Nationalrat liegt Digitalisierungsbericht 2009 vor
Wien (pk) - Die Digitalisierung im Fernsehbereich ist nahezu beendet. Zu diesem Befund kommen die
Kommunikationsbehörde KommAustria und die Regulierungsbehörde RTR im Digitalisierungsbericht 2009, der
vor kurzem von Bundeskanzler Werner Faymann dem Nationalrat vorgelegt wurde. Zwar setzen insgesamt erst rund 60
% aller österreichischen TV-Haushalte auf digitales Fernsehen, beim Fernsehempfang über Antenne und über
Satellit spielt die analoge Übertragungstechnik aber kaum noch eine Rolle. Michael Ogris, Leiter dem KommAustria,
und Alfred Grinschgl, RTR-Geschäftsführer für den Fachbereich Rundfunk, rechnen mit einer Abschaltung
der letzten analogen Signale im terrestrischen Bereich in der ersten Jahreshälfte 2011, im Jahr 2012 könnte,
was die wichtigsten deutschsprachigen Sender betrifft, der Satellitenbereich folgen.
Exakt waren laut Digitalisierungsbericht Ende Oktober 2009 58 % der österreichischen TV-Haushalte digitalisiert.
Das entspricht einer Zunahme von 11 Prozentpunkten gegenüber Juni 2008. Besonders beliebt bei den ÖsterreicherInnen
ist dabei digitaler Satellitenempfang, fast jeder zweite Haushalt verwendet diese Übertragungstechnik am primär
genutzten TV-Gerät. Das sind rund doppelt so viele Haushalte wie noch vor drei Jahren. Digitales Antennenfernsehen
hat hingegen vor allem auf Zweit- und Drittgeräten hohe Bedeutung, wie Ogris und Grinschgl aus der Divergenz
zwischen Teletest-Daten und der Anzahl der verkauften Set-Top-Boxen schließen. Insgesamt wird, bei rückläufiger
Tendenz, nur noch in 6 % der TV-Haushalte Fernsehen ausschließlich über Antenne empfangen, und zwar
in 4 % digital und in 2 % analog.
Davon unabhängig schreitet der Sendenetzausbau für digitales terrestrisches Fernsehen (DVB-T) weiter
voran. 93 % der TV-Haushalte konnten mit Stand Oktober 2009, rein technisch gesehen, digitales Antennen-TV empfangen
und hatten damit zumindest Zugang zu ORF1, ORF2 und ATV. Im Endausbau Mitte 2011 sollte die technische Reichweite
des so genannten Multiplex A 96 % der TV-Haushalte umfassen. Daneben werden die ÖsterreicherInnen in den städtischen
Ballungsräumen mit weiteren vier TV-Sendern (3SAT, ORF Sport plus, Puls 4 und Servus TV) via Antenne versorgt,
hier beträgt die technische Reichweite 77 %. In 16 Regionen wurden mittlerweile außerdem lokal ausgerichtete
Fernsehprogramme zugelassen, die über DVB-T ausgestrahlt werden.
Digitalisierung im Kabelbereich hinkt nach
Dass mehr als 40 % der TV-Haushalte noch über keinen digitalen Fernsehempfang verfügen, liegt
vor allem an der hohen Anzahl von TV-Haushalten mit analogem Kabel-TV. Zwar befindet sich die Digitaltechnik dank
Endgeräteförderung und der spürbaren Zunahme von IP-TV-Anschlüssen auch beim Kabelfernsehen
auf dem Vormarsch, hat sich aber noch nicht wirklich durchsetzen können. Mit Ende Oktober 2009 waren erst
12 % aller "klassischen" Kabelhaushalte digitalisiert, dazu kamen weitere rund 80.000 Kunden der Telekom
Austria, die IP-TV (Fernsehen auf Basis des Internet Protocol) empfingen. Um TV-Haushalte zu animieren, von analogem
Empfang auf digitales Kabelfernsehen umzusteigen, läuft derzeit eine Förderaktion für HDTV-fähige
Kabel-Receiver.
In Satelliten-Haushalten nimmt der Empfang hochauflösender Fernsehbilder (HDTV) bereits merkbar zu. Zuletzt
waren schon 23 % aller in Österreich verkauften Satelliten-Receiver HDTV-fähig. Zu dieser Entwicklung
trug nicht zuletzt das immer größer werdende deutschsprachige Angebot an Satellitenprogrammen in HDTV-Qualität
bei, wobei ORF1 HD und Arte HD eine Pionierrolle einnahmen.
Wie erfolgreich ist Handy-TV?
Keine offiziellen Daten liegen über den Markterfolg des im Juni 2008 in allen Landeshauptstädten eingeführten
digitalen Rundfunkangebots für mobile Kleinempfänger (Handy-TV) vor. Inoffizielle Schätzungen gehen
laut Digitalisierungsbericht allerdings von lediglich 20.000 bis 30.000 Kunden aus. Zwar ist das verfügbare
Angebot überaus groß – zu empfangen sind elf TV-Vollprogramme, vier speziell für die mobile Nutzung
gestaltete Fernsehprogramme und fünf Radioprogramme –, als schwer wiegendes Hindernis wirkt aber offenbar
die fehlende Vielfalt geeigneter Empfangsgeräte. Eine Änderung der Situation werde sich wohl erst erreichen
lassen, wenn deutlich größere Märkte wie Deutschland oder Frankreich Handy-TV via DVB-H-Standard
anbieten, heißt es im Bericht. Technisch gesehen könnten 53 % der österreichischen Bevölkerung
mit Handy-TV versorgt werden.
KonsumentInnen müssen weiter auf digitales Hörfunkprogramm warten
Wenig Fortschritte gab es auch in Bezug auf die Digitalisierung des Hörfunks. Die Radiosender zeigen laut
Bericht nach wie vor kein Interesse daran, die hohen Kosten für eine Digitalisierung in diesem Bereich zu
übernehmen, die ihnen voraussichtlich deutlich mehr Konkurrenz bescheren würde. Konkret in Planung ist
lediglich die Einrichtung einer "Interessengemeinschaft Digitaler Hörfunk" und die vorsorgliche
Aufnahme von gesetzlichen Bestimmungen in das Privatradiogesetz.
Digital verfügbar sind derzeit nur jene fünf Radioprogramme, die via Handy empfangen werden können.
Sie werden allerdings, mit Ausnahme von Ö3, alle verschlüsselt ausgestrahlt. Nur Ö3 ist zu bestimmten
Tageszeiten im Fernseh-Multiplex B im Wechsel mit dem TV-Angebot ORF Sport plus digital frei empfangbar.
Als Vorteile von digitalem Hörfunk führt der Bericht insbesondere mehr Programm- und Meinungsvielfalt
durch eine effizientere Nutzung des Frequenzspektrums an. So könnten etwa Spartenprogramme und Zusatzdienste,
auch optische, angeboten werden. Gleichzeitig wird allerdings auf den nicht abschätzbaren Finanzaufwand und
die bisher erfolglos verlaufenden, kostenintensiven Bemühungen in Deutschland verwiesen. Kaum kalkulierbare
Faktoren sind dem Bericht zufolge etwa die Bereitschaft der KonsumentInnen, neue Empfangsgeräte zu erwerben,
und die davon abhängige Dauer der notwendigen parallelen Ausstrahlung von analogem und digitalem Hörfunk.
Für den Aufbau eines eigenständigen digitalen Hörfunksendernetzes mit großflächiger Programmverbreitung
kommt dem Bericht zufolge der Übertragungsstandard DAB+ in Frage, für Programmanbieter mit lokaler Ausrichtung
könnte sich hingegen der Standard DRM+ als besonders geeignet erweisen. |