"Aktuelle Umfrage-Ergebnisse zur oberösterreichischen Gemeindestruktur"
Linz (lk) - Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Gemeinde-Landesrat Dr. Josef Stockinger und
Market Institut Linz-Geschäftsführer Dr. Werner Beutelmeyer präsentierten am 08.02. die aktuellen
Umfrage-Ergebnisse zur oberösterreichischen Gemeindestruktur.
Oberösterreichs Gemeindedemokratie steht hoch im Kurs. 444 Gemeinden geben 1,4 Millionen Menschen ein Zuhause.
Oberösterreichs Kommunen sind eine gewachsene Identität, Zwangszusammenlegungen von Gemeinden finden
nicht die Akzeptanz der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher. Die Geschichte des Landes und auch
internationale Beispiele zeigen, dass solche erzwungenen Projekte bisher gescheitert sind. Die Zugehörigkeit
zu einer Gemeinde ist in unserem Land ein Stück Identität und ein Teil der Selbstbestimmtheit in den
Gemeinden, auch außerhalb der drei großen Städte.
Umfrage: Zusammenarbeit JA, Zusammenlegung NEIN
Im Auftrag des Landes Oberösterreich hat das Marktforschungsinstitut Market die Akzeptanz von Gemeindezusammenlegungen
in Oberösterreich abgefragt (im Zeitraum von 25. bis 28. Jänner 2010, n=1.000). Das Ergebnis ist repräsentativ
für die oberösterreichische Bevölkerung ab 16 Jahren.
Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger im Zusammenhang mit Gemeindezusammenlegungen zeigen deutliche
Befürchtungen, dass es zu einem Verlust an Lebensqualität in den Gemeinden kommen könnte, weiters
besteht auch eine gewisse Angst, dass die Gemeinde-Identität schwächer werden könnte. Der Einsparungsvorteil
wird im Vergleich dazu nachrangig gesehen.
Trotz breiter medialer Diskussion über Gemeindezusammenlegung und Eingemeindung kann sich nur ein knappes
Drittel für diesen Schritt in der eigenen Gemeinde erwärmen. 60 Prozent stehen dem negativ gegenüber,
keine Meinung haben 10 Prozent. Es manifestiert sich ein recht einheitlich ablehnendes Meinungsbild.
Offenkundig nimmt die Bevölkerung ein erhebliches Einsparungspotential wahr, das man durch sinnvolle Zusammenarbeit
zwischen den Gemeinden erschließen könnte. Auf diese Frage angesprochen, gibt es ein eindeutiges Befürworten
einer verstärkten zukünftigen Zusammenarbeit der oberösterreichischen Gemeinden.
Bei der direkten Entscheidungsfrage, ob Zusammenarbeit oder Zusammenlegung das Motto zukünftiger Gemeindearbeit
sein soll, plädieren vier Fünftel für eine verstärkte Zusammenarbeit, ein knappes Fünftel
stellt sich eine Zusammenlegung der Gemeinden vor.
Aktive Arbeit in der Gemeinde und vom Bürgermeister wird deutlich wahrgenommen. So stellen die Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher ihren Bürgermeistern ein positives Zeugnis aus. 24 Prozent beurteilen die Arbeit
des Bürgermeisters mit der Bestnote und weitere 65 Prozent mit Note 2, insgesamt also eine äußerst
breite Zustimmung.
Die Wichtigkeit und Erlebbarkeit der Gemeindepolitik durch die Bürger/innen spiegelt sich wider in der Einschätzung
des Arbeitsvolumens des Bürgermeisters. Nahezu drei Viertel (72 Prozent) der Oberösterreicher attestieren
ihrem Bürgermeister ein großes zu bewältigendes Arbeitspensum.
Gemeindepolitik ist letztlich der "point of sale" der Politik, hier wird also politische Arbeit und politische
Entscheidung am stärksten für den Bürger erlebbar.
Gemeinde-Kooperationen: Seit Jahrzehnten gelebte Realität
Kooperationen sind in Oberösterreichs Gemeinden seit Jahrzehnten üblich. Es gibt keine Gemeinde,
die selbst die Müllentsorgung durchführt, jahrzehntelange Kooperationen über Verbände gibt
es auch bei Kanal und Wasser. Für regionale Freizeitangebote wie Hallenbäder arbeiten Gemeinden ebenso
zusammen wie im Bauhof-Bereich oder im Winterdienst.
Eine Studie der Universität Linz (Studienautor Dr. Anton Josef Lummerstorfer, Institut für Betriebswirtschaftslehre
der gemeinwirtschaftlichen Unternehmen an der Johannes Kepler Universität, 2007) zeigt auf, dass in der oberösterreichischen
Kommunalverwaltung 319 verschiedene freiwillige gemeindeübergreifende Kooperationen bestehen. An die 100 Projekte
sind zusätzlich in der zuständigen Gemeindeabteilung des Landes Oberösterreich, der Direktion für
Inneres und Kommunales, in Beratung und Vorbereitung.
Innovative Projekte bringen den Bürgerinnen und Bürger Zusatznutzen, nehmen Rücksicht auf kommunale
Lebensqualität und bringen die Bedürfnisse der Gemeinden mit den vorhandenen Ressourcen verantwortungsvoll
in Einklang.
Gemeinde-Zukunft: Statt vordergründiger Zusammenlegungen Verwaltungs-Vernetzung im Hintergrund
Moderne Datennetzwerke legen die Basis für den nächsten Zukunftsschritt. Es braucht dabei keine Gemeindezusammenlegungen,
denn die Gemeinden agieren modern, vernetzt, gemeindeübergreifend und in dezentralen Netzwerk-Organisationen.
Vor allem für die kleineren Gemeinden ist durch die Zusammenarbeit über Datennetzwerke gesichert, dass
das Bürgerservice vor Ort bleibt und die Gemeinden im Hintergrund kostenoptimiert ihre Verwaltungskompetenzen
aufteilen, etwa beim Baurecht, dem Meldeamt, der Kostenrechnung oder der Buchhaltung.
Auch im Rahmen des großen Strukturreformprozesses des Landes Oberösterreich ab April 2010 wird sich
eine Arbeitsgruppe mit dem Thema Gemeindekooperationen in der Verwaltung und Dienstleistung beschäftigen. |