Haifa (gewitsch) - Am 31.01. hatten wir in Haifa ein erfreuliches Ereignis: Prof. Topsy Küppers,
die bekannte Wiener Kabarettistin Sängerin u. Schauspielerin, die sich seit vielen Jahren konsequent gegen
Antisemitismus, Fremdenhaß und Intoleranz einsetzt, erschien im Seniorenheim "Rischonei Hacarmel"
des Vereins der Mitteleuropäer mit ihrem Programm: "Die Lieben und Leiden von Joseph Haydn", begleitet
am Klavier von Christos Marantos. Die Veranstaltung war von der Israel-Österreich Gesellschaft in Haifa organisiert,
mit Hilfe des österr. Kulturforums in Tel Aviv, wofür auch der Direktorin desselben, Mag. Gabriela Feigl,
gedankt wurde.
Das Programm war nicht nur ausgezeichnet zusammen gestellt, sondern auch ebenso vorgetragen und das vorzügliche
Klavierspiel von Christos Marantos trug ebenfalls zum Erfolg der Darbietung bei. Diese begann mit der - von Haydn
im Jahr 1797 komponierten - alten Kaiserhymne "Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz",
mit den verschiedenen Variationen welche die Hymne inzwischen erleben sollte. Allerdings gab es im Publikum (das
so zahlreich erschienen war, daß Zusatzstühle eiligst herbei gebracht werden mußten) Anwesende
die nachher ihrer Befremdung Ausdruck gaben, daß das Programm mit einem "Nazilied" (sic!) begonnen
hatte.....
Nun einige Auszüge aus dem Programm: Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, der Vater hatte -
von zwei Frauen - zwanzig Kinder, und er wurde nach Wien als Chorknabe in die Stefanskirche geschickt (es waren
dies die Vorgänger der später weltberühmten Wiener Sängerknaben), von der er, vollkommen mittellos,
flüchten mußte als er - um die schüne Knabenstimme zu erhalten - "sopranisiert" werden
sollte, ein Euphemismus für "kastrieren" (wobei die Hoden in heißem Wasser zerquetscht wurden!).
Als er, viel später, von England nach Österreich zurückkehrte, wurde er an der Grenze nach seinem
Beruf gefragt; die Antwort war: "Tondichter". "Ah, sie arbeiten mit Ton? Dann sind Sie ein Töpfer!".
Seine Frau, dier er als "bestia infernalis" bezeichnete, verlangte und erhielt von ihm Geld um sich ein
Haus als "Witwensitz" zu erwerben. Das Haus diente ihm dann als Witwersitz... Noch zwei Episoden aus
seinem England Aufenthalt: Der König sprach mit ihm Deutsch; kein Wunder, er war ja ein Deutscher - die ersten
Könige der Hannoverdynastie waren ja Kurfürsten von Hannover (in Personalunion mit Großbritannien
vereinigt) und konnten zwar Deutsch, und der Erste niucht Englisch!); als er an einem großen Polyp in seiner
Nase operiert werden sollte, flüchtete er - als er die Instrumente sah, mit der Arzt arbeiten wollte (die
Medizin des 18. Jahrhunderts) - aus der Klinik, so wie viele Jahre früher in Wien, als er kastriert werden
sollte.
Seine Freundschaft mit Mozart ist allgemein bekannt - beide waren Freimaurer - und niemals äußerte er
ein Wort des Neides auf den viel jüngeren Mozart, dessen Universalgenie damals schon Aufsehen erregte.
Am Ende der Veranstaltung - die starken und berechtigten Applaus erntete - eine der besten welche wir in den letzten
Jahren erlebten, dankte der Vorsitzende der I.Ö.G. Haifa, Peter Gewitsch, beiden Künstlern für den
so schönen Nachmittag und Prof. Küppers verteilte, im Namen des össterr. Kulturforums, signierte
Exemplare ihres Buches: "Wenn Dein Leben trist ist, erleuchte es mit Humor".
Peter F.Michael Gewitsch
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