Fürnsinn: Orden werden immer auf der Seite der Menschen stehen   

erstellt am
25. 11. 09

Empfang von Bundespräsident Fischer aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums der "Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs"
Wien (pew) - Die Orden werden auch in Zukunft immer an der Seite der Menschen im Land stehen. Das betonte der Vorsitzende der Österreichischen Superiorenkonferenz, Propst Maximilian Fürnsinn, bei einer Begegnung mit Bundespräsident Heinz Fischer in der Wiener Hofburg am 23.11. Bei ihrem Einsatz für die Gesellschaft würden die Orden von der öffentlichen Hand mitunter zu wenig unterstützt, gab Fürnsinn zu bedenken und brachte in seiner Ansprache vor dem Bundespräsidenten zwei Anliegen vor: die finanzielle Gleichbehandlung von Ordensspitälern mit öffentlichen Spitälern sowie eine Ende des Missstands, dass die Kirche insgesamt und die Orden im besonderen für die Erhaltung von Gotteshäusern und Klöstern mehr an Steuern bezahlen müssen als sie an staatlicher Subvention aus dem Denkmalschutzbudget erhalten.

Die Ordenskrankenhäuser stellen ein Fünftel aller Spitalsbetten in Österreich, erinnerte Fürnsinn. Obwohl die konfessionellen Krankenhäuser gemeinnützig arbeiten und einen öffentlichen Versorgungsauftrag erfüllen, erhielten sie nicht die gleichen finanziellen Vergütungen wie Spitäler der öffentlichen Hand, kritisierte der Vorsitzende der Superiorenkonferenz.

Bei der Denkmalpflege würden die Klöster ebenso beträchtliche Anstrengungen unternehmen und sich auch zu ihrem kulturellen Erbe und ihrem Auftrag bekennen, aber es sei nicht einzusehen, dass die für Restaurierungsarbeiten bezahlte Mehrwertsteuer höher sei als die staatlichen Förderungen. Hier sei eine Änderung des Systems dringend angeraten, so Fürnsinn. Verstärkte Investitionen im Bereich der Denkmalpflege könnten sich gerade in der aktuellen Krise positiv auf die Wirtschaft auswirken.

Arbeit der Orden "von unschätzbarem Wert"
Der Bundespräsident wies in seiner Ansprache auf das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Österreich hin. Die Zusammenarbeit und der Dialog auf allen Ebenen habe sich bewährt und alle Seiten würden davon profitieren. Fischer hob die spirituellen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Verdienste der Orden hervor. Die Arbeit, die beispielsweise in den Ordensspitälern und Ordensschulen geleistet wird, sei von unschätzbarem Wert für Österreich, so Fischer, der sich zugleich an verschiedene Besuche in den die österreichische Kulturlandschaft prägenden Stiften und Klöstern erinnerte. Die Gastfreundschaft der Klöster sei immer durch besondere Herzlichkeit ausgezeichnet.

Fischer erinnerte auch an die Arbeit der Orden im Schul- und Krankenhauswesen: Fast 20 Prozent aller Spitalsbetten würden von den Orden gestellt, 65.000 Schülerinnen und Schülerbesuchen von Ordensgemeinschaften geleitete Schulen. "Dieser Dienst an der Gemeinschaft ist überaus wertvoll und ich möchte dieses hervorragende Engagement hier und heute besonders hervorheben", unterstrich der Bundespräsident. Fischer dankte aber auch für verschiedene Einzelinitiativen von Ordensleuten auf sozialem Gebiet und nannte das von Salvatorianern begründete Projekt "Gruft" in Wien, die vom Grazer Lazaristenpater Wolfgang Pucher initiierten Obdachlosenprojekte sowie die unentgeltliche Krankenversorgung von Menschen ohne Versicherung bei den Barmherzigen Brüdern.

Am Rande des Festakts erläuterte der Generalsekretär der Superiorenkonferenz, P. Erhard Rauch, im Gespräch mit "Kathpress" die Forderungen der Ordensspitäler. Diese müssten aufgrund der finanziellen Ungleichbehandlung oftmals als Bittsteller auftreten, bekämen dann zwar mitunter auch entsprechende Finanzmittel zugestanden, doch es brauche einfach eine neue Rechtsgrundlage. Denn nur bei Rechtssicherheit könne man auch seriös planen und wirtschaften, so P. Rauch. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die jüngst präsentierte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS), wonach die Kosten der Ordensspitäler deutlich unter den vergleichbaren Kosten der Krankenhäuser der Bundesländer, Gemeinden und sonstiger Anbieter liegen.

Kreuz-Streit: "Absurde Debatte"
Auf Anfrage nahm Rauch auch zur "Kreuz-Debatte" Stellung. Die Debatte sei letztlich nicht nur unnötig, sondern schlicht absurd, so P. Rauch. Religion sei immer eingebettet in den öffentlichen Raum. Religiöse Zeichen sollten daher auch ganz selbstverständlich öffentlich präsent sein. Die Diskussion dürfe nicht in die Richtung gehen, alle religiösen Symbole zu entfernen, sondern es müsse vielmehr darum gehen, jeder Religion ihren Raum in der Gesellschaft einzuräumen.

Anlass des Festakts in der Hofburg war das 50-Jahr-Jubiläum der "Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs". Der Einladung des Bundespräsidenten waren die Oberen der Österreichischen Männerorden wie auch der für die Orden in der Österreichischen Bischofskonferenz zuständige Bischof Ludwig Schwarz gefolgt.

Die "Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs" war am 12. November 1959 mit Dekret der vatikanischen Ordenskongregation offiziell errichtet worden. Laut einer aktuellen Statistik der Superiorenkonferenz gibt es in Österreich derzeit 85 männliche Ordensgemeinschaften mit insgesamt 1.520 Ordenspriestern und 470 Ordensbrüdern. 35 Prozent aller Priester in Österreich gehören einem Orden an. In der Erzdiözese Wien beispielsweise werden knapp 50 Prozent aller Pfarren von Orden betreut.

Preis der Superiorenkonferenz
Anlässlich des Empfangs beim Bundespräsidenten wurde die Auslobung eines Anerkennungspreises der Superiorenkonferenz für engagierte Leistungen "an der Schnittstelle zwischen Orden und Gesellschaft" angekündigt. Für die Art des Engagements auf sozialem, journalistischem, künstlerischem oder wirtschaftlichem Gebiet gebe es keine Einschränkung. Bewerbungen nimmt die Superiorenkonferenz entgegen. Erstmals soll der Preis im Herbst 2010 verliehen werden.
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
zurück