Wien (rk) - "Wir begrüßen grundsätzlich das Vorhaben, einen Nationalen Aktionsplan
für Integration (NAP) nun in die Tat umzusetzen, wobei sich die Endfassung nicht wesentlich vom Erstentwurf
des Innenministeriums unterscheidet. Der gestern von der Regierung beschlossene Entwurf hat nach wie vor einige
Lücken, die viele Probleme in der Umsetzung mit sich bringen", betont Thomas Weninger, Generalsekretär
des Österreichischen Städtebundes. Einen der Kernpunkte des NAP bilden die Sprachkenntnisse: Von Zuwanderern,
die schon in Österreich sind, wird künftig ein deutlich höheres Deutschniveau verlangt. Sie sollen
in der Lage sein, alltägliche Gespräche auf Deutsch zu verstehen und sich daran zu beteiligen. Wie dieses
höhere Sprachniveau erreicht werden soll, wird nicht explizit angeführt.
Zuwanderer werden künftig stärker in die Pflicht genommen, im Gegenzug soll der Zugang zum Arbeitsmarkt
erleichtert werden. Wie genau, wird nicht näher definiert. Wie diese Beispiele belegen, sind keine konkreten
Ausformulierungen der Zuständigkeiten im jeweiligen Handlungsfeld zu finden, dadurch fehlen entsprechende
Verbindlichkeiten.
Um lokale Integrationsmaßnahmen auch zielführend umsetzen zu können, bedarf es bundes- und landespolitischer
Entscheidungen sowie gesetzlicher Regelungen, um den Rahmen für die kommunale Politik zu setzen. "Der
Großteil der Integrationsarbeit wird von Städten und Gemeinden geleistet, da sich Zuwanderung und deren
Folgen besonders vor Ort in den Städten und Gemeinden auswirken", sagt Thomas Weninger.
Finanzierung unklar
Ein zentraler Kritikpunkt ist die Finanzierung der anstehenden Maßnahmen. Das Innenministerium hat
zugesagt, etwa für mehr Deutschkurse eine Summe von 20 Millionen Euro bereit zu stellen. Der Rest der Mittel
solle von anderen Ministerien wie etwa Bildung- und Arbeitsministerium aufgebracht werden, heißt es aus dem
Innenministerium. Eine klare Finanzierung ist noch ausständig.
Angesichts der schlechten Finanzlage vieler Städte und Gemeinden sind zusätzliche Belastungen unzumutbar
- sie sind an der Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit angelangt. Jene Maßnahmen, die im Budgetrahmen
der Städte und Gemeinden zu bewerkstelligen sind, werden bereits mit engem Spielraum realisiert.
Ohne zusätzliches Budget des Bundes ist die Verwirklichung des NAP in den Städten und Gemeinden nicht
denkbar. Ohne entsprechende Unterstützung bleibt ein noch so ambitionierter Nationaler Aktionsplan für
Integration nur ein Wunsch ohne Umsetzung.
"Die Verantwortlichen sind aufgerufen, das Thema ernst zu nehmen. Integration hat eine zentrale Bedeutung
für den sozialen Zusammenhalt auf lokaler Ebene. Nur ein Integrationskonzept, das auch Chancen eröffnet,
ist langfristig ein Gewinn für unsere Gesellschaft und eine wertvolle Investition in die Zukunft," sagt
Thomas Weninger.
Informationen über den Österreichischen Städtebund
Etwa 65 Prozent der Bevölkerung und 71 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Österreichs Ballungsräumen.
Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 246 Städten
und größeren Gemeinden.
Der Verein wurde am 24. September 1915 gegründet und hat heute neben Wien und den Landeshauptstädten
praktisch alle Gemeinden mit über 10.000 EinwohnerInnen als Mitglied. Die kleinste Mitgliedsgemeinde zählt
knapp 1.000 EinwohnerInnen.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Neben dem Österreichischen Gemeindebund, der die kleineren Gemeinden vertritt,
ist der Österreichische Städtebund Gesprächspartner für die Regierung auf Bundes- und Landesebene
und ist in der österreichischen Bundesverfassung (Art. 115 Abs. 3 ) ausdrücklich erwähnt. |