Vor 15 Jahren: Mordanschlag von Oberwart  

erstellt am
04  02. 10

Faymann gedenkt der Opfer von Oberwart
Vor 15 Jahren kamen vier junge Burgenländer durch ein rassistisch motiviertes Attentat ums Leben
Wien (sk) - Am 4. Februar 1995 wurden vier junge Burgenländer, die der Volksgruppe der Roma angehörten, durch ein Attentat getötet. Es war dies der schwerste politisch motivierte Anschlag in Österreich seit 1945. Bundeskanzler Werner Faymann erinnert am Jahrestag des Verbrechens an die Verantwortung der Spitzen der Republik, entschlossen gegen Verhetzung und extremistisches Gedankengut vorzugehen.

"Die Ermordung der jungen Burgenländer in der Roma-Siedlung von Oberwart vor 15 Jahren, damals 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, erinnert an zwei Verpflichtungen: Erstens daran, wachsam zu sein gegenüber allen autoritären und antidemokratischen Tendenzen und diese mit allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates zu bekämpfen - im Interesse des gemeinsam Geschaffenen. Und zweitens an den respektvollen, fairen und gerechten Umgang mit allen Volksgruppen. Wir haben die Verantwortung, gegen jede Form der Diskriminierung vorzugehen und uns auch für die sozialen Entwicklungsmöglichkeiten immer wieder einzusetzen - nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene", so der Bundeskanzler.

 

Klikovits: Ständige Mahnung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit!
ÖVP-Volksgruppensprecher gedenkt der Opfer des Anschlages vor 15 Jahren
Wien (övp-pk) - Vor genau 15 Jahren - am 4. Februar 1995 - fand das Attentat auf die Romasiedlung von Oberwart statt, dem vier junge Männer zum Opfer gefallen sind. "Dieses Attentat soll uns nicht nur heute sondern ständig eine Mahnung sein, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufzutreten und die Volksgruppen in Österreich mit Respekt und Verantwortungsbewusstsein als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft und Bevölkerung zu sehen." Das erklärte ÖVP-Volksgruppensprecher Abg. Oswald Klikovits am 04.02.

"Meiner Generation ist dieses Attentat nach wie vor schmerzlich präsent. Aber den jungen Leuten in unserem Land sagt ein Ereignis, das 15 Jahre zurück liegt, schon viel weniger. Daher müssen wir daran erinnern, müssen erklären, aufklären, mahnen und vorleben, wie ein offenes, tolerantes und gleichberechtigtes Zusammenleben in einem demokratischen Land funktioniert", erklärte Klikovits. "Diese schrecklichen Geschehnisse dürfen sich in unserem Land nie wiederholen."

 

 Zinggl: Weiterhin keine aktive Minderheitenpolitik in Österreich
Auch 15 Jahre nach Attentat sind Roma Diskriminierungen ausgesetzt
Wien (grüne) - "Der 4. Februar 1995 ist ein schwarzer Tag der Zweiten Republik. Vier Roma verloren bei einem feigen und hinterlistigen Attentat auf tragische Weise ihr Leben." Aber auch 15 Jahre nach dem Attentat von Oberwart leben wir in einer Zeit, in der Roma struktureller Diskriminierung ausgesetzt sind, erinnerte der Minderheitensprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. "Eine aktive Minderheitenpolitik in Österreich ist dringend erforderlich. Durch die Untätigkeit der Regierung in diesem Bereich, werden schwelende Ressentiments in der Bevölkerung geschürt."

"Europaweit kommt es zu Diskriminierung und Gewalt gegen Roma-Angehörige, wie zuletzt die rassistischen Übergriffe in Ungarn und Italien", erläutert Zinggl und fordert: "Es ist unsere Aufgabe als PolitikerInnen mehr zu tun, als nur Respektsbekundungen abzugeben. Es müssen endlich nachhaltige Initiativen auf europäischer Ebene geschaffen werden, die unter Einbindung von Roma-Angehörigen die grundlegende Benachteiligung von Roma in den Bereichen Bildung, Soziales, Arbeit und Wohnen beseitigen. Die österreichische Regierung ist aufgefordert, sich auf europäischer Ebene für dieses Vorhaben einzusetzen."

 

Gedenkfeier in Oberwart
Ökumenisches Gebet mit Bischof Iby am Jahrestag
Eisenstadt, 02.02.2010 (KAP) Mit einer Gedenkfeier und einem Ökumenischen Gebet wird am Abend des 04.02. in Oberwart der vier Todesopfer des Rohrbombenattentats auf die Romasiedlung Am Anger vom 4. Februar 1995 gedacht. An der Gedenkveranstaltung, die um 18 Uhr am Ort des damaligen Mordanschlags beginnt, werden gemeinsam mit zahlreichen Volksgruppenvertretern der Roma auch der Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby, der burgenländische Superintendent Manfred Koch und Verteidigungsminister Norbert Darabos teilnehmen. Prof. Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats der Roma, wird eine Gedenkrede halten, Johann Baranyai eine Botschaft von Bundespräsident Heinz Fischer verlesen.

Der Anschlag des später gefassten Bombenattentäters Franz Fuchs auf die Romasiedlung erschütterte vor 15 Jahren ganz Österreich. Vier Roma - Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath - wollten ein auf dem Weg vor ihrer Siedlung angebrachtes Schild mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien" entfernen. Dabei explodierte ein Sprengsatz, der die vier Männer tötete.

Auch 15 Jahre nach dem Attentat seien die Roma "noch immer traumatisiert", sagte der österreichische Romaseelsorger Fabian Mmagu am Dienstag in einem "Kathpress"-Interview. "Nach dem Anschlag haben viele politische Verantwortungsträger gut geredet, aber niemand hat sich wirklich um die Psyche der unmittelbar Betroffenen und der ganzen Volksgruppe gekümmert", kritisierte der Priester und Psychotherapeut. "Manche Roma haben bis heute Angst."

Bischof Iby errichtete nach dem Anschlag ein eigenes Referat für ethnische Gruppen, um die Seelsorge an den Roma und Sinti im Burgenland zu stärken. Seit August 1995 gibt es jährlich im August wieder eine Roma-Wallfahrt nach Mariazell. Eine alte Tradition, die vom NS-Regime 1938 verboten worden war.

 

 

 

 
 

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