Bozen (lpa) - 65 Jahre nach dem Ende des Holocaust dürfe die Erinnerung
an dieses größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte nicht verblassen. "Zwar verschwinden nach
und nach die Zeitzeugen, die Erniedrigung, Entmenschlichung und unsagbares Leid erfahren haben, ihr Erbe muss aber
lebendig bleiben", so Landeshauptmann Luis Durnwalder zum Holocaust-Gedenktag am 27.01.
Der Holocaust, so Durnwalder, rücke zwar zeitlich in immer größere Ferne, die Lehren, die man daraus
ziehe, seien aber nach wie vor aktuell. "Und sie werden es immer bleiben", so der Landeshauptmann, der
zwei dieser Lehren in den Mittelpunkt seiner Überlegungen zum diesjährigen Gedenktag rückt: "Die
erste ist die, dass keinem Menschen das Mensch-Sein abgesprochen, dass keiner als minderwertig angesehen werden
darf", so Durnwalder. Dies sei nicht nur eine theoretische Erkenntnis. "Vielmehr muss sie auch im Alltag
gelebt werden, und zwar von uns allen", erklärt der Landeshauptmann.
Die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens sei Toleranz ohne Ansehen von Herkunft oder Hautfarbe. "Wir
müssen jedem den Freiraum lassen, in dem er sich entfalten kann, wir müssen für jeden die Rahmenbedingungen
schaffen, damit er dies bestmöglich tun kann, wir müssen aber auch dafür sorgen, dass niemand diesen
Freiraum nutzt, um denjenigen anderer über Gebühr einzuschränken", so Durnwalder.
Die zweite Lehre sieht der Landeshauptmann in der Forderung nach Zivilcourage. "Der Holocaust war nicht das
Werk einer Handvoll Verbrecher, er war nur möglich, weil die Masse weggeschaut hat", so Durnwalder, dessen
Appell lautet: "Es ist die Pflicht eines jeden Einzelnen einzugreifen, wenn er Missstände aufdeckt oder
es Menschen vor Ausgrenzung und Erniedrigung zu schützen gilt", so der Landeshauptmann.
Durnwalder betont, dass mit dem zeitlichen Abstand zum Holocaust die Zahl der Zeitzeugen stetig abnehme. "Es
ist unsere Pflicht, jene der Schule genauso wie jene der Eltern, den nachwachsenden Generationen die Geschichte
des Holocaust und die daraus zu ziehenden Lehren zu vermitteln, damit sich ein solches Verbrechen nicht wiederholen
kann", so der Landeshauptmann. |