchülerInnen, 235 Fachhochschul-Studiengänge und 32
Universitäten mit insgesamt fast 241.000 Studierenden.
"Österreichs Städte in Zahlen"
"Österreichs Städte in Zahlen" ist ein Kooperationsprojekt von Österreichischem
Städtebund und der Bundesanstalt Statistik Österreich. Die Publikation ersetzt seit 2007 das "Statistische
Jahrbuch Österreichischer Städte", das seit dem Berichtsjahr 1950 über demographische, ökonomische,
ökologische und soziale Aspekte der Städte mit mehr als 5.000 EinwohnerInnen berichtet.
Informationen über den Österreichischen Städtebund
Etwa 65 Prozent der Bevölkerung und 71 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Österreichs Ballungsräumen.
Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 246 Städten
und größeren Gemeinden. Der Verein wurde am 24. September 1915 gegründet und hat heute neben Wien
und den Landeshauptstädten praktisch alle Gemeinden mit über 10.000 EinwohnerInnen als Mitglied. Die
kleinste Mitgliedsgemeinde zählt knapp 1.000 EinwohnerInnen.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Neben dem Österreichischen Gemeindebund, der die kleineren Gemeinden vertritt,
ist der Österreichische Städtebund Gesprächspartner für die Regierung auf Bundes- und Landesebene
und ist in der österreichischen Bundesverfassung (Art. 115 Abs. 3) ausdrücklich erwähnt. |