Essener Wissenschaftler sind dem Geheimnis der blutbildenden Stammzellen auf der Spur
Essen (idw) - Wir alle leben von dem roten Saft, der durch unsere Adern und Organe fließt.
Doch wie entsteht Blut eigentlich? Welche Faktoren spielen dabei eine entscheidende Rolle im Körper? Diesen
Fragen geht eine Forschungsgruppe am Institut für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Essen
nach, die gerade von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für drei Jahre Fördermittel in Höhe
von 365.000 Euro erhalten hat. Dr. Hannes Klump, Privatdozent Dr. Bernd Giebel vom Universitätsklinikum Essen
und ihr chinesischer Kooperationspartner Dr. Bing Liu richten ihr Augenmerk dabei vor allem auf die Frage, was
passieren muss, damit pluripotente Stammzellen, die sich in diverse Körperzellen verwandeln können, zu
blutbildenden Stammzellen werden.
"Wir wissen, dass die Entstehung der blutbildenden Stammzellen (HSC) im Laufe der Embryonalentwicklung durch
deren unmittelbare Umgebung, der so genannten Nische, zeitlich und räumlich gesteuert wird. Die HSCs werden
höchstwahrscheinlich von blutbildenden Endothelzellen gebildet, die in der Wand von großen embryonalen
Blutgefäßen und der Plazenta liegen. Von dort aus wandern sie weiter in die fötale Leber und anschließend
ins Knochenmark", erklärt Dr. Hannes Klump. Diesen Prozess versuchen die Forscher in der Kulturschale
nachzubilden. Dabei spielt das Gen HOXB4 eine wichtige Rolle, das dabei hilft, aus pluripotenten Stammzellen blutbildende
Stammzellen herstellen zu können. "Den genauen Ablauf der Stammzellentstehung wollen wir uns mit diesem
Forschungsprojekt näher anschauen. Es geht unter anderem darum, zu ergründen, was Endothelzellen dazu
bewegt, Blutstammzellen zu bilden oder eben nicht. Wenn wir die wesentlichen Aspekte der Blutbildung aufschlüsseln
können, lassen sich daraus auch neue Ansätze in der Zell- und Gentherapie ableiten", erläutert
Dr. Hannes Klump.
Die Möglichkeit, blutbildende Stammzellen in Zukunft künstlich zu erzeugen, könnte für die
Transplantations- und Transfusionsmedizin weitreichende Folgen haben - so würde dies Spenden in vielen Fällen
erübrigen. "Aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik, obwohl es uns im Mausmodell bereits gelungen ist,
aus künstlichen blutbildenden Stammzellen nach einer Transplantation frisches Blut zu entwickeln", betont
Dr. Hannes Klump. |