Gewalt am Arbeitsplatz  

erstellt am
24 11. 09

Hundstorfer: Entwicklungen in Österreich fordern uns zum Handeln auf
Ursachen für Gewalt am Arbeitsplatz bekämpfen
Wien (sk) - "Das Thema 'Gewalt am Arbeitsplatz' war leider lange Zeit ein Orchideenthema, über das nicht gesprochen wurde", erklärte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 23.11. anlässlich der Tagung "Tatort Arbeitsplatz - Gib der Gewalt im Job keine Chance", zum Thema "Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz". Die Tagung wurde von der Arbeiterkammer-Wien und der Gewerkschaft Vida veranstaltet. "Wir müssen uns einerseits damit beschäftigen, wie man das, was gesetzlich möglich ist determinieren und aufarbeiten kann. Andererseits müssen wir versuchen, die Ursachen für Gewalt am Arbeitsplatz zu bekämpfen", betonte Hundstorfer.

"Wir haben in Österreich Entwicklungen, die uns auffordern zu handeln, wie der Wandel der Ursachen bei der Invaliditätspension und der Berufsunfähigkeitspension. Es ist ein richtiger Austausch von Krankheitsbildern festzustellen", betonte Hundstorfer, der weiters erklärte, dass zwar ein positiver Rückgang bei Problemen des so genannten "Stütz- und Bewegungsapparates" zu verzeichnen sei. Dieser Rückgang werde jedoch durch einen gleich hohen Anstieg was psychische Erkrankungen betrifft, "kompensiert".

Psychische Belastungen stärker in den Fokus von Betriebsprüfungen stellen
"Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir mit diesem allgemeinen Aggressionspegel in der Gesellschaft umgehen", so der Sozialminister. Hier sei die Dienstgeberseite massiv gefordert, sei es mit Betriebsvereinbarungen oder sonstigen Maßnahmen des Arbeitsablaufes. "Wir müssen aber auch das Zusammenleben der Beschäftigten neu überdenken", betonte Hundstorfer.
Mit einer Schwerpunktsetzung für die Jahre 2010/11 im Bereich der Arbeitsinspektorate wird versucht, dem Problem "Gewalt am Arbeitsplatz" entgegenzuwirken. Sowohl die ArbeitsinspektorInnen, als auch das Verkehrsinspektorat sollen in Zukunft die psychischen Belastungen stärker in den Fokus der Betriebsprüfungen stellen und das Thema "Gewalt am Arbeitsplatz" stärker fokussieren. "Bei diesem Thema dürfen wir nicht wegschauen", betonte Hundstorfer.

Tumpel: "Es bedarf einer konkreten Umsetzung der Vereinbarungen"
"Gewalt am Arbeitsplatz mit seinen unterschiedlichsten Ausformungen stellt kein neues Problem dar", erklärte Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel, der weiters unterstrich: "Fakt ist jedoch, dass die Zahl der Betroffenen steigt. Es handelt sich nicht nur um physische, sondern auch um psychische Gewalt." So positiv die Rahmenvereinbarungen auf europäischer Ebene auch seien, bedürfe es jedoch einer konkreteren Umsetzung in der österreichischen Betriebswirklichkeit. "Es ist wichtig, dass konkrete Maßnahmen in der Praxis möglich und durchsetzbar sind um diesem Phänomen, welches besonders bedrohlich ist, vehement entgegen zu treten", bekräftigte Tumpel abschließend.

 

Gartelgruber: Raus aus der Opferrolle!
Gewalt an Frauen muss geächtet werden, vor allem fremde Kulturkreise müssen zivilisierte Familienstrukturen entwickeln
Wien (fpd) - "Millionen von Frauen weltweit werden Opfer von Gewalttaten. Dies betrifft nicht nur Entwicklungsländer, auch im Herzen Europas werden noch immer Frauen körperlich und seelisch verletzt und missbraucht. Gewalt innerhalb der Familie und der eigenen vier Wände spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wir müssen alles tun, um den - meist männlichen - Tätern klar zu machen, dass die Gesellschaft ihre Taten ächtet und sie mit harten Strafen rechnen müssen", erklärt FP-Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.

Insbesondere sei es wichtig, Zuwanderern aus fremden Kulturkreisen klarzumachen, dass ihre tradierten Familienstrukturen in Europa nicht geduldet würden: "Genitalverstümmelung an Mädchen, Zwangsverheiratungen und Gewalt 'im Namen der Ehre' haben bei uns keinen Platz. Wer hier in Europa und Österreich leben will, muss sich von diesen Praktiken verabschieden. Allein bei der Genitalverstümmelung gibt es jährlich etwa 8.000 Opfer in Österreich - im gesamten EU-Raum sollen es rund 500.000 sein. Jede betroffene Frau ist eine zu viel!"

 

 Schwentner: Wegschauen verboten bei Gewalt gegen Frauen
Grüne fordern Notwohnungen für Betroffene von Zwangsverheiratung
Wien (grüne) - Anlässlich des morgigen internationalen Tags gegen Gewalt fordert Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen: "Bei Gewalt gegen Frauen ist Wegschauen verboten. Auch dann, wenn Frauen aus Angst Unfälle als Ursache für ihre Verletzungen angeben. Die Erkennung von Gewaltverletzungen durch das medizinische Personal ist bei entsprechender Schulung möglich. Doch dabei brauchen die Beschäftigten im Gesundheitsbereich dringend Unterstützung." Neben der Verankerung von häuslicher Gewalt in der Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe, müsse es auch zu einer Verbesserung bei der Sicherung der Spuren von Gewalteinwirkungen kommen. Denn oft haben Betroffene erst nach dem Abklingen der Verletzungen die Kraft zu einer Anzeige. "Damit es auch bei einer späteren Anzeige einer Gewalttat kein Problem mit der Beweissicherung gibt, muss es bundesweit zu einheitlichen Standards bei der Spurensicherung kommen. Eine klinisch-forensische Ambulanz, die alle Spuren von Gewaltverletzungen ausführlich dokumentiert, gibt es derzeit nur in Graz. Dieses Modell sollte unbedingt auf ganz Österreich ausgedehnt werden" fordert Judith Schwentner.

Einen eklatanten Mangel an Hilfsmöglichkeiten gibt es für Betroffene von Zwangsverheiratung. Aufgrund des unzureichenden Unterbringungsangebots sind diese Frauen großen Gefahren ausgesetzt. "Bis jetzt gibt es weder bundesweite Schutzzentren, noch die seit vielen Jahren versprochene betreute Notwohnung. Derzeit werden die Opfer in Frauenhäusern untergebracht, die diesen Frauen jedoch nicht ausreichend Schutz bieten können. Es kann nicht sein, dass die Verhandlungen von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und der Innenministerin Maria Fekter über die gemeinsame Finanzierung einer Notwohnung jahrelang zu keinem positiven Abschluss kommt", kritisiert Schwentner.

 

Kaske: Nur Spitze des Eisberges ist bekannt
vida startet Sensibilisierungskampagne und fordert Maßnahmen gegen die Gewalt
Wien (vida/ögb) - Die Gewalt im Job nimmt zu. EU-weite Erhebungen gehen davon aus, dass jährlich eine/r von zehn Beschäftigten mit Gewalt am Arbeitsplatz konfrontiert wird. "Trotzdem ist das Thema in vielen Betrieben ein Tabu", sagte vida-Vorsitzender Rudolf Kaske im Rahmen einer Pressekonferenz. Die Beschäftigten in den Verkehrs- und Dienstleistungsberufen seien von der steigenden Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft massiv betroffen. "Das reicht von den ZugbegleiterInnen über die HausbesorgerInnen bis zum Krankenhauspersonal", so Kaske. Von Wirtschaft und Politik will vida "nicht nur schöne Worte, sondern konkrete Maßnahmen" zur Bekämpfung der Gewalt sehen. Die Gewerkschaft selbst startet eine Sensibilisierungkampagne.

Mit dem Internetportal http://www.tatortarbeitsplatz.at und einer österreichweiten Umfrage in mehr als 60 Betrieben mit rund 15.000 Beschäftigten macht vida auf das Problem der Gewalt aufmerksam und erhebt Zahlen und Fakten über die Situation in Österreich. Der ÖGB hat seinen Berufsschutz für Mitglieder um Kostenersatz für Hilfe bei Gewalt im Job erweitert. BetriebsrätInnen bietet vida eine Musterbetriebsvereinbarung gegen Gewalt im Job an sowie Seminare zum Umgang mit Konflikten.

Palette reicht von Beschimpfungen bis zu körperlichen Übergriffen Gewalt im Job umfasst sowohl Gewalt, die duch Vorgesetzte und KollegInnen ausgeht, als auch Gewalt durch KundInnen, KlientInnen, Fahrgästen oder sonstige externe Personen. Die Palette reicht von Beschimpfungen bis zu Psychoterror, Mobbing und körperlichen Übergriffen. Eine erste Blitzumfrage unter 200 vida-BetriebsrätInnen hat ergeben, dass Gewalt im Job schon bei 39 Prozent "ein Thema" gewesen sei. "Die Betriebe setzen bestenfalls punktuell Maßnahmen gegen Gewalt, es fehlt an abgestimmten, umfassenden Leitlinien und Aktivitäten", so die stellvertretende vida-Bundesgeschäftsführerin Renate Lehner.

Betriebe unterschätzen das Problem
Der Kriminalpsychologe und Buchautor Thomas Müller sieht als wichtigen Schlüssel zur Gewaltvermeidung die Verbesserung der Kommunikation in den Betrieben. Firmenchefs müssten sich mehr mit Kommunikation und wertschätzender MitarbeiterInnenführung befassen, sagte Müller im Rahmen der vida-Pressekonferenz.

Die Europäischen Sozialpartner haben sich im April 2007 auf eine freiwillige Rahmenvereinbarung gegen Belästigung und Gewalt geeinigt. Diese Vereinbarung ist auch in Österreich bis April 2010 umzusetzen. Von den Trägern der Unfallversicherung, dem Sozial- und dem Verkehrsministerium erfolgte kürzlich in ihrer gemeinsamen Resolution zur Arbeitsschutzstrategie ebenfalls ein Bekenntnis zur Verbesserung der Hilfestellung gegen Gewalt. "Nun geht es darum, Nägel mit Köpfen zu machen", so Kaske.

Die Forderungen der Gewerkschaft vida:

  • ein klares Bekenntnis der Betriebe nach innen und außen, dass Gewalt nicht toleriert wird.
  • Mehr Prävention: Schulung der Führungskräfte in Konfliktmanagement, regelmäßige Seminare zum Umgang mit Konflikten für die Beschäftigten.
  • Verbesserte Nachbetreuung in den Betrieben inkl. Finanzierung externer Hilfe.
  • Gesetzliches Mobbingverbot inkl. Sanktionen nach Vorbild der Regelung für den öffentlichen Dienst, die derzeit zur Beschlussfassung im Parlament liegt.
  • Mehr Mitsprache des Betriebsrates bei innerbetrieblichen Maßnahmen gegen Gewalt.
  • Verschärfung der gesetzlichen Sanktionen bei physischer Gewalt an ArbeitnehmerInnen im Dienst.
  • Arbeitsinspektorat als Kontrollorgan für jede Form der Gewalt im Betrieb.  

 

Derschmidt: Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem
Katholische Aktion Österreich begrüßt und unterstützt den "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen"
Wien (kap) - Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) begrüßt und unterstützt aktiv den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, der am 25.11. begangen wird. "Gewalt gegen Frauen kommt so häufig vor, wie aktuelle Fälle in letzter Zeit gezeigt haben, dass man von einem gesellschaftlichen Problem sprechen muss", erklärte KAÖ-Präsidentin Luitgard Derschmidt. Insbesondere Gewalt in der Familie trete österreichweit in allen Schichten auf.

"Gute Vorsätze allein genügen nicht", betonte Luitgard Derschmidt: "Es muss die grundsätzliche und feste Bereitschaft vorhanden sein, miteinander in Respekt und Liebe umzugehen". Um hier Fortschritte zu erreichen, müsse man weiterhin für die Gleichstellung von Frauen und Männern eintreten und zu offenen Gesprächen über das Gewaltproblem ermutigen. Die Ursachen der Gewalt seien immer wieder anzuprangern, wie auch der "Rat Europäischer Bischofskonferenzen" (CCEE) und die "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC) in einem gemeinsamen Brief gefordert hätten.

Mit einer eigenen Wandzeitung, die in allen Pfarrgemeinden affichiert wird, verweist die KAÖ darauf, dass Gewalt viele Ausprägungen hat und dass eine differenzierte Wahrnehmung notwendig ist. (Bestellungen: Tel. 01/515.52/36.60, E-Mail: office@kaoe.at).
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
zurück