Wissenschaftsministerin in ersten Interviews  

erstellt am
26 01. 10

Karl: Gespräch mit Studierenden suchen
Die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl skizziert in den ersten Interviews ihre Ziele
Wien (övp-pd) - Die neue Wissenschaftsministerin stellt in den ersten Interviews klar, was ihre Ziele und Vorhaben für die Zukunft sind. Bezüglich der Hörsaalbesetzer betont Karl, dass sie zum Dialog bereit ist: „Ich werde natürlich das Gespräch mit den Studierenden suchen, weil sie wichtige Akteure an der Universität sind.“

Ihr ist aber auch bewusst, dass die Situation an manchen Fakultäten, bei Massenstudien, oft keine tragbare ist. „Als Lösungsmodell sind daher Zugangsregelungen gewiss notwendig.“

Die Neue Mittelschule sieht Karl als eine Aufwertung der Hauptschule. Das findet sie sehr positiv und begrüßungswert, betont aber auch, dass es sich um Modellversuche handelt, die erst evaluiert werden müssen. Sie spricht sich aber auch für eine weiterhin bleibende Langform des Gymnasiums aus. „Man muss schauen, wie sich das alles entwickelt, wir kommen ja erst in die Evaluierungsphase.“

 

Kuntzl: Studiengebühren kommen für SPÖ nicht in Frage
Karl soll innovativere Lösungen finden, als bei Studierenden abzukassieren
Wien (sk) - "Eine neue Ministerin, aber leider eine alte Position, die für die SPÖ weiterhin nicht in Frage kommt", so SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl zum Drängen der neuen Wissenschaftsministerin Karl, die unsozialen Studiengebühren wieder einzuführen. "Die Studiengebühren wurden völlig zu Recht im Parlament abgeschafft. Eine Wiedereinführung wird es mit der SPÖ keinesfalls geben. Denn wir stehen für einen freien Bildungszugang, um die im Regierungsprogramm festgeschriebene Erhöhung der Akademikerquote erreichen zu können". Die neue Wissenschaftsministerin sei jetzt aufgerufen, "innovativere Lösungen zu finden, als bei den Studierenden in schwierigen Zeiten abzukassieren", bekräftigte Kuntzl heute, Dienstag.

Die SPÖ-Wissenschaftssprecherin betonte weiters, dass Österreich mehr und nicht weniger Studierende braucht. "Da sind neue finanzielle Hürden ganz sicher nicht das richtige Instrument, um mehr Menschen ein Studium zu ermöglichen", so Kuntzl, die klarstellte, dass möglichst gut ausgebildete Menschen ein zentraler Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes sind.

Kuntzl verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine aktuelle OECD-Studie, wonach sich ein Heben des Bildungsniveaus stark wachstumsfördernd auswirkt. "Wir wissen, dass bessere Bildung enorme Wachstumseffekte bringt. Daher muss jedem klar sein, dass wir gerade jetzt alle Anstrengungen unternehmen müssen, damit Österreich zum Bildungsland Nummer eins wird", betonte Kuntzl.

 

Bucher: BZÖ wird Wiedereinführung der Studiengebühren beantragen
Wien (bzö) - BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher kündigte einen BZÖ-Antrag für eine Wiedereinführung der Studiengebühren in der kommenden Sitzung des Nationalrates an. "Wir geben der ÖVP die Möglichkeit, die Forderung ihrer neuen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl umzusetzen und sind schon gespannt auf das Abstimmungsverhalten. Bereits vor Karl haben maßgebliche ÖVP-Vertreter regelmäßig die Wiedereinführung der Studiengebühren gefordert. Daher ist es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen", so der BZÖ-Obmann. Der von den Grünen in den Raum gestellte Misstrauensantrag werde vom BZÖ sicher nicht unterstützt

 

 Glawischnig: Mit Wiedereinführung der Studiengebühr zu starten ist reine Provokation
Neo-Wissenschaftsministerin setzt offenbar auf Konflikt statt Konsens
Wien (grüne) - Verärgert reagiert Grünen-Chefin Eva Glawischnig darauf, dass die neue ÖVP-Wissenschaftsministerin Beatrix Karl sich für die Wiedereinführung der Studiengebühren stark machen will. "Das Streitthema Nr. 1, die Studiengebühren, als erstes aus der Mottenkiste zu holen, zeugt von völlig fehlender Sensibilität von Karl. Das ist reine Provokation." Damit stelle sie sich vom ersten Tag an auf die falsche Seite. "Ihr Zugang ist ÖVP-alt, der gleiche mit dem bereits ihr Vorgänger Hahn gescheitert ist. Den laufenden Hochschuldialog führt Karl damit ad absurdum. Statt offen den Dialog zu suchen, stößt sie all jene vor den Kopf, die sich um vernünftige Lösungen für Österreichs Hochschulen bemühen", kritisiert Glawischnig. Wenn die Ministerin nun von Wiedereinführung der Studiengebühren und sonstigen Zugangsbeschränkungen spreche, "missachtet sie Nationalratsbeschlüsse. Das zum Amtsantritt zu tun, ist nicht vertrauensbildend." Glawischnig erwartet, dass Karl bei ihrer Vorstellung im Nationalrat klarstellt, für wie bindend sie Beschlüsse des Parlaments hält.

 

Stein: Karl legt kapitalen Fehlstart hin
Ohne zusätzliche Investitionen keine Problemlösung
Wien (ögb) - "Es gab wohl kaum einen neuen Minister bzw. eine Ministerin, die durch ihre Aussagen in der Öffentlichkeit einen derartigen kapitalen Fehlstart hingelegt hat. Mit ihrer Ansage, Studiengebühren als Antwort auf die Uni-Misere wieder einzuführen, ist eine Ohrfeige für all jene, die in den letzten Monaten in einem beginnenden Dialog Auswege aus der Unimisere gesucht haben", kommentiert die Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Dwora Stein, die auch Mitglied des Rates der Universität Wien ist.

"Offenbar sind die Diskussionen der letzten Monate spurlos an Frau Karl vorüber gegangen. Zu glauben, man könne die tiefe Misere des Österreichischen Hochschulsystems mit Studiengebühren und Zugangbeschränkungen lösen, ist eine Illusion. Das haben ja auch die Jahre gezeigt, in denen eine Gebühr existiert hat. Für die Betroffenen war in diesen Jahren keine Verbesserung spürbar, im Gegenteil. Ein Land, das nachweislich großen Nachholbedarf im Bereich der Universitäten hat, braucht rasch und dringend zusätzliche Investitionen, die sich in der Zukunft sicher rechnen werden. Aussagen, wie etwa jene des WU-Rektors Christoph Badelt, der von einem Investitionsbedarf in Milliardenhöhe spricht, können nicht einfach in den Wind geschlagen werden", erklärt Stein.

"Studierende und Lehrende an den Hochschulen, die an der prekären Mittelausstattung leiden und nach dringenden Auswegen aus der bisherigen Nichtproblemlösung der Politik suchen, können sich auf die Unterstützung und Solidarität der Gewerkschaften verlassen", schließt Stein.

 

Wirtschaftskammer begrüßt Beatrix Karl als neue Wissenschaftsministerin
Breite Palette an bildungspolitischen Herausforderungen an die neue Ressortchefin
Wien (pwk) -Mit der lang erwarteten Entscheidung über die Ministernachfolge im Wissenschaftsministerium verbindet Michael Landertshammer von der Wirtschaftkammer Österreich nicht nur Erleichterung über die nun getroffene Entscheidung sondern eine ganze Reihe von Erwartungen für die nächsten Monate. "Viel Zeit zur Einarbeitung wird Beatrix Karl wohl kaum bleiben, denn die anstehenden Herausforderungen an das österreichische Hochschulsystem müssen dringend angegangen werden. Für die neue Ministerin ist es sicher von Vorteil, dass sie als Kennerin des Universitätswesens und VP-Wissenschaftssprecherin mit dem Ressort bereits vertraut ist". Landertshammer weiß aber auch um die vielen Baustellen, wobei für ihn die jüngsten Studentenproteste nur die Spitze eines Eisberges darstellen.

Eine aus Sicht der Wirtschaft maßgebliche Herausforderung stellt die Notwendigkeit effizienter und qualitativ hochwertiger Studienangebote gerade im Bereich der Technik und Naturwissenschaften dar. Die Wirtschaft als maßgeblicher Abnehmer der hochschulischen Leistungen in Forschung und Lehreerwarte sich ein Hochschulsystem, das nicht nur den Bedürfnissen der Studierenden entspricht, sondern auch dem, was in Wirtschaft und Gesellschaft gebraucht wird. "Hochschulpolitische Mogelpackungen, also Hochschulstudien, die nur unzureichende Bezüge zur Berufs- und Wirtschaftswelt aufweisen, seien in keinem Fall zielführend. "Eine bedarfsorientierte Studienangebotsplanung bedeutet nicht, dass Studienrichtungen allein mit den Neigungen der Studierenden korrespondieren, sondern es muss auch um die Studiereignung und um die real bestehenden beruflichen Möglichkeiten für Hochschulabsolventen gehen."

Für Landertshammer ist dabei klar, dass es ohne ein durchgehendes System regulierbarer Studienzugänge in Verbindung mit einer Studienplatzbewirtschaftung nicht gehen wird. "Wir brauchen effiziente Studienangebote, bei denen gewährleistet ist, dass alle zum Studium zugelassenen Hörer auch in akzeptabler Zeit ihr Studium abschließen können und dann mit angemessenen Berufsaussichten rechnen können." Wie dringend ein solches System ist, zeigt sich angesichts des bereits in wenigen Monaten zu erwartenden Andrangs deutscher Studierenden an den heimischen Hochschulen. "Solange wir unseren Notfallparagraphen im Universitätsgesetz erst auf der Grundlage deutscher Numerus Clausus Regelungen anwenden, müssen wir notwendige Entscheidungen erst dann treffen, wenn sie zu spät sind" ist Landertshammer besorgt.

Sorgen bereiten dem Bildungsexperten der WKÖ auch die Lehrerausbildung, "denn wir stehen gerade vor einem Generationenwechsel. Rund50 % aller Lehrer werden in den nächsten Jahren in Pension gehen." In Hinblick auf den Lehrernachwuchs in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern, die für ihn die Grundlage für den Studienerfolg in vielversprechende Studienrichtungen sind, fordert Landertshammer die rasche Umsetzung der Empfehlungen der Expertenkommission für die Lehrerausbildung.

Eine weitere Bewährungsprobe werden die kommenden Budgetverhandlungen sein, denn der Andrang zum Studium an Universitäten und Fachhochschulen bleibt ungebrochen und Landertshammer weist dabei darauf hin, "dass sich die besten Positionen für Akademiker nicht aus vergleichsweise preiswerten Lesestudien ergeben, sondern es sich um solche Studien handelt, die einen hohen technisch apparativen Aufwand, gut ausgestattete Laboratorien oder anspruchsvolle Computerarbeitsplätze aufweisen."

 

ÖAW: Freude über Bestellung von Beatrix Karl zur Wissenschaftsministerin
Wien (öaw) - Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) begrüßt die Bestellung von Universitätsprofessorin Dr. Beatrix Karl zur neuen Wissenschaftsministerin. "Es freut mich ganz besonders, dass mit Beatrix Karl eine hochkarätige Wissenschaftlerin dieses Amt übernimmt", betont ÖAW-Präsident Helmut Denk.

Die neue Ministerin verbindet einen sehr erfolgreichen Werdegang als Wissenschaftlerin mit einer steilen politischen Karriere. Von 1999 bis 2002 forschte sie als APART (Austrian Programme for Advanced Research and Technology)-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht in München. Seit 2003 wirkt sie als ao. Universitätsprofessorin am Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht der Karl-Franzens-Universität Graz

Verständnis für Grundlagenforschung und Nachwuchsförderung "Die ÖAW ist überzeugt, dass die neue Ministerin großes Interesse und Verständnis für die Erfordernisse der Grundlagenforschung und deren Finanzierung mitbringt. Als führende Trägerorganisation der Grundlagenforschung in Österreich erwartet die ÖAW daher eine positive Entwicklung in diesem Bereich", so Präsident Denk. Darüber hinaus sei aufgrund des Werdeganges von Ministerin Beatrix Karl ein besonderes Verständnis für die Bedeutung der Förderung von Doktorand(inn)en und Habilitand(inn)en zu erwarten, die auch der ÖAW sehr am Herzen liegt.  
 

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