Wien: Hohe Ehrungen für Peter Matic und Peter Henisch   

erstellt am
18 01. 10

Mailath-Pokorny überreicht Goldenes Ehrenzeichen und Goldenes Verdienstzeichen - "Persönlichkeiten, denen das Wort wichtig ist"
Wien (rk) - Vor entsprechend prominenter Gratulantenschar, so etwa Wiens 2. Landtags- präsidentin Marianne Klicka, den VP- Mandataren Franz Ferdinand Wolf und Bernhard Dworak, aber auch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer oder Heribert Sasse überreichte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny am Vormittag des 18.01. Kammerschauspieler Peter Matic und dem Schriftsteller Peter Henisch hohe Auszeichnungen des Landes Wien.

In einer Zeit, in der dem Wort immer geringere Aufmerksamkeit zuteil werde, so Pokorny, hätten sich beide um den besonderen Wert des gesprochenen (Matic) oder geschriebenen (Henisch) Wortes seit langer Zeit verdient gemacht. Die Laudationes hielten Gerhard Blasche vom Burgtheater (Matic), wie auch Walter Grünzweig von der TU Dortmund (Henisch). Blasche erinnerte in seiner Rede an die Vielfalt der Rollen, die der "alterslos" wirkende Matic in Berlin, wie auch in Wien gespielt habe. Auch seine Qualitäten als Sänger, etwa in der Volksoper, hob Blasche hervor, der auch daran erinnerte, dass Matic Sohn, Peter Matic, erfolgreich in die Fußstapfen des Vaters getreten sei. Grünzweig, der den Werdegang von Henisch seit geraumer Zeit als Freund und Rezensent ("Der Standard") begleitet, hob bei diesem vor allem dessen zunehmendes Interesse an der Spiritualität hervor. Aus dem Chronisten der 68er-Generation sei, so die These Grünzweigs, aktuell der "theologischste Schriftsteller des deutschsprachigen Raumes" geworden. Darüber hinaus empfahl er, Henisch Wien-Roman "Pepi Prohaska Prophet" demnächst in der Gratis-Aktion des "Wiener Stadtbuches" anzubieten. Insbesondere hob er auch die Bedeutung des Nachkriegszeit-Romans "Der schwarze Peter" hervor, der Wiens Jahre nach 1945 aus der Sicht eines afro-österreichischen Kindes und späteren Musikers erzählt.

Matic betonte, dass er nicht so kokett sei, zu behaupten, dass ihm diese Auszeichnung nichts bedeute. "Ganz im Gegenteil!" Und: "Wien hat mir immer Glück gebracht." Henisch hielt fest, dass er immer noch gerne in Wien arbeite und schreibe. Auch in Zukunft werde er dazu beitragen, die "Präsenz des Geistes in Wien wach zu halten."

Daten zu Peter Matic
Sein erstes Engagement hatte Kammerschauspieler Peter Matic in den Jahren 1960 bis 1968 am Theater in der Josefstadt. Danach wechselte er nach Berlin ans Schillertheater bis zu dessen Schließung 1994. Der 1937 geborene Wiener feierte 1993 seine Premiere am Burgtheater in der österreichischen Erstaufführung des Stückes "Kroatischer Faust" in der Regie von Hans Hollmann. Viele weitere Auftritte folgten an der Burg, insgesamt sind es bereits über fünfzig Rollen, in denen er zu sehen war. Unter der Direktion Klaus Bachler spielte er unter anderem den Pandarus in Shakespeares "Troilus und Cressida" (2000) oder den Onkel Gustav in "Feuerwerk" (2003). 2001 erhielt Matic als fünfter Träger den Albin-Skoda-Ring, 2005 wurde er, der aktuell Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" einspielt, von der ORF- Hörspiel-Jury zum "Schauspieler des Jahres" gewählt. Bei den heurigen Festspielen Reichenau wird Matic, der seine Ausbildung seinerzeit noch bei Dorothea Neff erhielt, im Juli in Ibsens "Volksfeind" zu sehen sein.

Daten zu Peter Henisch
Henisch, Jahrgang 1943, zählt zu den produktivsten heimischen Schriftstellern. In Erdberg und Favoriten aufgewachsen, gab die Bundeshauptstadt immer wieder in seinen zahlreichen Romanen die Handlungsfolie her, so etwa in der "Schwarze Peter" (2000) oder früher in "Der Mai ist vorbei" (1978). "Wien ist die Basis der Erfahrungen. Wie Danzig für Günter Grass, wie Rimini für Fellini", so Henisch in einem Interview. Berühmt ist Henisch, der mit Helmut Zenker und Gustav Ernst zu den Gründungsmitgliedern der 1969 gegründeten Literaturzeitschrift "Wespennest" zählt, vor allem mit seinem Klassiker "Die kleine Figur meines Vaters" (1975) geworden, einer intimen Auseinandersetzung mit seinem realen Vater Walter Henisch, der als Fotograf im Zweiten Weltkrieg, später bei der "Arbeiter Zeitung" tätig war. Im Herbst 2007 setzte er seiner Großmutter mit dem Roman "Eine sehr kleine Frau" ein literarisches Denkmal. Neben seinem erzählerischen Werk, zu denen auch "Vom Baronkarl"(1972), der Schelmenroman "Pepi Prohaska Prophet" (1986, Wiederaufgelegt: 2006) oder "Die schwangere Madonna" (2005), ein literarisches Road Movie zwischen Österreich und Italien, zählen, beschäftigte sich Henisch vor allem in seinen Anfangsjahren mit Lyrik, etwa in "Wiener Fleisch und Blut" (1975) oder "Mir selbst auf der Spur" (1977). Vergangenes Jahr erschien sein bislang letzter Roman "Der verirrte Messias" (2009), der laut einer APA- Rezension sowohl als "schräge Liebesgeschichte" wie auch als "literarischer Reiseführer durch Israel" gelesen werden kann. Neben der Schriftstellerei ist Henisch seit vielen Jahren auch als Musiker zusammen mit Woody Schabata und Hans Zinkl, tätig.
     
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