Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2009-2011
Verhaltene Wirtschaftsbelebung
Wien (ihs) - Seit einigen Monaten weist die konjunkturelle Dynamik in den großen Ökonomien
wieder nach oben, wobei allerdings das Produktionsniveau noch deutlich unter den Vorkrisenwerten liegt. Die schwerste
weltweite Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg scheint überwunden zu sein. Im dritten Quartal 2009 erhöhte
sich die Wirtschaftsleistung in den USA gegenüber dem Vorquartal um 0.7 %, nach vier Quartalen mit negativen
Wachstumsraten. In der Euro-päischen Union ist das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0.3 % gestiegen, im
Euroraum betrug der Anstieg 0.4 %. Positive Signale gehen vor allem von Asien aus, wobei sich insbe-sondere die
chinesische Wirtschaft gut entwickelt. Die Maßnahmen der Notenbanken, Regie-rungen und internationalen Institutionen
haben zur Stabilisierung des Finanzsektors wesent-lich beigetragen. Die weltweiten staatlichen Konjunkturprogramme
und die niedrigen Leit-zinsen stützen die Konjunktur. Stimmungsindikatoren und Auftragseingänge deuten
darauf hin, dass sich die positive konjunkturelle Dynamik auch zu Jahresende 2009 fortsetzt. Das Institut geht
aber nicht davon aus, dass nunmehr ein starker selbsttragender Aufschwung ein-setzt. So folgten in der Vergangenheit
auf realwirtschaftliche Krisen, die mit Finanzkrisen ver-bunden waren, nur verhaltene Aufschwünge. Temporär
belebende Effekte (z. B. Lageraufbau, Verschrottungsprämie) fallen in den nächsten Monaten weg. Die notwendigen
Konsolidie-rungsmaßnahmen bei den öffentlichen Haushalten sowie verschärfte Finanzierungsbedingun-gen
dämpfen das Wachstumspotenzial.
Nach vier Quartalen mit deutlichen Rückgängen der Wirtschaftsleistung legte das BIP in Österreich
gegenüber dem Vorquartal laut den Daten der vorläufigen Quartalsrechnung um 0.5 % zu. Im Vorjahresvergleich
ergibt sich noch ein Rückgang um 2.9 %. Insbesondere der Export profitierte von den verbesserten weltwirtschaftlichen
Bedingungen. Vor diesem Hinter-grund schrumpft laut Prognose das österreichische BIP im Jahresdurchschnitt
2009 um 3.7 %. Für das kommende Jahr erwartet das Institut ein moderates Wachstum von 1.3 %, für 2011
wird eine Wachstumsrate von 1.7 % prognostiziert.
Dieser Prognose liegt folgende Einschätzung des internationalen Konjunkturbildes zugrunde. Nach einer Schrumpfung
um 2.5 % im Jahresdurchschnitt 2009, gewinnt die Wirtschafts-leistung in den USA deutlich an Fahrt und das BIP
steigt in den Jahren 2010 und 2011 um 2.4 % bzw. 2.6 %. Im Euroraum wird die konjunkturelle Dynamik schwächer
ausfallen. Ausge- hend von einem Wirtschaftsrückgang um 3.9 % 2009, werden Wachstumsraten von 1.1 % und 1.7
% erwartet. Mit 1.2 % und 2.2 % bleibt das Wachstum in Mittel- und Osteuropa ver-halten.
Weiterhin bestehen beträchtliche Risiken für die Konjunktur. Für das kommende Jahr besteht eher
ein Aufwärtsrisiko. Die verbesserten weltwirtschaftlichen Bedingungen könnten über ver-stärktes
Konsumenten- und Unternehmervertrauen eine stärkere Wirtschaftsbeschleunigung auslösen. Insbesondere
in mittelfristiger Sicht bestehen aber deutliche Abwärtsrisiken. Die Bedingungen auf den Finanzmärkten
haben sich zwar stabilisiert, aber durch die realwirt-schaftliche Krise verursachte hohe Kreditausfälle könnten
den Bankensektor belasten und über ungünstigere Finanzierungsbedingungen die Realwirtschaft negativ beeinflussen.
Die hohe Arbeitslosigkeit im Verein mit Vermögenseffekten könnte den Konsum der privaten Haushalte nachhaltig
dämpfen.
Mit einem Wachstum um 0.3 % im Jahresdurchschnitt stützt der private Konsum heuer die Wirtschaftsentwicklung
in Österreich. Belebend auf die Realeinkommen wirken die hohen Lohnabschlüsse, die geringe Inflation
und die Steuerreform. Allerdings ist auch die Sparquote deutlich angestiegen. Für 2010 erwartet das Institut
eine Zunahme der realen privaten Konsumausgaben um 0.6 %. Dabei wird ein weiterer Anstieg der Sparquote um 0.4
Prozentpunkte unterstellt. 2011 könnte der private Konsum um 1.1 % zulegen.
Infolge der Wirtschaftskrise ist die Investitionstätigkeit in Österreich kräftig eingebrochen. 2009
verzeichnen die Ausrüstungsinvestitionen einen Rückgang um 11 %, die Bauinvesti-tionen nehmen um 4 %
ab. Aufgrund des starken Lagerabbaus gehen die gesamten Brutto-investitionen um 10.4 % zurück. Die niedrige
Kapazitätsauslastung sowie ungünstige Finan-zierungsbedingungen dämpfen die Investitionsnachfrage
auch in den kommenden Jahren. So erwartet das Institut 2010 nur ein geringes Wachstum von 1 % bei den Ausrüstungsinvesti-tionen
und eine Stagnation am Bau. Die Bruttoinvestitionen werden um 0.8 % zulegen. Für 2011 wird eine Wachstumsbeschleunigung
auf 2 % erwartet.
Der Einbruch des Welthandels hat voll auf die österreichische Außenwirtschaft durchgeschla-gen. Laut
vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria sind die Güterexporte im Zeitraum Jänner bis September
um nominell 23.5 % gesunken, bei den Importen betrug der Rückgang 20.4 %. Zwar konnte die österreichische
Exportwirtschaft an der Verbesserung des Welthan-dels im dritten Quartal partizipieren, die realen Warenexporte
laut VGR lagen aber immer noch um 17 % unter dem Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet das Institut
nunmehr eine Schrumpfung um 17.5 %. Für die realen Exporte im weiteren Sinne laut VGR impliziert die Prognose
einen Rückgang um 14.6 %. Aufgrund der schwachen Binnennach-frage und der Vorleistungsverflechtungen geht
auch die Importtätigkeit stark zurück. Die realen Warenimporte sinken um 13.8 %, die realen Importe im
weiteren Sinne laut VGR um 12.6 %. Erstmals seit 2003 liefert die Außenwirtschaft damit einen negativen Wachstumsbei-trag.
Für die Jahre 2010 und 2011 rechnet das Institut mit einem spürbaren Anziehen der Außenhandelsdynamik.
Das Institut geht von einem Wachstum der Warenexporte um 5.5 % bzw. 7.1 % aus, die Exporte im weiteren Sinne legen
um 4.6 % bzw. 6.4 % zu. Da die Importe im weiteren Sinne laut VGR mit 3.6 % und 5.9 % etwas schwächer expandieren,
trägt die Außenwirtschaft, wie vor der Rezession, wieder positiv zur Wirtschaftsleistung bei.
Im Jahresdurchschnitt 2009 beträgt die Inflationsrate 0.5 %. Dieser moderate Preisauftrieb resultiert primär
aus den niedrigen Energie- und Rohstoffpreise sowie der schwachen Kon-junktur. Insbesondere die wieder anziehenden
Energiepreise, aber auch die hohen Lohn-stückkostensteigerungen bedingen einen verstärkten Preisauftrieb
zur Jahreswende. Auf-grund der weiterhin nur verhaltenen Konjunktur und der moderaten Lohnabschlüsse wird
für den Jahresdurchschnitt 2010 eine Inflationsrate von 1.4 % prognostiziert. Auch für 2011 wird gegenwärtig
ein Wert von 1.4 % erwartet.
Die Rezession hinterlässt tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt, die Aussichten haben sich aber im Vergleich zur
letzten Prognose etwas verbessert. Im Jahresdurchschnitt 2009 fällt die Beschäftigung um 1.4 %, die Zahl
der registrierten Arbeitslosen steigt um 50,000 Personen. Damit klettert die Arbeitslosenquote nach nationaler
Definition auf 7.2 %. 2010 ist mit einem weiteren Beschäftigungsrückgang (-0.5 %) zu rechnen, die Arbeitslosenquote
wird damit auf 7.8 % steigen. 2011 sollte die Beschäftigungsnachfrage wieder anziehen (0.6 %), aufgrund des
erhöhten Arbeitskräfteangebots stagniert die Arbeitslosigkeit (7.9 %). Die Arbeitslosen-quote laut Eurostat-Definition
wird 2010 von 4.7 % auf 5.2 % ansteigen und 2011 auf diesem Wert verharren. Die Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik
dämpfen den Anstieg der Arbeits-losigkeit.
Die Budgetentwicklung im Prognosezeitraum wird von der Wirtschaftskrise dominiert. Auf-grund konjunkturbedingt
schwacher Einnahmen und hoher Ausgaben ist das Defizit der öffentlichen Haushalte deutlich angestiegen. Das
Institut erwartet für 2009 eine Defizitquote von 4.1 %, in den Folgejahren beträgt sie laut Prognose
5.3 % bzw. 4.9 %. In der gegenwärti-gen Konjunktursituation erscheint eine rasche Rückführung des
Defizits noch nicht ange-bracht. Aber auch eine zu spät einsetzende Konsolidierungsphase würde das Wachstums-potenzial
der österreichischen Volkswirtschaft senken. Daher sind nach der Krise ent-schlossene Konsolidierungsanstrengungen
zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Budget-pfades unbedingt notwendig. Die Ausschöpfung aller Effizienzpotenziale,
etwa bei der Verwal-tungsreform, bei der Regelung der Beziehung der Gebietskörperschaften untereinander, aber
auch im Bildungs- und Gesundheitswesen, ist unbedingt erforderlich. |