"Respekt" im Waldviertel  

erstellt am
04  02. 10

Vorhang auf für 77 Kulturprojekte beim "Viertelfestival NÖ - Waldviertel 2010"
Mistelbach (viertelfestival-noe) - Im Jahr 2010 macht das Viertelfestival Niederösterreich vom 8. Mai bis 8. August im Waldviertel Station. Unter dem Motto "Respekt" werden 77 Projekte umgesetzt, die sich künstlerisch mit den Besonderheiten der Region befassen.

Das Waldviertel - häufig assoziiert mit Wackelsteinen, dunklen Wäldern, mystischen Plätzen und kühlen Temperaturen - erfreut sich besonders seit dem Fall des Eisernen Vorhangs großer Beliebtheit unter Stadtflüchtigen wie Kurzurlaubern, die u.a. das wachsende Freizeitangebot der Region schätzen. Ebendort bietet das Viertelfestival Niederösterreich - Waldviertel 2010 der ‚Kultur vor der Haustür' vom 8. Mai bis 8. August 2010 unter dem Motto "Respekt" eine Bühne. Auf dem Programm stehen 77 Kunst- und Kulturprojekte (davon 14 Schulprojekte und 7 grenzüberschreitende Projekte, welche gemeinsam von Tschechischen und Österreichischen Künstlern entwickelt wurden).

Deren Bandbreite ist groß und reicht von einer überdimensionierten "Strickliesel" über das 1. Langenloiser Pflanz-Spektakel bis zu einer "Begrüßungsmaschine" an der tschechischen Grenze. Auffallend viele befassen sich mit dem Respekt vor der Natur sowie mit regionalen Besonderheiten wie dem Waldviertel als Grenzregion, der Textilproduktion, Sagen und Legenden, gesellschaftlichen Fragen, aber auch mit dramatischen Ereignissen der jüngeren Geschichte.

Für Ausflugsgäste und Kurzurlaube ist das "Viertelfestival NÖ - Waldviertel 2010" ein attraktives kulturtouristisches Zusatzangebot: Ein Festivalbesuch kann ausgezeichnet mit Golfen, Radfahren, Wandern, Wellness-Aufenthalten und Reisen zum Wein verbunden werden. Viele Aktivitäten sind für Familien mit Kindern sehr gut geeignet.

Nachstehend elf Kostproben aus dem Programm (in chronologischer Reihenfolge):
     
Die sprechende Grenze. "Höflichkeit ist doch die sicherste Form der Verachtung"
>> Kunst im öffentlichen Raum
Lange genug war das Überqueren der Grenze mit unangenehmen Kontrollen verbunden. Das soll sich jetzt ändern: Der Installations- und Medienkünstler Christoph Höschele bringt beim Grenzübergang Gmünd/Ceské Velenice eine "Begrüßungsmaschine" an. Der Apparat begrüßt automatisch in deutscher und tschechischer Sprache. Der Grenze wird auf diese Weise humorvoll ein positiveres Image verpasst. Sie ist freundlicher, zugänglicher und schießt nicht mehr, sondern grüßt höflich alle Reisenden.

Termin: 8. Mai - 8. August 2010, täglich 00.00 - 24.00 Uhr
Ort: Grenzübergang Gmünd / Ceské Velenice, 3950 Gmünd
Projekt von & Projektleitung: Christoph Höschele (Verein Niemandsland)
http://www.niemandsland.net

 

"Grenz-Transzendenz. Klanginstallation zur Transzendierung der Staatsgrenze entlang der Thaya/Dyjec >> Grenzüberschreitende Klanginstallation
Unter dem Titel "Grenz-Transzendenz" werden der Abbau von Grenzen und die dadurch motivierte Förderung gegenseitigen Respekts thematisiert. Diese Grenztranszendierung erfolgt durch ein Ritual mit keltischem Dord (eine Art Didgeridoo) an der Thaya ? optisch unterstützt durch Bilder von Christian Pfabigan.

Termin: Eröffnung 8. Mai 2010, 17.00 - ca. 23.00 Uhr; Installation bis einschließlich 4. Juli 2010
Ort: beim Zusammenfluss der mährischen und deutschen Thaya, 3820 Raabs / Thaya
Projekt von Klemens Robe & Christian Pfabigan
Projektleitung: Klemens Robe

 

"Der Himmel oben. Ein Theaterstück von Norbert Silberbauer"
"Der Himmel oben" ist ein schwarzhumoriges Stück über menschliche Schwächen im kargen Ambiente: Eine Frau pflegt ihren Vater, der nach einem Schlaganfall ans Bett gefesselt ist. Sie erzählt aus ihrem Leben: von der Scheidung, den Schwierigkeiten als Alleinerzieherin, von ihrer Einsamkeit. Bald wird klar, wie groß der Druck ist, unter dem sie steht, und der Gepflegte mutiert vom Gequälten zum Quäler.
An der Stelle der Heiligengeistkirche, wo das Stück aufgeführt wird, befand sich früher das Bürgerspital, in dem Kranke und Alte von Angehörigen und Mitgliedern der Stadt betreut wurden. Diese Organisationsform steht im Gegensatz zur heute oft üblichen unpersönlichen Betreuung in Krankenhäusern. Das Stück soll zur Diskussion über diese Situation anregen.

Premiere: 8. Mai 2010, 20.00 Uhr
Vorstellungen: 12., 13., 21., 28., 29. Mai 2010, jeweils 20.00 Uhr
Ort: Heiligengeistkirche (ehemaliges Bürgerspital) Weitra, 3970 Weitra
Mit: Manuela Seidl, Karl Schuster. Regie: Marius Schiener
Projekt von: Mag. Manuela Seidl; Verein zur Förderung des kulturellen, wirtschaftlichen & politischen Austauschs in der EU

 

"Nun gute Nacht. Der Franz Zeller Platz und der vergessene & verdrängte Widerstand" >> Zeitgeschichte
Franz Zeller war einer von drei Kremser Widerstandskämpfern, die aufgrund ihrer marxistischen Gesinnung während des 3. Reichs hingerichtet wurden. Der Platz vor der Kunsthalle Krems heißt seit Jahrzehnten Franz-Zeller-Platz und ist in Erinnerung an diese österreichischen Patrioten benannt. Eine Tatsache, die so gut wie unbekannt ist, da eine entsprechende Hinweistafel fehlt. Mit einer Leuchtbeschriftung soll der Prozess der Erinnerung jetzt eingeleitet werden.


PROGRAMM:
14. Mai 2010, 17.00 - 18.30 Uhr:
Projektpräsentation und Lesung aus den Abschiedsbriefen von Franz Zeller
Ort: Unabhängiges Literaturhaus NÖ, Steiner Landstraße 3, 3500 Krems
26. Juni 2010, 21.00 Uhr (Vernissage) - 31. Aug. 2010, 23.00 Uhr:
Lichtskulptur. Beleuchtung des vergessenen Widerstands in Krems
Ort: Franz Zeller Platz, 3500 Krems
Projekt von: Robert Streibel; Gregor Kremser"
Projektleitung: Robert Streibel

 

"Containers, Relics, Odds and Ends. Ein performatives Ausstellungskonzept als Teil von Restaurant Transformable >> Ausstellung mit Happening
"Restaurant Transformable" ist der Titel für die künstlerische Thematisierung des Themas Kochen. Seit 2001 verbindet Rainer Prohaska mit Unterstützung der Produktionsfirma Grundvier Kochperformances mit Architektur-Elementen und bildender Kunst. Das Setting der Performances ist temporär und flexibel. Die konkrete Umsetzung hängt von räumlichen und inhaltlichen Gegebenheiten ab.

Bei "Containers, Relics, Odds and Ends" werden live Zeichnungen, Flussdiagrammen, Drip-Paintings und Skulpturen produziert und anschließend ausgestellt. Bereits bestehende "Food Objects" werden mit speziell behandelten Essensresten und Küchenabfällen weiterbearbeitet.

Vernissage & Happening: 15. Mai 2010, 18.00 - 22.00 Uhr
Ort: Kunstnetzwerk, Dr. Karl Dorrek Str. 5, 3500 Krems
Projekt von: Rainer Prohaska und Kunstnetzwerk
Projektleitung: Mag. Eva Grumeth / Grundvier
http://www.rainer-prohaska.net

 

"Pflanz`mich! - 1. Langenloiser Pflanzspektakel" >> Ein soziokulturelles Land-Art-Projekt
Guerilla-Gardening in Langenlois: Das Projekt "Pflanz` mich!" appelliert an einen respektvollen Umgang mit der Natur, thematisiert den Umgang mit öffentlichem Raum und fordert Respekt vor der Arbeit anderer. Außerdem macht "Pflanz' mich!" auf das integrative Potenzial von Gärtnern aufmerksam: Es kann zu Gesprächen und zum Kennen lernen anregen und Menschen auf diese Weise verbinden.
Das "Langenloiser Pflanzspektakel" will sowohl Aufsehen erregen als auch einen fröhlich-bunten Anblick an unerwarteten Orten bieten. Alle können Mitmachen!

Termine: Startevent 16. Mai 2010, 14.00 Uhr, es finden jedoch schon ab Festival-Beginn und auch nach dem Startevent kleinere Pflanzaktionen statt um auf das Projekt aufmerksam zu machen.
Ort: unbenutztes öffentliches Grün in Langenlois, 3550 Langenlois
Projekt von: Bevölkerung & Gästen der Gartenstadt Langenlois
Projektleitung: AG Pflanz' mich (Elisabeth Plitzka & Marion Schwarz)

 

"Strickliesel und die wilde Geiß. Auf den Spuren der weißen Göttin" >> Skulptur & Lesung
Ist die Strickliesel eine getarnte Göttin? Symbolisiert sie die arbeitsame Frau, stets emsig häkelnd? Ist sie eine Königin mit einer Krone auf dem Kopf?

Oder ist sie Eurynome, die Göttin der weiten Welt, Tochter des Orcaneus, die sich mit dem Winde paart und das Weltenei gebiert?
Haben Sie so eine Göttin mit Namen Strickliesel noch in ihrem Haus? Über Generationen gaben Frauen ihren Töchtern eine Strickliesel und sie zauberten allerlei Lustiges, Nützliches und Überflüssiges. Ihr Ende markiert auch das des Matriarchats. Unter dem Titel "Strickliesel und die wilde Geiß" lässt Barbara Krobath die Göttin der fleißigen Lieschen als überdimensionierte Holzskulptur auferstehen. In einer szenischen Lesung zeichnet Cécile Cordon u.a. die Wanderung der Göttin nach.

Termin: 29. Mai 2010, 15.30 Uhr (Lesung von Cecile Cordon und Enthüllung der Skulptur "Strickliesl"). Die Skulptur ist bis 30. Juli 2009 im Garten des Stiftes Zwettl zu sehen.
Ort: Zisterzienserstift Zwettl, 3910 Stift Zwettl 1
Projekt von & Projektleitung: Cécile Cordon und Barbara Krobath
http://www.fliesenbild.net

 

"ACHTUNG KAUFLADEN!
Dort, wo man sich trifft. Filmische Szenen von einem dörflichen Kaufladen." >> Fotografische und filmische Dokumentation eines soziokulturellen Phänomens

Haben Sie schon einmal in einem ländlichen Kaufladen eingekauft? Im Rahmen des Projekts "ACHTUNG KAUFLADEN!" wird das Kommen und Gehen der Menschen vom Aufsperren bis zur Mittagszeit fotografiert. Im Kaufladen wird nicht nur eingekauft, sondern er fungiert auch als Kommunikationszentrum und hat somit einen hohen sozialen Stellenwert. Aus wirtschaftlichen Gründen werden Kaufläden inzwischen häufig geschlossen. Sie hinterlassen oft eine schmerzliche Lücke für die DorfbewohnerInnen. Der Kurzfilm (bestehend aus animierten Fotos) beleuchtet respektvoll die große Bedeutung eines kleinen Kaufladens.

Programm:
12. Juni 2010, 17.00 Uhr: Präsentation der Audiovisionsshow "ACHTUNG KAUFLADEN!"
Ort: Ortsmuseum Weikertschlag im Rathaus, 3832 Weikertschlag/Thaya
13. Juni ? 15. Sept. 2010: Installation der Audiovisionsshow in einer Litfass-Säule, 3820 Raabs/Thaya
Projekt von: DIGUZ | Gudrun Krieger
Projektleitung: Gudrun Krieger
http://www.diguz.at

 

"Respekt-Lose-Verbandelung. Aus der Textiltradition einer Stadt zur zeitgenössischen Kunst" >> Altes Handwerk & Textilkunst
Die Gegend um Groß Siegharts wird aufgrund der ehemals zahlreich vorhandenen Textilfabriken heute noch Bandlkramerlandl genannt. Gleichzeitig ist das Band Symbol für Verbindendes und Trennendes.

Im Rahmen von "Respekt-Lose-Verbandelung" erarbeiten KünstlerInnen eine Ausstellung mit Bändern, die auf 100 Jahre alten Webstühlen im Textilmuseum Groß Siegharts gewebt werden. Die Bänder werden zu Bildern, Objekten, Installationen, Collagen, in Videos, Klanginstallationen und bei Performances verarbeitet. Ein Literaturabend ergänzt die Ausstellung.

Vernissage: 26. Juni 2010, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. Juni - 8. Aug. 2010
Ort: Kunstfabrik Groß Siegharts; 3812 Groß Siegharts
Mit: Ursula Fuhs, Günther Gross, Gabriele Kurzbauer, Georg Kuttelwascher, Matthias Mollner, Stefan Reiterer, Peter Schroll, Paul Seidl, Georg Strondl, Peter Tramontana,Tanja Traxler, Myriam Urtz, Melanie Wurth." Projekt von: Kunstfabrik Groß Siegharts
Projektleitung: Günther Gross
http://www.kunstfabrik-groß-siegharts.at 

 

"Respekt?" >> Bildende Kunst & Ökologie
"Respekt?" fordert Respekt vor der Natur, speziell vor dem Element Wasser. Das Projekt ist ein Plädoyer für den achtsamen Umgang mit der Natur, das in Form einer Installation in Szene gesetzt wird: In einem beleuchteten Becken mit Thayawasser befinden sich Originalfundstücke wie alte Autoreifen, Plastikflaschen u.Ä.m. An die Wände werden drei Ansichten der Thaya projiziert.

Die Installation konfrontiert friedlich-romantische Naturaufnahmen mit der unschönen Realität des verschmutzen Flusses. Das Kunstobjekt soll die Wirklichkeit anhand dieses konkreten Beispiels "erlebbar" machen.

Termin/Ort: 8. Mai (Eröffnung) bis 13. Juni 2010, Burg Raabs, 3820 Raabs an der Thaya;
19. Juni 2010, 18.00 Uhr Eröffnung, Installation bis 8. August 2010, Institut Slavonice, Hauptplatz Slavonice, CZ
Projekt von & Projektleitung: Abbé Libansky (Institut für kulturresistente Güter)
 

 

"Wer Wolf? - Über den Umgang mit Monsterbefall" >> Intervention im sozialen Raum
Das Projekt "Wer Wolf?" ist ein realräumliches, soziales Experiment, das von monochrom, ein international tätiges Kunst-Technologie-Philosophie-Kollektiv, durchgeführt wird. Das Projekt beruht auf dem Partyspiel "Mafia" (http://www.mafiaspiel.de), das normalerweise mit zehn bis 15 Personen gespielt wird. Dieses soll eine Woche lang in einem Waldviertler Dorf mit dessen rund 300 EinwohnerInnen gespielt werden.

Auf diese Weise wird in der realen Welt eine Spielweltebene eröffnet, welche die im Dorf bestehenden Beziehungsformen und sozialen Strukturen zur Neuverhandlung bringt. Als fiktive DorfbewohnerInnen im Spiel besteht die Möglichkeit, die realen Rollen und Rollenbeziehungen in einem neuen, spieltheoretischen Kontext zu überprüfen und zu hinterfragen. Man darf gespannt sein!

Termin: 25. Juni - 1. Juli 2010
Ort: Schönberg
Projekt von: "Monochrom"
Projektleitung: Mag. Günther Friesinger
http://www.monochrom.at
 
Informationen: http://www.viertelfestival-noe.at
 
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