Exportwert um 10% gesunken - Heimisches Rindfleisch gewinnt auf allen
Linien
Berlin (aiz) - Die Wirtschaftskrise schlägt sich auch in den Exportzahlen für österreichische
Agrarprodukte nieder, wie die Analyse der Agrarmarkt Austria Marketing zeigt. Zwar hat Österreich im Vorjahr
bisher nie dagewesene Mengen an agrarischen Produkten exportiert, wertmäßig sei aber erstmals seit dem
EU-Beitritt 1995 ein Rückgang von mehr als 10% bei fast allen Warengruppen zu verzeichnen, teilte Geschäftsführer
Stephan Mikinovic am 14.01. bei einer Präsentation anlässlich der Grünen Woche in Berlin mit. Auch
der schlechte Milchpreis habe sich auf diese Bilanz deutlich ausgewirkt. Dennoch seien "die Weichen für
die Zukunft gut gestellt", gab sich Mikinovic optimistisch, denn "die Konsumenten in der ganzen Welt
haben uns die Treue gehalten und schätzen Qualität aus Österreich mehr als je zuvor". Damit
sei es gelungen, die Verbraucher auch für die Zeit nach der Krise "bei der Stange zu halten".
Vor allem Rindfleisch ist 2009 zum Paradeexportartikel geworden, mit einer Wertsteigerung um 6%, einem Plus von
7,2% in der Menge und der erstmalig deutlichen Überschreitung der 100.000-Tonnen-Grenze. Damit hat Österreich
seinen weltweiten Rindfleischexport seit dem EU-Beitritt mehr als verdoppelt. Für den AMA-Geschäftsführer
ist dies ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, "mit Kompetenz und hohem Know-how zu punkten".
Deutschland hat im Vorjahr seine Bedeutung als wichtigster Agrarhandelspartner Österreichs weiter ausgebaut.
Die USA konnten im Länderranking - hinter Deutschland und Italien - wieder auf Platz drei vorrücken.
Unter den neuen EU-Staaten war Slowenien wieder bedeutendster Außenhandelspartner, wie eine Hochrechnung
der Statistik Austria für 2009 ergab.
Erstmals seit EU-Beitritt Wertrückgang
Im Vorjahr exportierte Österreich weltweit Waren im Wert von Euro 7,13 Mrd. Das sind um 10,4% weniger
als 2008, womit die heimischen Agrarausfuhren erstmals seit dem EU-Beitritt einen Wertrückgang verzeichneten.
Die Exportmenge konnte hingegen um 7,5% auf rund 7,96 Mio. t gesteigert und damit der Höchststand aller Zeiten
erreicht werden. Die Importe nach Österreich sind im selben Zeitraum mengenmäßig von rund 7,3 Mio.
auf knapp 7 Mio. t gesunken. Auch ihr Wert ist um 7,6% zurückgegangen, von Euro 8,53 Mrd. auf Euro 7,89 Mrd.
USA kehren auf Platz drei zurück
Unter den neun wichtigsten Agrarhandelspartnern Österreichs sind zum Teil heftige Rückgänge
im Wert ersichtlich. Lediglich die USA bilden mit einem Plus von 22% eine deutliche Ausnahme, was sie im Länderranking
wieder vom fünften auf den dritten Platz zurückbringt. Grund dafür sind Veränderungen im Getränkesektor.
Im Hinblick auf die Menge sticht besonders die Slowakei mit einer fast Verdreifachung hervor. Der Grund dafür:
Die Slowaken haben die österreichischen Zuckerrüben für sich entdeckt. Wertmäßig schlägt
sich dieser ernorme Mengenzuwachs aber kaum nieder.
Deutschland baut Bedeutung als wichtigster Partner weiter aus
Unsere deutschen Nachbarn haben 2009 wertmäßig weniger Lebensmittel (-7,8%) aus Österreich
bezogen als im Jahr davor, die Menge ist jedoch auf mehr als 2,5 Mio. t (+5,6%) gestiegen. Das ist eine Vervierfachung
seit 1995. "Damit hat Deutschland seine Position als wichtigster Agrarhandelspartner Österreichs im Verhältnis
zu den anderen Ländern weiter ausgebaut, gingen doch 33,6% des gesamten heimischen Lebensmittelexports in
unser Nachbarland, gefolgt von Italien mit 15,1%. Umgerechnet hat damit jeder deutsche Bürger 32 kg österreichische
Lebensmittel gegessen", so Mikinovic. Die größten in die BRD ausgeführten Warengruppen sind
wertmäßig Getränke (18%), Milch und Milchprodukte (16%), Backwaren (11%) sowie Fleisch und Fleischprodukte
(8%).
Die Importe aus Deutschland nach Österreich haben 2009 kleinere Umfänge verbucht. Der Einfuhrwert sank
um 5,5% von Euro 3,34 Mrd. auf Euro 3,16 Mrd., die Menge von 2,34 Mio. auf 2,21 Mio. t.
Sensationelle Rindfleischentwicklung, Obst holt wieder auf
Von den deutschen Konsumenten wird die hohe Qualität des österreichischen Rindfleisches über
alle Maßen geschätzt, was mit ein Grund dafür ist, dass dieser Sektor im Vorjahr trotz der Krise
eine sensationelle Entwicklung durchgemacht hat - mit einem Wert- und Mengenzuwachs von 21% beziehungsweise 28,6%.
Damit hat sich der Rindfleischexport in dieses Land seit 2002 verzehnfacht. Aber auch Geflügel (+36%) hat
sich sehr gut behauptet, ebenso wie Fleischzubereitungen mit einem Wertanstieg von 1,9% und einem deutlich erhöhten
Kilopreis (von Euro 3,95 im Jahr 2008 auf Euro 4,28 im Jahr 2009).
Eine Erholung nach dem spürbaren Rückgang 2008 wurde auch im Obstsektor sichtbar. Dieser legte sowohl
im Wert (+10%) als auch in der Menge (+25%) zu. Heimisches Gemüse hingegen war weniger gefragt (-17%).
Dramatisch gegenläufige Wert-Mengenentwicklung im Milchsektor
Einer überaus zufriedenstellenden Mengenentwicklung im Segment Milchprodukte - Zuwächse auf höchstem
Niveau sind sowohl im gesamten Milchbereich (+10%) als auch bei Käse alleine (+2%) zu verzeichnen - stand
2009 aufgrund des bekannt schlechten Milchpreises eine nahezu dramatische Wertentwicklung gegenüber. Die Menge
der exportierten Milch und Milchprodukte betrug 580.000 t, während der Wert um rund 10% eingebrochen ist.
"Dies ist ein deutliches Zeichen, dass die Akzeptanz dieser österreichischen Palette bei den deutschen
Konsumenten gestiegen ist. Bei der Käsetheke ist Österreich im deutschen Handel nach Holland, Frankreich
und Dänemark Nummer 4, noch vor Italien", informierte Mikinovic. Somit habe Österreich mit seinem
wichtigsten Agrarhandelspartner eine knapp ausgeglichene Handelsbilanz.
Positive Handelsbilanz: bei Menge +50%, Wert -7,5%
Noch etwas drastischer stellte sich die Mengen-Preisentwicklung im Export in die zwölf neuen EU-Länder
dar. Zwar wurden 2009 um fast 50% mehr Agrarprodukte in diese Staaten exportiert, der Erlös dafür sank
allerdings um 7,5%. Die Ausfuhren in die EU-12 betrugen Euro 1,3 Mrd., die Importe von dort rund Euro 1 Mrd. Bei
sehr unterschiedlicher Entwicklung in den einzelnen Segmenten geht Gemüse als einer der Gewinner unter allen
Produktgruppen hervor. Obwohl der Kilopreis etwas zurückgegangen ist, haben sich sowohl Wert (20,7%) als auch
Menge (36,6%) sehr erfreulich entwickelt. Auch das Segment Fleisch hat sich gut behaupten können und ist mit
+4% in der Menge und lediglich -0,6% im Wert recht stabil geblieben. Immerhin macht diese Produktgruppe Euro 258
Mio. aus. Käse, der gerade in diesen Ländern in den vergangenen Jahren hohe zweistellige Zuwachsraten
erreicht hat, ist 2009 im Wert (-12%) und in der Menge (-9%) auf das Niveau von 2007 zurückgefallen. Außerdem
verstärkt sich wieder der Warenfluss aus Polen und Tschechien nach Österreich mit Milchprodukten, vorzugsweise
Functional Food.
Slowenien ist wichtigster Partner unter den neuen EU-Staaten
Slowenien hat 2009 Waren im Wert von rund Euro 290 Mio. aus Österreich bezogen, vorzugsweise Fleisch,
Fleischzubereitungen und Milchprodukte. Zwar lag der Exportwert damit 5% unter dem von 2008, das Land wird damit
aber wieder zum wichtigsten Agrarhandelspartner Österreichs im Osten. Ungarn rutscht mit einem Warenwert von
Euro 285 Mio. auf den zweiten Platz, obwohl dorthin um 12% mehr Fleisch und 13% mehr zubereitetes Fleisch abgesetzt
wurden. Bei Milch hingegen kam es zu einem Einbruch von 35%. Tschechien auf Rang 3 bezog um 51% mehr Obst, aber
um 28% weniger österreichischen Käse, während davon um 19% mehr in die Slowakei geliefert wurde.
Polen wiederum orderte im Segment Fleischzubereitung auf sehr niedrigem Niveau um 69% mehr als 2008, obwohl ansonsten
die Warenflüsse eher eingefroren sind. Rumänien ist mit heimischem Fleisch im Wert von Euro 61 Mio. zum
drittgrößten Abnehmer Österreichs aufgestiegen.
Erlössteigerung für die Produzenten dringend notwendig
"Die Mengensteigerung als Zeichen der Kundentreue ist für die österreichischen Bauern zwar
erfreulich, doch das Preisniveau bewegt sich auf eine Ebene zu, die für die Produzenten dramatisch ist",
merkte Franz Stefan Hautzinger, Verwaltungsratsvorsitzender der AMA und bäuerlicher Interessenvertreter des
Burgenlandes, abschließend an. Irgendwann werde die "Schmerzgrenze" erreicht, wo es den Landwirten
nicht mehr möglich sein werde, mit ihren Produkten Erlöse zu lukrieren. |