Wien (bpd) - Die Wiener Staatsoper übergab am 09.02. ihre Bestände an
historischen Akten und Dokumenten an das Österreichische Staatsarchiv. Damit wird die fachgerechte Verwahrung
sowie wissenschaftliche Nutzung und Aufarbeitung der Archivalien aus der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit
durch das Österreichische Staatsarchiv gewährleistet.
"Bei diesen Dokumenten handelt es sich um äußerst wertvolle und vielsagende Unterlagen. Die Akten
stellen einen unschätzbaren Wert für die Musikforschung dar. Mit deren Hilfe wird es möglich sein,
ein großes Stück der Wiener Operngeschichte anhand von bisher unzugänglichem Archivmaterial neu
zu schreiben", so Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper.
Die heute offiziell übergebenen Dokumente datieren zum Großteil vom Jahr 1940 bis zum Beginn der elektronischen
Datenverarbeitung. Teilweise zählen aber auch einzelne ältere Dokumente zu dem vielfältigen Bestand,
der unter anderem Briefe, Protokolle, Verträge und Probenpläne umfasst. Interessante Einzelstücken
sind etwa der Originalvertrag des Konzertmeisters Arnold Rosé aus dem Jahr 1897, das Manuskript der Eröffnungsrede
von Ernst Marboe aus dem Jahr 1955 oder ein Aktenvermerk zur (später nicht realisierten) Aufführung des
"Ring" von Karl Böhm und Wieland Wagner aus dem Jahr 1965. Insgesamt wird es möglich sein,
die Leistungsfähigkeit eines international renommierten Kulturbetriebes nachzuzeichnen und somit tiefere Einblicke
in die Handlungsabläufe, die kreativen wie logistischen Prozesse, der Wiener Staatsoper zu erlangen.
Der Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky, dankte Holender
für die Initiative der Übergabe. "Das Österreichische Staatsarchiv hat die Verpflichtung, die
Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren. Es ist unsere Aufgabe, historische Dokumente für die Wissenschaft,
aber auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wir werden das Material daher
zunächst sichten und ordnen, um den fachgerechten Zugang sicherzustellen. Die Grundinformationen über
den Umfang werden, so wie auch bei allen anderen Beständen des Staatsarchivs, für Forscherinnen und Forscher
über das Internet abrufbar sein. Wir werden überdies danach trachten, dass die in weiterer Folge produzierten
Dokumente automatisch an das Staatsarchiv weitergeleitet werden", so Mikoletzky.
Mit der Übergabe der historischen Akten und Dokumente wird zwar ein großer Teil des Archivs der Staatsoper
im Österreichischen Staatsarchiv zugänglich gemacht, die Gesamtheit der erhaltenen Bestände befindet
sich jedoch weiterhin in der Obhut verschiedener Institutionen. Die heute übergebenen Dokumente umfassen beispielsweise
nicht jene Teile, die 1945 infolge des Brandes und der Kriegsschäden des Hauses am Ring in die Nationalbibliothek
bzw. in das Theatermuseum ausgelagert wurden. "Ich würde mir wünschen, dass auch diese Teile eines
Tages mit den im Staatsarchiv lagernden Beständen zusammengeführt werden", so Holender.
Die im Dachgeschoss der Oper verwahrten Unterlagen waren überdies im Laufe der Jahre einem "gewissen
Schwund" ausgeliefert, sodass eine nicht näher zu quantifizierende Anzahl von Dokumenten und Schriftstücken
offenbar abhanden gekommen ist. "Das Österreichische Staatsarchiv ist nicht nur verpflichtet, staatliches
Aktenmaterial aufzubewahren, sondern wir versuchen auch, verlorengegangene Bestände zu erschließen und
zusammenzuführen. In den heute übergebenen Unterlagen ruht vieles, was neue Einblicke eröffnen wird.
Diese Bestände werden nach der erfolgten professionellen Aufarbeitung für alle Interessierte zugänglich
sein", so Mikoletzky abschließend. |