7 neue Vermittlungsprogramme für Schülerinnen und Schüler in den Bundesmuseen
Wien (bmukk) - Am 1.Jänner geht es los: Der Gratis-Eintritt für Kinder und Jugendliche für
die Bundesmuseen startet! Diese wichtige Maßnahme ermöglicht allen jungen Menschen bis zur Vollendung
des 19.Lebensjahres unbegrenzten Zugang zu den Bundesmuseen und der Nationalbibliothek.
In folgenden Häusern gilt der Gratis-Eintritt ab 1.Jänner:
- Albertina
- Belvedere
- Kunsthistorisches Museum (mit Museum für Völkerkunde und Österreichischem Theatermuseum)
- MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
- MUMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
- Naturhistorisches Museum
- Technisches Museum Wien
- Pathologisches Museum
- Nationalbibliothek
Die Bundesregierung ersetzt den Museen die entgangenen Eintritte und investiert alleine im Jahr 2010 3,1 Millionen
Euro in dieses Projekt.
In den vergangenen Jahren besuchten im Schnitt jährlich über 730.000 Kinder und Jugendliche die Bundesmuseen.
Ziel dieser Maßnahme ist eine deutliche Steigerung dieser Zahl.
„Der Gratis-Eintritt ist von unschätzbarer kulturpolitischer und bildungspolitischer Bedeutung. Wir öffnen
die Sammlungen Österreichs für die Kinder und Jugendlichen und ermöglichen somit allen jungen Menschen
ohne soziale Barrieren den Zugang zu den größten Schätzen unserer Republik. Keine Schulklasse muss
in Zukunft einen Museumsausflug absagen, weil die Eltern mancher Kinder keinen Eintritt zahlen können oder
wollen. Keine Familie mit mehreren Kindern muss sich am Wochenende überlegen, ob der Eintritt für die
gesamte Familie nicht doch zu hoch ist. Die Museen sind ab 1.Jänner für alle jungen Menschen als Ort
des Wissens und der Begegnung offen“, so Kulturministerin Claudia Schmied.
In direkter Verbindung mit diesem kulturpolitischen Meilenstein startet das Bildungsministerium mit 1.Jänner
eine Vermittlungsoffensive für Schülerinnen und Schüler. Zahlreiche neue Führungen, Aktivitäten
und Vermittlungsangebote sollen den jungen Gästen der Bundesmuseen die Museumsangebote näher bringen.
Das Kulturministerium stellt hierfür über den Verein Kulturkontakt Austria im Jahr 2010 zusätzliche
600.000 Euro zur Verfügung.
„Der Gratis-Eintritt ist eine wichtige Maßnahme. Aber: Um noch mehr Nachhaltigkeit zu schaffen, bedarf es
auch innovativer Vermittlungangebote der Museen. Erst durch anregende Führungen, Mitmach-Projekte oder Schwerpunktprogramme
für spezielle Bevölkerungsgruppen werden Kinder und Jugendliche langfristig für die Sammlungen Österreichs
begeistert werden. Die 17 geförderten Projekte werden Kunst und Kultur in die Herzen vieler Kinder und Jugendlicher
tragen“, so Schmied.
Nachdem in den vergangenen Wochen alle Bundesmuseen die Möglichkeit hatten, Projekte für diese Offensive
einzureichen, tagte am Freitag 18.12. ein unabhängiger Beirat um jene Projekte der Museen für das erste
Halbjahr 2010 auszuwählen, mit denen die Vermittlungsoffensive bereits am 1.Jänner starten wird.
Insgesamt wurden 17 neue Vermittlungsprojekte für das erste Halbjahr mit einem Volumen von 307.000 Euro genehmigt.
Der zweite Durchgang für das zweite Halbjahr findet im Mai und im Juni 2010 statt.
Die 17 neuen Vermittlungsprojekte des ersten Durchgangs sind:
Albertina
- Mit dem „Albertina Atelier Mobil“ stellt die Albertina ab März 2010 Vermittlungsmaterialien für 6
– 19jährige SchülerInnen kostenlos zur Verfügung, die die Habsburgischen Prunkräume ohne Vermittlerin
kennenlernen wollen.
Ein Möbelstück wird mit Informationsblättern, Arbeitsaufträgen, Suchspielen und Rätselrallyes,
Bilderpuzzles, Memories sowie Clipboards, Stiften, Papier, Stoffen etc. ausgestattet. Assoziationen, Gedichte,
Zeichnungen oder Collagen, die entstehen, können in eine Kunstmappe eingelegt werden und sind damit für
alle BesucherInnen einsehbar.
Fotografien, Lagepläne, Audio-Files mit Erklärungen, Informationsblätter, Arbeitsaufträge und
die entsprechenden Einsatz-Anleitungen stehen parallel dazu im Internet zum Download zur Verfügung. Außerdem
wird ein eigener Webspace in Form eines virtuellen Ausstellungsraums für die SchülerInnen zum Hochladen
ihrer Arbeiten eingerichtet.
- In Kooperation mit der 7. Klasse der AHS Kenyongasse, 1070 Wien, erarbeitet die Albertina unter dem Titel „Albertina
for You & Me!“ einen Multi-Media-Guide für die Sammlung Batliner, der sich an andere SchülerInnen
ihres Alters wendet.
Ab Februar 2010 erhalten die SchülerInnen Führungen, Literatur und Abbildungen zur Sammlung Batliner.
Nachdem sie eine Auswahl der für sie interessantesten Werke getroffen haben, erarbeiten sie mit Unterstützung
der LehrerIn und der KunstvermittlerInnen in der Schule Texte, Kommentare, Interviews oder Filme zu den ausgewählten
Arbeiten. Das Endergebnis wird ab Juli 2010 als Multi-Media-Guide im Apple-Store bzw. auf der Museums- und der
Schulwebsite zum Download zur Verfügung stehen sowie auf multimediafähigen Mobiltelefonen verwendbar
sein.
Belvedere
- 1.) Das Belvedere bietet sich unter dem Titel „Das geht mich was an!“ von Februar bis Juni 2010 jungen Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund als Diskussionsort zum Thema kulturelle Vielfalt und Identität an.
Um an den Alltag der SchülerInnen anzuknüpfen, führen zunächst Exkursionen zu Spuren des
Belvedere in den Wohnbezirken der 13 – 16jährigen SchülerInnen der Europäischen Mittelschule Neustiftgasse,
1070 Wien.
Erst danach besuchen die SchülerInnen die Sammlung des Belvedere, die Prinz-Eugen-Schau und die Ausstellung
„tanzimat“. Gemeinsam mit Kunstschaffenden aus Österreich und Südosteuropa gestalten die VermittlerInnen
Raum und Zeit für Gespräche über kulturelles So- und Anderssein, Migration, Religion, Freiheit und
Gleichheit.
Die SchülerInnen wählen anschließend Kunstwerke aus und kommentieren diese unter Berücksichtung
ihres kulturellen Hintergrundes. Sie erarbeiten eine mehrsprachige Ausstellung und führen ihre MitschülerInnen
und Eltern in ihre Sichtweise ein. Sie werden mit einem Zertifikat zu KulturbotschafterInnen ernannt.
In der Folge werden die Inhalte der SchülerInnen-Führung in ein neues Vermittlungsangebot des Belvedere
einfließen.
Die Belvedere-Bezüge in allen Wiener Bezirken werden in einem Katalog veröffentlicht und stehen allen
LehrerInnen unabhängig vom Vermittlungsprogramm auch im Internet zum Download zur Verfügung.
- 2.) Mit „Im Atelier – Open Art Hours“ stellt das Belvedere 14 – 18jährigen SchülerInnen einen Raum
zum Experimentieren mit Kunst zur Verfügung. In Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste wird
ab Jänner 2010 ein „Buddy“-System aufgebaut. Die SchülerInnen lernen zunächst die Lebenswelt ihrer
Buddies, der Studierenden, kennen. Danach arbeiten sie, unterstützt von den Buddies und angeregt von der Sammlung
des Belvedere, an der Umsetzung selbstgestellter Themen im Atelier. Am Schluss besprechen sie ihre Arbeiten und
erstellen einen Bericht für die Website des Belvedere.
- 3.) „Kunst macht schlau“ subsumiert didaktische Materialien des Belvedere für Volksschulen, die sowohl
während des Museumsbesuchs als auch im Unterricht eingesetzt werden können.
In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe aus LehrerInnen und VermittlerInnen wird von März bis Juni
2010 eine Material-Mappe mit Informationsblättern, einem „Schnellkurs Kunstgeschichte“, Interpretationshilfen,
Arbeitsblättern für den Museumsbesuch, Overheadfolien, Spielen und Anregungen für kreative Arbeiten
entwickelt. Nach dem praktischen Einsatz wird das Material evaluiert.
Ab September 2010 steht das Vermittlungsmaterial auch zum Download im Internet zur Verfügung.
Kunsthistorisches Museum
- „Entdeckungsreisen für blinde und sehschwache Kinder und Jugendliche“ biete das KHM ab September 2010
an. Dazu notwendig ist die Herstellung von 2D-Reliefs von Gemälden und Kunstwerken. Im Rahmen von Führungen
kommen darüber hinaus auch passende Alltagsgegenstände und Materialmuster für weitere taktile Erfahrungen
zum Einsatz. Eine Informationsveranstaltung für Schulen für blinde und sehschwache Kinder und Jugendliche
aller Altersstufen und einschlägige Vereine sowie Folder in Braille-Schrift und in herkömmlicher Form
sorgen für die Bekanntmachung des neuen Angebots.
- „Schüler planen eine Ausstellung“ mit selbst ausgewählten (alltäglichen) Objekten und lernen
dabei in Workshops im KHM, welche professionellen Vorgehensweisen dazu notwendig sind: Konzepterstellung, „wissenschaftliche“
Recherchen, Leihgaben, Sponsorensuche, Ausstellungsarchitektur, Farbauswahl, Aufstellung/Hängung, Beleuchtung,
Beschriftung, PR, Vermittlung etc. 13 – 17jährige SchülerInnen der AHS Rahlgasse, 1060 Wien haben sich
im September 2009 auf diesen Prozess eingelassen und werden ihn mit ihrer Ausstellung von 15.9. – 31.10.2010 im
Bassano-Saal des KHM abschließen. Die Begleitpublikation soll als Leitfaden für künftige Projekte
dieser Art dienen.
- „Wien heute und zur Zeit Maria Theresias“ können Schulklassen ab Februar 2010 speziell im Rahmen der Wien-Aktion
mit Hilfe des KHM näher kennenlernen:
13 Veduten von Canaletto zeigen den städtebaulichen Zustand Wiens im 18. Jahrhundert und das Leben in Wien
anhand von Staffage-Figuren. Geführte Bildanalysen für alle Altersstufen werden mit Besichtigungen an
den Originalschauplätzen in der Wiener Innenstadt bzw. bei Schloss Schönbrunn kombiniert. Eigenes Fotografieren
und das Basteln von Lochkameras ermöglichen die Beschäftigung mit Blick und Bildkomposition als zusätzliche
Dimension.
Materialien zur Vor- und Nachbereitung des Themas in Form von Abbildungen der Veduten, aktuellen Fotografien
der Originalschauplätze und Texterläuterungen werden auch im Internet zum Download zur Verfügung
gestellt.
Österreichisches Theatermuseum (zum KHM zugehörig)
- „Fremd unter Fremden“ fühlen sich nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, sondern alle
Menschen in unbekannten Situationen. Diesen Umstand greift das theater- und museumspädagogische Projekt des
Österreichischen Theatermuseums im Sommersemester 2010 auf und setzt ihn in Beziehung zur Sonderausstellung
„Thomas Bernhard und das Theater“ und Bernhards Textpassagen zu Fremdenfeindlichkeit und verwandten Themen. Nach
zwei Fortbildungsterminen für die LehrerInnen folgen zwei Workshops für 12 Klassen der 8. bis 11. Schulstufe
aus unterschiedlichen Schultypen. Eltern und Großeltern werden mit ihren Fremdheitserfahrungen in die Arbeit
miteinbezogen. Nach intensiven Weiterarbeiten in der Schule findet im Juni 2010 ein großer theatraler Abschlussevent
im Museum statt.
MAK
- Das MAK arbeitet im Jahr 2010 an der „Erweiterung der kunsthistorischen Betrachtungsweise durch einen Materialschwerpunkt“
und wendet sich damit explizit an Berufsschulen und berufsbildende Schulen.
In 6 Modulen steht die Vermittlung von Ästhetik und kulturgeschichtlicher Bedeutung von Holz, Metall, Textil,
Porzellan, Glas und Keramik im Mittelpunkt. Vor allem auch die nicht sichtbaren, haptischen Qualitäten sollen
durch Materialproben, Verarbeitungsproben, Modelle etc. im Rahmen von Führungen erschlossen werden, Lernunterlagen
und Präsentationsmittel ergänzen das Angebot. Die Einbeziehung von wertvollen Sammlungsobjekten mit internationaler
Herkunft soll die gezielte Ansprache von Personen mit Migrationshintergrund erleichtern.
Die 14 – 18jährigen SchülerInnen werden je nach ihrer Fachausbildung und ihrem Vorwissen gezielt angesprochen,
eine vereinfachte Version der Module soll auch für die Sekundarstufe I entwickelt werden. Nach einer Evaluation
durch Test-Klassen sollen die Vermittlungsmodule in das Regelangebot des MAK übergehen.
MUMOK
- Mit „Box it!“ stellt das MUMOK LehrerInnen Informationsmaterial und Anregungen zu generellen
Fragen der modernen und zeitgenössischen Kunst nach Schulstufen gestaffelt zur Verfügung. Die Materialien
werden von KuratorInnen, VermittlerInnen, PädagogInnen und KünstlerInnen gemeinsam entwickelt. Durch
die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen ist eine unkonventionelle Herangehensweise an museumsdidaktische Themen
und Gestaltung der Materialen möglich. Die Materialien werden von einer Partnerschule evaluiert. Sie stehen
ab September 2010 zum Download im Internet bereit und können dort in einem Forum oder Blog diskutiert werden.
- „Jetzt übernehmen wir!“ heißt es für jene Volksschulkinder, die im Rahmen der Nachmittagsbetreuung
im Sommersemester 2010 das MUMOK kennenlernen und sich mit ihren Interessen und Fragen in das Museum einschreiben.
Sie können ihre Entdeckungen im Atelier in unterschiedlichen Medien von Infoblättern bis zu Bild- und
Toncollagen für Multi-Media-Guides kreativ umsetzen und für andere BesucherInnen sichtbar machen.
- Volksschulkinder und Erwachsene (etwa Großeltern, Großtanten und Großonkel) gehen 2010 gemeinsam
auf „Sehreise“ durch das MUMOK. Die Kinder, besonders solche mit Migrationshintergrund, werden ermutigt, Personen
aus ihrer eigenen Familie einzuladen. Im Atelier erarbeiten sie Werkszeuge und Utensilien, die sie für einen
Ausstellungsbesuch für notwendig halten. Nach dem Besuch der Ausstellung, dem Ausprobieren der Materialien
und dem Gespräch über die Kunstwerke arbeiten die Gruppen gemeinsam im Atelier. Das Projekt wird von
einem ExpertInnenteam begleitet und in Reflexionsrunden dokumentiert.
Naturhistorisches Museum
- SchülerInnen ab der 5. Schulstufe können ab September 2010 im NHM unter dem Titel „Objekt-Thema-Meinung“
herausragende Museumsexponate unter die Lupe nehmen, erforschen und anschließend ihren MitschülerInnen
erläutern und präsentieren.
Nationalbibliothek
- Auf der Basis des bereits laufenden Pilotprojektes „Wissenswelten. Kinder entdecken die Nationalbibliothek“
findet eine Weiterentwicklung dieser erlebnisorientierten Führungen und Workshops für Schulklassen, vor
allem für die Neue Mittelschule, statt.
Technisches Museum
- Mit „Hereinspaziert“ lädt das Technische Museum VolksschülerInnen mit Migrationshintergrund
in seine Räume ein, um ihre Museumskompetenz zu erweitern. In 5 Workshops bis Juni 2010 werden mit LehrerInnen
für den muttersprachlichen Unterricht, SprachförderlehrerInnen und einer Erziehungswissenschafterin bestehende
Barrieren ausfindig gemacht und ein neues Angebot für Klassen mit vielen Kindern mit nicht deutscher Muttersprache
entwickelt. Im Wintersemester wird das Angebot in Kooperation mit der VS Ortnergasse, 1150 Wien getestet und evaluiert,
um dann implementiert zu werden.
- Das Projekt „MOVE – Vielfalt schwingt im Einklang“ stellt den Begriff „Bewegung“ in den Mittelpunkt der Vermittlungsarbeit
mit der Klasse 1B der Kooperativen Mittelschule Kinkplatz. Die Ressourcen des Technischen Museums sollen für
künstlerisch-kreative Prozesse genutzt werden. Ausgehend von der Technik erfährt Bewegung durch die Begleitung
einer/s Tanzpädagogin/en eine neue Bewertung. Die SchülerInnen finden zu neuen Ausdrucksformen, die nicht
der Sprache unterliegen und können ihre Vielfalt kreativ nutzen.
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