Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember wieder in der Wachstumszone
Wien (ba) - "Die Aufhellung der österreichischen Industriekonjunktur setzte sich im Dezember
fort. Nach dem katastrophalen Jahresbeginn findet das Jahr 2009 dank der seit dem Sommer anhaltenden Erholung für
die heimische Sachgütererzeugung noch einen halbwegs versöhnlichen Ausklang", fasst Stefan Bruckbauer,
Chefvolkswirt der Bank Austria, die Ergebnisse des jüngsten Bank Austria EinkaufsManagerIndex zusammen. Die
jüngsten Umfrageergebnisse zeigen einen leichten Anstieg des Indikators auf 50,8 Punkte. Innerhalb der vergangenen
vier Monate ist im Dezember das dritte Mal die Schwelle von 50 Punkten überschritten worden, was anhaltende
Wachstumstendenzen gegenüber dem Vormonat signalisiert.
Die Verbesserung des Geschäftsumfelds der österreichischen Industrie vollzieht sich auf breiter Basis,
allerdings kommt die Erholung derzeit nur sehr langsam voran. Der Teilindex für die Produktionsleistung zeigt
im Dezember den sechsten Monat in Folge eine Produktionssteigerung an. Die Steigerungsrate schwächte sich
jedoch zum zweiten Mal hintereinander ab und war zudem die geringste seit Beginn des laufenden Expansionszyklus.
"Die Produktionsleistung der österreichischen Industrieunternehmen nimmt seit einem halben Jahr ununterbrochen
zu, allerdings hat die Erholung bereits etwas vom anfänglichen Schwung eingebüßt", meint Bruckbauer.
Die Verlangsamung des Erholungstempos ist eine Folge des abnehmenden Auftragsplus. Durch den wieder in Gang gekommenen
Lageraufbau auf Kundenseite ist das Volumen der Neuaufträge der österreichischen Industrie im Dezember
zwar erneut gewachsen, der Zuwachs war jedoch der geringste innerhalb des letzten halben Jahres, in dem sich kontinuierlich
die Nachfrage nach "Made in Austria" ausgeweitet hatte. "Die Auftragseingänge nehmen derzeit
sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland etwas schwächer als in den Vormonaten zu, dabei ist es weiterhin
die internationale Nachfrage, die der heimischen Industrie dank einer durchaus soliden Steigerungsrate des Neugeschäfts
mehr Antrieb verleiht", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Damit im Einklang steht auch ein
leichter Anstieg der Einkaufstätigkeit, wobei die höheren Preise für einige wichtige Rohstoffe,
insbesondere Kunststoffe und Stahl, die Unternehmen im Dezember belasteten. Eine zusätzliche Herausforderung
stellte der erneute Rückgang der Verkaufspreise aufgrund des anhaltend scharfen Wettbewerbs dar.
Auch ein halbes Jahr nach der Überwindung des konjunkturellen Tiefpunkts ist die Anpassung der Personalkapazitäten
an die niedrigeren Produktionsanforderungen nicht abgeschlossen. In der österreichischen Industrie gingen
im Dezember den 20. Monat in Folge Arbeitsplätze verloren. Der Beschäftigungsabbau verlangsamte sich
im Dezember zwar deutlich, doch angesichts des moderaten Aufwärtstempos ist eine Trendumkehr am Arbeitsmarkt
zumindest für die erste Jahreshälfte 2010 nicht wahrscheinlich. "Österreichs Industrie verringerte
im Rezessionsjahr 2009 seinen Beschäftigtenstand um rund 6 Prozent bzw. um 30.000 Jobs. Damit sinkt die Beschäftigung
im Sektor auf ein Niveau von vor 2006", so Pudschedl. Die Ökonomen der Bank Austria erwarten im kommenden
Jahr einen weiteren Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Arbeitslosenquote auf 7,8 Prozent nach 7,3 Prozent im Jahresdurchschnitt
2009.
Die aktuelle Umfrage unter Einkaufsmanagern der österreichischen Industrie zeigt, dass die Erholung der Investitionsgüternachfrage
im In- und im Ausland nur langsam vorankommt. Die schmalen Auftragsbücher und der vorsichtige Anstieg des
Neugeschäfts begrenzen die Aussichten. Erst im Jahresverlauf 2010 wird nach Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria der Abschwung der Fahrzeugerzeugung stoppen, die sehr starke Einbußen von über 20 Prozent
im Jahr 2009 verbuchen musste. Für einige zentrale Investitionsgütererzeuger und zum Teil wichtige KFZ-Zulieferer
erscheint im bestehenden Umfeld eine allzu starke Erholung im kommenden Jahr zunehmend unwahrscheinlich. Die Stahlindustrie
mit einem geschätzten Produktionsminus von 27 Prozent im Jahr 2009, sowie der Maschinenbau und die Metallwarenerzeugung
mit jeweils knapp unter 20 Prozent werden diese Rückschläge voraussichtlich erst 2012 wieder aufgeholt
haben. Die Elektroindustrie als weitere große Investitionsgüterbranche profitierte 2009 von den Infrastrukturinvestitionen
im Rahmen der Konjunkturprogramme. Der Produktionsrückgang blieb mit rund 10 Prozent vergleichsweise moderat.
Allerdings wird auch die Erholung 2010 aufgrund der auslaufenden Programme verhalten ausfallen. "Im Sektordurchschnitt
gehen wir im kommenden Jahr von einem Anstieg der Industrieproduktion um 4 Prozent aus. Nach dem massiven Einbruch
um rund 12,5 Prozent im Jahr 2009 ist dies allerdings nur ein relativ bescheidener Aufwärtstrend, der viele
heimische Produzenten vor große unternehmerische Herausforderungen stellen wird", sagt Bruckbauer zu
den zukünftigen Wachstumsaussichten der österreichischen Industrie, die dank der überdurchschnittlich
starken Exportorientierung 2010 vom verhaltenen weltweiten Aufschwung unmittelbar profitieren können sollte. |