St. Pölten (nöwpd) - Zehn Jahre nach dem ersten Baubeginn für die Güterzugumfahrung
(GZU) St. Pölten gab es jetzt einen zweiten Spatenstich. Das Umfahrungsprojekt soll bis 2017 fertiggestellt
werden.
Im Mai des Jahres 2000 war die fertig projektierte Umfahrungstrasse für die Bahn, für die auch schon
ein positiver Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorlag, vom damaligen FPÖ-Verkehrsminister
Michael Schmid auf Eis gelegt worden. Jetzt wurde das Projekt im Zuge des Konjunkturpaketes wieder aktiviert. 450
Millionen Euro werden "ab jetzt neu in die GZU investiert", sagte Anton Heinzl (SP), der Vorsitzende
des parlamentarischen Verkehrsausschusses, der Verkehrsministerin Doris Bures bei der Spatenstichfeier vertrat.
Für den rund 24,7 km langen Güterzug-"Bypass" zwischen St. Pölten Ost und Loosdorf sind
insgesamt 862 Millionen Euro veranschlagt worden. Ein guter Teil davon steckt bereits in früher gebauten Trassen-Elementen.
Die GZU wird im Osten von St. Pölten beim Knoten Wagram von der bestehenden Westbahnstrecke abzweigen. Sie
verläuft dann parallel zur S 33 und zur A 1 und wird westlich von St. Pölten beim Knoten Rohr in Loosdorf
in die schon bestehende viergleisige Neubaustrecke der Westbahn wieder einmünden. 23 Brücken werden im
Rahmen dieser Güterzugumfahrung für den Hauptbahnhof in St. Pölten errichtet, ebenso drei Tunnel
mit einer Gesamtlänge von 4,8 km.
"Begonnen wird mit den Unterführungen im Stadtquerungsbereich St. Pölten", so Andreas Matthä,
Vorstandssprecher der ÖBB-Infrastruktur. "Ab 2011 beginnen die Bauarbeiten an der Freilandstrecke und
am 3,5 km langen Pummersdorfer Tunnel", der westlich der Landeshauptstadt beginnt und bis zur Pielach reicht.
Die letzten Teilstücke des Lückenschlusses werden der "Abschnitt West" und der "Knoten
Rohr" sein.
Einig waren sich alle Spatenstecher, dass der Bau dieser Umfahrung ein wichtiges Element der Ost/West-Achse für
Österreich und Europa darstellt. Die neue Westbahn (ohne diesen Bypass rund um St. Pölten und seinen
Innenstadt-Bahnhof) werde schon bis 2012 fertig sein, sagte ÖBB-Manager Matthä. Für St. Pöltens
Bürgermeister Matthias Stadler liegen die Vorteile des Projekts auf der Hand. "St. Pölten wäre
für die neue Bahn ein Nadelöhr geblieben, wir sind bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze",
so Stadler: "Wenn man Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern will und das ist auch
aus ökologischen Gründen sinnvoll -, dann brauchen wir diese Lösung." In Richtung der St. Pöltner
Bürger betonte Stadler auch, dass es zu einem optimalen Lärmschutz kommen werde.
Verkehrslandesrat Johann Heuras sprach von einer Hauptschlagader des Verkehrs, um die es hier geht. Das Bahnprojekt
habe "eine gewaltige Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich". Heuras: "Vieles
ist schon in hoher Qualität vorhanden", künftig solle die GZU "die Güter am Nadelöhr
vorbei führen, um die Menschen besser und rascher bedienen zu können". Heuras verwies auch darauf,
dass in den nächsten fünf Jahren bis 2014 rund 2,8 Milliarden Euro in die Ertüchtigung des öffentlichen
Verkehrs in Niederösterreich investiert werden sollen, unter anderem werden 18 Bahnhöfe im Land im Rahmen
der Bahnhofsoffensive modernisiert; neben dem schon im Bau befindlichen Bahnhof St. Pölten steht beispielsweise
auch der Bahnhof Melk auf der Liste.
Der Nationalratsabgeordnete Anton Heinzl zieht die Kreise noch weiter. 22,5 Milliarden Euro werden bis 2014 in
Österreich in Schiene und Straße investiert, "davon 70 Prozent ins Schienennetz und 30 Prozent
in die Straße". Mit im Gesamtpaket sind auch über 100 gefährliche Kreuzungen der beiden Verkehrsträger,
die in den nächsten fünf Jahren saniert werden sollen. |