Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt angespannt – Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für
Österreich 2009 bis 2011 vom Dezember 2009
Wien (oenb) - Österreichs Wirtschaft wird sich von der tiefsten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg
nur langsam erholen. Nachdem die österreichische Wirtschaft 2009 um 3,5% schrumpfen wird, erwartet die OeNB
in ihrer Prognose vom Dezember 2009 für die Folgejahre eine Rückkehr zu positiven Wachstumsraten. Der
Konjunkturaufschwung wird jedoch verhalten ausfallen. Das für die Jahre 2010 und 2011 prognostizierte Wachstum
beträgt 1,2% bzw. 1,6%. Im Vergleich zur OeNB-Prognose vom Juni 2009 stellen sich die Konjunkturaussichten
deutlich günstiger dar. Die Wachstumserwartungen für 2010 und 2011 wurden um 1,6 bzw. 0,4 Prozentpunkte
angehoben. „Die Revisionen basieren jedoch zum Teil auf temporären Faktoren. Die mittelfristigen Wachstumsaussichten
werden infolge der Finanzkrise nach wie vor als gedämpft eingeschätzt“, kommentiert OeNB Gouverneur Nowotny
die aktuelle Prognose. Die österreichische Wirtschaftsleistung wird Ende 2011 immer noch leicht unter dem
Niveau vor Ausbruch der Krise liegen. Bei Exporten und Ausrüstungsinvestitionen wird es noch länger dauern,
bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden wird.
Exporte gewinnen dank Erholung des Welthandels langsam an Fahrt
Die globale Rezession wurde in erster Linie durch die Exporte, die im Herbst 2008 abrupt eingebrochen sind, nach
Österreich übertragen. Die seit Sommer zu beobachtende allmähliche Erholung des Welthandels führt
bereits wieder zu steigenden Ausfuhren österreichischer Exporteure. Für das Gesamtjahr 2009 sinken die
Exporte jedoch um 12,9%. Im Vergleich zu früheren Aufschwüngen ist mit einer nur moderaten Beschleunigung
des Exportwachstums zu rechnen.
Krise bringt tiefen Einbruch der Ausrüstungsinvestitionen und ausgeprägten Lagerzyklus
Der Einbruch der Exportnachfrage sowie die allgemeine Verunsicherung während der Krise haben 2009
in Verbindung mit Verschlechterungen der Finanzierungsbedingungen zu stark rückläufigen Ausrüstungsinvestitionen
geführt (–12,4%). Gleichzeitig hat der massive Lagerabbau im ersten Halbjahr 2009 entscheidend zum Rückgang
der Wirtschaftsleistung beigetragen. In der zweiten Jahreshälfte sollten deshalb Lagerinvestitionen das Wachstum
kurzfristig beleben.
Steuerreform und automatische Stabilisatoren stützen Konsumwachstum
Der private Konsum nimmt – wenn auch mit niedrigen Wachstumsraten – während des gesamten Verlaufs
der Krise leicht zu. Die im Frühjahr 2009 in Kraft getretene Steuerreform, die Verschrottungsprämie und
der geringe Preisauftrieb im heurigen Jahr stützen die Kaufkraft der privaten Haushalte. Mit dem Auslaufen
dieser aber großteils nur temporär wirkenden Faktoren ist jedoch die Gefahr einer Wachstumsabschwächung
verbunden. Im Jahr 2010 werden die Arbeitnehmerentgelte aufgrund weiter steigender Arbeitslosigkeit und deutlich
schwächerer Lohnabschlüsse stagnieren. Die öffentlichen Transferleistungen helfen jedoch, die Haushaltseinkommen
zu stabilisieren.
Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt über den gesamten Prognosehorizont angespannt
Österreich gehört mit Deutschland zu den Euroraum-Ländern mit der geringsten Zunahme der Arbeitslosigkeit
im bisherigen Verlauf der Krise. Die angesichts der Schwere des Wirtschaftseinbruchs bisher vergleichsweise schwachen
Arbeitsmarktreaktionen haben mehrere Ursachen. Einerseits versuchen viele Unternehmen ihren Beschäftigtenstand
nach Möglichkeit zu halten. Andererseits wurden die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt durch arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen, wie die Kurzarbeit, abgefedert. Für das Gesamtjahr 2009 wird mit einem Rückgang der
Anzahl der unselbstständig Beschäftigten um 1,3% gerechnet. Mit dem Wegfall der teils temporär wirkenden
Faktoren und aufgrund arbeitsmarkttypischer Wirkungsverzögerungen muss aber für 2010 mit einem weiteren
Abbau von Beschäftigten gerechnet werden (-0,6%). Die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition wird von
3,9% im Jahr 2008 auf 4,7% im Jahr 2009 steigen. 2011 ist mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 5,4%
zu rechnen.
Inflation bleibt infolge der Krise niedrig
Die HVPI-Inflationsrate wird in den nächsten Monaten graduell ansteigen. Für das Gesamtjahr 2009 wird
die HVPI-Inflationsrate gemäß Prognose nur 0,5% betragen und im Jahr 2010 auf 1,5% steigen. Für
2011 wird eine nur geringfügige Beschleunigung auf 1,6% erwartet. Dieser Verlauf wird wesentlich durch die
Entwicklung der Energiepreise und in geringerem Ausmaß durch die Nahrungsmittelpreise geprägt. Die nach
wie vor gedämpften Konjunkturaussichten und ein erwarteter Rückgang des Lohnwachstums im Jahr 2010 wirken
zusätzlich dämpfend auf die Inflation im Industriegüter- und Dienstleistungssektor.
Starker Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Defizits
Die Auswirkungen der Krise werden durch eine international abgestimmte expansive Fiskalpolitik abgefedert. Die
von der österreichischen Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen üben einen positiven Effekt auf
das BIP-Wachstum von rund 1 Prozentpunkt im Jahr 2009 und rund 0,7 Prozentpunkten für 2010 aus. Durch die
diversen Stimulierungsmaßnahmen und vor allem durch die Wirkung der automatischen Stabilisatoren wird
das gesamtstaatliche Defizit 2009 auf etwas über 4 % des BIP und 2010 auf rund 5 1/2 % des BIP steigen (2008:
0,4 % des BIP). Die öffentliche Verschuldung steigt auf nicht ganz 77 % des BIP im Jahr 2011. |