Forschungsausschuss befasst sich mit Forschungsstrategie
Wien (pk) - Im Rahmen der Aktuellen Aussprache befasste sich der Forschungsausschuss des Nationalrats
in seiner Sitzung vom 16.12. mit der österreichischen Forschungsförderung. Zu diesem Behufe waren Harald
Dossi vom Bundeskanzleramt und Silvia Janik vom Finanzministerium von der diesbezüglichen Steering Group der
Bundesregierung als Experten geladen.
Dossi erklärte, Ziel der Arbeiten der Steering Group sei es, die Ziele einer österreichischen FTI-Strategie
zu formulieren und dies auch bereits mit ersten Umsetzungsschritten zu verbinden. Zu diesem Zweck habe man ressortübergreifend
Repräsentanten von BKA, Wissenschafts-, Verkehrs-, Unterrichts-, Wirtschafts- und Finanzministerium zusammengezogen,
wobei diese Gruppe unter der Leitung des Bundeskanzlers und des Finanzministers steht. Die operative Arbeit geschehe
durch Verkehrs- und Wissenschaftsministerium.
Die strategische Steuerung dieses Prozesses habe die Steering Group übernommen, zu welchem Zwecke fünf
Arbeitsgruppen gebildet wurden. Die erste befasse sich dabei mit den Schwerpunkten der FTI. Dabei gehe es um Schwerpunktfelder
und um die große Linie dieser Strategie in ihrer internationalen Dimension. Die zweite befasse sich mit Strukturfragen,
der Grundlagenforschung und der Forschungsinfrastruktur. Die dritte setze sich mit Bildung und Gesellschaft unter
besonderer Berücksichtigung der perspektivisch erforderlichen Humanressourcen auseinander. Die vierte beleuchte
das Themenfeld FTI und Wirtschaft, die fünfte habe Governance und Finanzierung zum Inhalt.
Alle Arbeitsgruppen hätten sich bereits mehrmals getroffen, wobei man auch auf frühere Arbeiten zurückgreifen
könne. Noch vor Weihnachten solle es Zwischenberichte der Arbeitsgruppen geben, die sodann in einen Zwischenbericht
an den Ministerrat zusammengeführt werden sollen. Bis zum Sommer solle die erwünschte Gesamtstrategie
vorliegen.
Janik verwies darauf, dass man sich im Zuge einer Systemevaluierung das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente
ansehen müsse, um festzustellen, ob öffentliche Gelder effizient eingesetzt werden. Im Zuge dieses Prozesses
habe sich gezeigt, dass es an einer Gesamtstrategie mangle, die nun erarbeitet werde, auch unter Einbeziehung der
Ergebnisse des Forschungsdialogs und internationaler Erkenntnisse. Es gelte die Schwachstellen im gegenwärtigen
System von FTI zu analysieren und an deren Optimierung zu arbeiten.
Die Ziele einer FTI-Strategie der Bundesregierung gelte es sehr fokussiert zu formulieren, um sodann die erforderlichen
Umsetzungsschritte darauf auszurichten. Eine Gesamtstrategie müsse konsequent, kompetent, konsensual, konvergent
und persistent sein, schloss Janik.
Bundesministerin Doris Bures meinte, ein Überblick über die Ausgangslage sei nötig gewesen, um geeignete
Strategien entwickeln zu können. Daher habe man diesen Weg eingeschlagen. Man könne auf einer positiven
Basis aufbauen, müsse aber jetzt optimalen Input einbringen, um optimalen Output zu erzielen. Dazu seien stärkere
Schwerpunktsetzungen erforderlich, an denen nun gearbeitet werde.
Konkret sei die Erreichung der 4 %-F&E-Quote nur durch enge Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft möglich.
Daher setze man auf eine entsprechend Abstimmung, denn nur im Gleichklang sei positive Dynamik zu erwarten. Die
Bundesregierung bekenne sich zu diesem Prozess und räume ihm entsprechende Priorität ein. Nun gelte es
diesen Prozess unter aktiver Einbindung des Parlaments zu vertiefen, denn auf diesem Gebiet brauche man die breitest
mögliche Unterstützung im Interesse des Wirtschaftsstandorts.
Bundesminister Johannes Hahn bezeichnete die FTI-Strategie als die in Papier gegossene Zukunft des Landes. Man
habe sich dabei nicht auf einige wenige Punkte beschränkt, sondern auf eine Gesamtstrategie abgestellt, weshalb
es nötig sei, entsprechende Schwerpunktsetzungen zu formulieren.
Der Minister ging auf Details zur Grundlagenforschung ein und thematisierte die transnationale Forschung. Eine
große Herausforderung sei nach wie vor, wie man von den Grundlagen- zur angewandten Forschung gelange, denn
gerade hier brauche es eine gesunde Balance. Insgesamt sei man gut unterwegs, müsse aber in manchen Bereichen
entsprechende weitere Schritte setzen, schloss der Minister.
Abgeordneter Kurt Gartlehner (S) sprach von einem ganz wichtigen Prozess für den Wirtschaftsstandort Österreich.
Es gebe in Österreich durchaus funktionierende Strukturen, man müsse aber das Gesamtsystem stärken,
um für die Zukunft gewappnet zu sein. Der eingeschlagene Weg sei daher der richtige, wobei man insbesondere
auf den Bildungsbereich nicht vergessen dürfe, da im Bereich der Humanressourcen derzeit noch Schwachpunkte
zu konstatieren seien.
Abgeordneter Martin Graf (F) befand es zwar als gut und richtig, an einer derartigen Strategie zu arbeiten, wie
es ja auch im Regierungsprogramm avisiert worden sei, doch sei zu bemängeln, dass das Parlament nicht in diesen
Strategieprozess eingebunden wurde. Interessant sei weiters, dass BKA und BMF und nicht etwa die entsprechenden
Fachressorts die Leitung übernommen hätten. Es wäre nicht unwichtig zu erfahren, wer wie wo eingebunden
ist.
Graf ging auf die Besonderheiten der heimischen Forschungslandschaft ein und hielt dabei fest, dass man sich darauf
verständigt habe, gewisse Forschungsbereiche - etwa die Atom- oder Genforschung - außer Acht zu lassen
und die Schwerpunkte anders zu legen. Das müsse man dann aber auch bei Vergleichen mit anderen Ländern
entsprechend berücksichtigen.
Abgeordneter Rainer Widmann (B), der ebenfalls auf eine stärkere Einbindung des Parlaments pochte, hielt die
bisherige Forschungspolitik für nicht geeignet, den Zukunftsherausforderungen gerecht zu werden. Er vermisste
insbesondere eine Fokussierung auf den Exzellenzbereich und eine Verknüpfung mit der angewandten Forschung.
Abgeordnete Karin Hakl (V) konnte sich angesichts der Notwendigkeit, rasch auf ständig sich ändernde
Rahmenbedingungen zu reagieren, mehr Autonomie für FWF und FFG vorstellen. Ziel müsse es sein, mit begrenzten
Mitteln das Beste zu erreichen und vor allem die KMU forschungsfreundlicher zu machen. Sie wies überdies auf
die Schwierigkeiten der Betriebe hin, Kredite für Forschungsprojekte zu erlangen und regte die Schaffung eines
Risikokapitaltopfes an, um der, wie sie sagte, in Österreich in diesem Bereich vorherrschenden "doppelten
und dreifachen Hosenträgermentalität" entgegen zu wirken.
Abgeordneter Christoph Matznetter (S) gab zu bedenken, das Finanzierungsproblem werde man auf Bankenebene nicht
lösen können. Es gelte vielmehr, neue Formen der Finanzierung zu finden, die es erlauben, den Firmen
Eigenkapital zuzuführen, ohne mit der Bedingung verknüpft zu sein, "morgen schon Kasse zu machen".
Bundesministerin Doris Bures betrachtete die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft als entscheidend und trat
weiters für klare Schwerpunktsetzungen im Bereich der wirtschaftsnahen, angewandten Forschung ein, um mit
innovativen Produkten Marktfähigkeit zu erlangen.
Bundesminister Johannes Hahn hielt es ebenfalls für vorrangig, innerhalb der Förderungsinstrumente Schwerpunkte
festzulegen, die dann auch in entsprechende Programme umgegossen werden können. Was das Humankapital betrifft,
meinte er, es bestehe für Österreich kein Grund, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. So verzeichne
Österreich bei den postsekundären Abschlüssen nach Irland den zweithöchsten Wert in Europa
und habe im internationalen Vergleich in dieser Ausbildungsgruppe eine gerade sensationell niedrige Arbeitslosigkeit.
Vertagt wurden im Anschluss an die Aussprache zwei Anträge des Abgeordneten Rainer Widmann (B) betreffend
Sicherstellung ausreichender Mittel für den FWF und die FFG. Ebenfalls vertagt wurden eine Initiative des
Abgeordneten Norbert Hofer (F) betreffend eine Verpflichtung der Hersteller von Mobiltelefonen zur Angabe des SAR-Wertes
sowie ein Vorstoß des Abgeordneten Gerhard Deimek (F) auf automatische Kostenkontrolle und Kosteninformation
bei den Jugend-Handytarifen. |