Erzdiözese Wien bittet um Informationen über Kaiserin Zita   

erstellt am
11  02. 10

Hilfestellung für Seligsprechungsverfahren, das die Diözese Le Mans durchführt
Wien-Paris (pew) - Die Erzdiözese Wien bittet um Informationen, die etwas zum Seligsprechungsverfahren für die letzte österreichische Kaiserin und Königin von Ungarn, Zita von Bourbon-Parma (1892-1989), beitragen können. Das Seligsprechungsverfahren für Kaiserin Zita wurde vergangenen November in der nordwestfranzösischen Diözese Le Mans eröffnet. Im amtlichen Teil der jüngsten Ausgabe des "Wiener Diözesanblattes" (2/2010) ist das entsprechende Dekret des Bischofs von Le Mans, Yves Le Saux, veröffentlicht. In diesem ersten Teil des Verfahrens werden Dokumente und Informationen gesammelt, die für oder auch gegen eine Seligsprechung sprechen.

Erläuternd heißt es dazu im Amtsblatt der Erzdiözese Wien: "Die Dienerin Gottes Zita hat sich in zahlreichen Diözesen, darunter auch Wien, aufgehalten, und zwar am Kaiserhof von Österreich von 1914 bis 1919 und von 1982 an. Alle Personen, denen zum Leben, zum Ruf der Heiligkeit oder den Tugenden der Dienerin Gottes etwas bekannt ist, werden gebeten, dies dem Postulator bekannt zu geben." Postulator des Seligsprechungsprozesses für Zita ist der Schweiz tätige Priester Cyrille Debris (Rue de la Lenda 13, CH-1700 Fribourg; (Tel./Fax: +41-31-55.00.822).

Thronverzicht abgelehnt
Die vatikanische Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen hatte im Juni 2008 ihre Zustimmung zur Eröffnung des Verfahrens für Zita gegeben. Zitas Ehemann und letzter Habsburger-Monarch, Karl I. von Österreich (1887-1922; Regierungszeit 1916-18), wurde im Oktober 2004 von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Zita von Bourbon-Parma wurde 9. Mai 1892 in Capezzano Pianore (Toskana) geboren. Ihre schulische Erziehung erhielt sie u.a. im Salesianerinnen-Konvikt in Zangberg (Oberbayern) und in der Benediktinerinnenabtei St. Cecile auf der britischen Kanalinsel Wight. 1911 wurde sie in Schloss Schwarzau bei Wiener Neustadt mit Karl vermählt. Am 20. November 1912 kam ihr erster Sohn, Erzherzog Otto, zur Welt. Das junge Paar wohnte in Schloss Hetzendorf im Süden Wiens.

Nachdem Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet worden war, stieg Karl zum Thronfolger auf. Als Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 starb, folgte ihm Karl als Kaiser von Österreich (Karl I.) und König von Ungarn (Karl IV.) und Böhmen, und Zita wurde Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Karl I. verzichtete - obwohl Zita Bedenken hatte - am 11. November 1918 auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte; er dankte aber nicht ab. Im März 1919 ging die Familie ins Exil in die Schweiz.

Zita unterstützte Karls Bemühungen um eine Wiedererlangung des Throns und begleitete ihn im Oktober 1921 nach Ungarn. Der dortige Restaurationsversuch scheiterte allerdings. Die Familie musste auf die portugiesische Insel Madeira. Kaiser Karl I. starb dort am 1. April 1922 an einer Lungenentzündung. Die Witwe und Mutter von acht Kindern lebte zunächst in Spanien und Belgien, 1940 ergriff sie nach dem Angriff Hitlerdeutschlands auf Belgien und Frankreich über Spanien und Portugal die Flucht in die USA und schließlich ins kanadische Quebec.

1953 kehrte Zita nach Europa zurück, zunächst nach Luxemburg und 1962 ins Schweizer Zizers bei Chur. Ihr erster Sohn und Thronprätendent Otto von Habsburg durfte 1966 zum ersten Mal nach Österreich zurückkehren, nachdem er 1961 auf seine Thronrechte verzichtet hatte. Zita, die einen solchen Verzicht ablehnte, war dieser Schritt zunächst weiter verwehrt.

1982 Rückkehr nach Wien
Der spanische König Juan Carlos vermittelte schließlich, dass die österreichische Bundesregierung unter Bruno Kreisky Zita 1982 auch ohne Verzichtserklärung und ohne Loyalitätserklärung für die Republik die Rückkehr nach Österreich gestattete - mit 90 Jahren und nach 63 Jahren Exil. Tausende Wiener bereiteten der Monarchin einen begeisterten Empfang, als sie am 13. November - einem Samstag – um 18 Uhr eine von Kardinal Franz König zelebrierte Messe im Wiener Stephansdom mitfeierte.

Der damalige Wiener Erzbischof begrüßte die ehemalige Kaiserin und würdigte ihre tiefe Religiosität mit den Worten: "In allen diesen Jahren, seitdem Sie 1918 ihre Heimat verlassen mussten, waren Ihnen der Glaube und tiefe Religiosität Stütze und Halt in diesen schweren

Zeiten. Ihre Worte und Ihr ausgewogenes Urteil, das wir in den letzten Monaten aus den Medien erfahren haben, haben auf uns alle einen tiefen Eindruck gemacht."

Nach ihrer Rückkehr lebte die Ex-Kaiserin zurückgezogen auf Schloss Waldstein in der Steiermark. In dieser Zeit pilgerte sie auch regelmäßig nach Mariazell und unterstützte nach Kräften die "Kaiser-Karl-Gebetsliga", die sich damals für die Seligsprechung ihres verstorbenen Mannes einsetzte. Am 14. März 1989 starb sie in Zizers. Am 1. April wurde sie in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt, nach einem feierlichen Requiem im Stephansdom.

Wie lange das Seligsprechungsverfahren für Kaiserin Zita dauern wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Erst vor wenigen Tagen, am 3. Februar, starb die Ehefrau von Otto von Habsburg und Schwiegertochter Zitas, Regina von Habsburg, im Alter von 85 Jahren. Regina war als Prinzessin von Sachsen-Meiningen in Würzburg geboren worden. Sie wurde am Mittwoch, 10. Februar, in der Familiengruft auf der Veste Heldburg in Südthüringen beerdigt.
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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