Viele Krankenhausbetten und hohe Ärztehonorare machen das System teuer – Ausgaben für
Prävention gering – ungesunde Lebensweise bei Jugendlichen
Berlin/Paris (oecd) - Österreich hat ein leistungsfähiges Gesundheitssystem, das eine
Versorgung für nahezu die gesamte Bevölkerung gewährleistet. Allerdings gibt Österreich im
Vergleich zu anderen Ländern, die eine ähnlich breite Versorgung gewährleisten, viel Geld für
sein Gesundheitssystem aus. Wichtige Kostenfaktoren in Österreich sind viele Krankenhausbetten und relativ
hohe Ärztehonorare. Dies geht aus der internationalen Vergleichsstudie Gesundheit auf einen Blick der Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die heute in Paris veröffentlicht wurde.
So gab Österreich im Jahr 2007 10,1 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Gesundheitsversorgung
aus. Das ist der siebt höchste Wert in der OECD. Auch die Ausgaben pro Kopf liegen kaufkraftbereinigt um 26
Prozent über dem OECD-Schnitt. Allerdings sind in Österreich, anders als in den meisten anderen Ländern,
die Gesundheitsausgaben nicht schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung und das bei einer vergleichsweise
rasch alternden Bevölkerung. Liegt Österreich bei den Gesundheitsausgaben innerhalb der OECD an 7. Stelle,
steht es bei der Lebenserwartung nur an Platz 13. „Alle Länder können die Leistungen ihres Gesundheitssystems
verbessern. Solche Verbesserungen bedeuten nicht unbedingt höhere Ausgaben“, sagte OECD-Generalsekretär
Angel Gurría.
Vor allem Jugendliche haben in Österreich einen deutlich ungesünderen Lebenswandel als in anderen OECD-Ländern.
In keinem anderen OECD-Land ist unter den 15-Jähringen der Anteil der Raucher so hoch wie in Österreich.
Besonders deutlich ist der Abstand zu anderen Ländern bei Mädchen. Nach Dänemark, Großbritannien
und Finnland berichten in keinem andern OECD-Land mehr Jugendliche über Alkoholexzesse. 36 Prozent der Mädchen
und 41 Prozent der Jungen in Österreich im Alter von 15 Jahren geben an, schon mindestens zwei Mal im Leben
betrunken gewesen zu sein.
Abgesehen von Finnland gibt es kein Land in der OECD in dem weniger Jungen regelmäßig Obst essen als
in Österreich (Mädchen an acht letzter Stelle). Gleichzeitig hat sich bei den Jungen der Anteil der Fettleibigen
in den vergangen Jahren fast verdoppelt und ist damit so schnell gestiegen wie in keinem anderen OECD Land, für
das diese Daten vorliegen. Insgesamt liegt bei den Jungen jetzt der Anteil der Fettleibigen über dem OECD-Schnitt.
Unter Erwachsenen ist der Anteil der Fettleibigen dagegen geringer als im OECD-Schnitt und hat in den vergangen
Jahren nur langsam zugenommen. Auch liegt der Anteil der Raucher liegt mit gut 23 Prozent etwa im OECD-Durchschnitt,
er ist aber bei den Frauen gestiegen, während die meisten Länder bei beiden Geschlechtern einen deutlichen
Rückgang der Raucher verzeichnen. Beim Alkoholkonsum liegt Österreich mit 12,9 Liter je Einwohner über
15 Jahre und Jahr nach Luxemburg, Irland, Ungarn und Frankreich an 5. Stelle in der OECD.
Die Ausgaben für öffentliche Gesundheits- und Präventionsprogramme etwa gegen Alkohol- oder Tabakkonsum
liegen mit 1,9 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben deutlich niedriger als im OECD-Mittel (3,0 Prozent). Kanada
gibt 7,3 Prozent seines Gesundheitsbudgets, Finnland 5,8 Prozent und die Niederlande 5,1 seines Gesundheitsbudgets
für solche Programme aus. |