Trotz Zukunftssorgen aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Lage sind die EuropäerInnen
mit ihrem Leben ziemlich zufrieden
Brüssel (ec.europa) - Im Großen und Ganzen sind die Europäer mit ihrer persönlichen
Situation zufrieden – anders sieht dies jedoch in puncto Wirtschaft, öffentliche Dienstleistungen und Sozialpolitik
in ihrem Land aus. Zu diesem Schluss kommt eine heute veröffentlichte Meinungsumfrage. Das Eurobarometer zum
gesellschaftlichen Klima in der EU stellte darüber hinaus große länderspezifische Unterschiede
fest: So sind die Menschen in den nordischen Ländern und den Niederlanden im Allgemeinen mit ihrer persönlichen
Situation am zufriedensten. Die Umfrage ist Teil des Berichts der Europäischen Kommission zur sozialen Lage,
der ebenfalls heute veröffentlicht wird und die sozialen Trends in Europa untersucht. Kernthema in diesem
Jahr ist das Wohnen.
„Es ist gut zu wissen, dass die meisten Europäer trotz der schwierigen Wirtschaftslage und mancher Zukunftssorgen
immer noch mit ihrem Leben zufrieden sind“, so Vladimír Špidla, EU-Kommissar für Beschäftigung,
Soziales und Chancengleichheit. „Der heute veröffentlichte Bericht zeigt wieder einmal, wie wichtig unser
Einsatz für Beschäftigung und Wachstum in Europa ist, denn wir wollen auch in Zukunft das soziale Wohlergehen
der Menschen gewährleisten. Wir müssen diese Bemühungen im Rahmen unserer künftigen 2020-Strategie
weiterführen, damit die EU zu einer intelligenteren und umweltfreundlicheren sozialen Marktwirtschaft wird.“
Gemäß der Eurobarometerumfrage sind die meisten Europäer mit ihrem Leben im Allgemeinen zufrieden
(durchschnittlich +3,2 Punkte auf einer Skala von -10 bis +10). Doch zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten gibt
es große Unterschiede: Am zufriedensten ist man in Dänemark (+8,0), und auch in Schweden, den Niederlanden
und Finnland. Am unzufriedensten ist man in Bulgarien (-1,9), gefolgt von Ungarn, Griechenland und Rumänien.
Beim öffentlichen Dienst sind die Europäer im Durchschnitt recht unzufrieden mit dem Funktionieren ihrer
öffentlichen Verwaltung (-1,2 Punkte). In allen Ländern – Luxemburg und Estland ausgenommen – haben die
Europäer den Eindruck, dies hätte sich in den letzten fünf Jahren verschlechtert, und sie rechnen
mit weiteren Verschlechterungen (einzige Ausnahme: Luxemburg).
Zu spezifischen Politikbereichen befragt, sind die Europäer allgemein zufrieden mit dem Gesundheitswesen (+1,3
Punkte) – in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg wurden die besten Noten vergeben (über +5 Punkte), in
Bulgarien, Griechenland und Rumänien hingegen die schlechtesten (höchstens -3 Punkte).
Am unzufriedensten waren die Europäer damit, wie sich ihr Land mit sozialer Benachteiligung und Armut auseinandersetzt
(-2 Punkte). Punkte im Plusbereich gab es nur aus Luxemburg und den Niederlanden; am schlechtesten schnitten Lettland
und Ungarn ab (-5 Punkte oder weniger).
Wohnen
Im letzten Jahresbericht der Europäischen Kommission zur sozialen Lage wird aufgezeigt, dass die Europäer
heutzutage einen größeren Teil ihres Einkommens für Wohnkosten aufwenden als vor zehn Jahren (Steigerung
um knapp vier Prozentpunkte). Auch die Hypothekenschulden sind in der EU signifikant angestiegen.
Im Durchschnitt geben die Europäer ein Fünftel ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen
aus. Miet- und Hypothekenzahlungen machen nur 30 % der gesamten Wohnkosten in der EU aus – die restlichen 70 %
entfallen auf Reparaturen, Instandhaltung und Heizkosten. Infolge der Privatisierung von Wohnraum sind die meisten
Menschen in den mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten nun Eigentümer ihrer Wohnung, so dass
Reparaturen, Instandhaltung und Heizkosten rund 90 % der gesamten Wohnkosten ausmachen.
In dem Bericht wird auch auf die Qualität der Wohnung eingegangen. Dabei wird festgestellt, dass viele Europäer
nach eigenen Angaben in Unterkünften wohnen, die durchschnittlichen Ansprüchen nicht genügen, und
dass mehr Menschen mit niedrigen Einkommen über eine problematische Wohnsituation berichten.
Soziale Auswirkungen der Krise
Es ist zwar noch zu früh, um die gesamten sozialen Auswirkungen der Krise zu bewerten, doch wird in dem Bericht
die Frage untersucht, welche Lehren aus den Erfahrungen früherer Rezessionen gezogen werden können. So
spielen die Sozialausgaben eine Rolle für den Schutz der Opfer der Rezession, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit,
dass Arbeitslose Einkommensunterstützung erhalten, in der EU unterschiedlich hoch.
Hintergrund
Die Umfrage des Eurobarometer Spezial zum gesellschaftlichen Klima ist die erste einer Reihe von jährlichen
Befragungen, mit denen das subjektive Wohlbefinden der europäischen Bürgerinnen und Bürger eruiert
werden soll. Durchgeführt wurde sie im Mai/Juni 2009 in den 27 EU-Mitgliedstaaten. Die Befragten sollen dabei
ihre Meinung zu ihrer persönlichen Situation, der nationalen wirtschaftlichen und sozialen Lage sowie der
Politik ihrer Regierung in diversen Themenbereichen, darunter Gesundheitswesen und Renten, äußern.
Der Bericht zur sozialen Lage ist ein jährlicher Bericht der Europäischen Kommission, in dem langfristige
soziale Trends in der EU genauer geprüft werden, um aktuelle, verlässliche und umfassende Informationen
zur sozialen Lage zu erhalten. In diesem Jahr lauten die beiden Kernthemen Wohnen (einschließlich Eigentumsverhältnisse
und Kosten) und die möglichen Auswirkungen der Rezession unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage
zum gesellschaftlichen Klima. |