Wien (wifo) - Im Jahr 2009 verursachte die hohe Staatsschuld bereits 7½ Mrd. € an Zinskosten. Ohne
Gegensteuern der Wirtschaftspolitik werden im Jahr 2013 11 Mrd. € erforderlich sein. Der Konsolidierungsbedarf
beträgt bis 2013 kumuliert 10 Mrd. €. Die WIFO-Studie zeigt Optionen auf, die eine Konsolidierung des Staatshaushalts
erlauben, ohne dass wichtige wirtschaftspolitische Ziele beschnitten würden.
Voraussetzung ist, dass die Staatsausgaben in der sich abzeichnenden Phase der Erholung der Wirtschaft ab 2011
begrenzt werden. Die Erfolgsaussichten einer nachhaltigen Konsolidierung sind höher, wenn überwiegend
ausgabenseitige Maßnahmen gesetzt werden. Erleichtert wird die ausgabenseitige Konsolidierung durch ein Impulsprogramm
zur Stärkung des mäßigen Wirtschaftswachstums im Jahr 2010.
Zusätzliche Steuern können ergänzend eingesetzt werden, wenn sie politisch präferiert werden
oder Einsparungen nicht im erforderlichen Umfang erzielt werden können. Sie sollten jedenfalls eine positive
Lenkungswirkungen haben, den privaten Konsum nicht schwächen und verteilungspolitische Aspekte beachten. Daher
ist eine weitere Anhebung des Mehrwertsteuersatzes aus der Sicht der Wirtschaftsforschung keine Option. Nach erfolgreicher
Konsolidierung sollten die zusätzlichen Steuereinnahmen zur Senkung der Abgaben auf den Faktor Arbeit verwendet
werden.
Die Konsolidierung des Staatshaushalts ist eine Notwendigkeit. Hohe Zinszahlungen beschneiden den Handlungsspielraum
der Wirtschaftspolitik. In Phasen geringer Nachfrage von privaten Haushalten und Unternehmen ist dies besonders
schmerzlich, zumal hohe Aufwendungen für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen eine länger andauernde
Folge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise sind.
Wie internationale Studien belegen, ermöglicht vor allem die Senkung der Staatsausgaben nachhaltige Konsolidierungserfolge.
Die wichtigsten Ansatzpunkte für Österreich sind der Abbau von Subventionen, die Beseitigung von Ineffizienzen
bei gleichbleibender Qualität im öffentlichen Gesundheitssystem und in der öffentlichen Verwaltung
sowie die Beseitigung von Sonderregelungen im Sozialsystem, die beschäftigungsmindernde Wirkung haben. Bereits
kurzfristig sind Einsparungen von 2 bis 3 Mrd. € pro Jahr möglich. In einer längerfristigen Perspektive
beträgt das jährliche Einsparungspotential mehr als 6,5 Mrd. €.
Falls politisch gewünscht, können einmalige Einnahmen aus Privatisierungserlösen erzielt werden,
die zum Schuldenabbau beitragen und die Zinsbelastung verringern. Das Potential dazu ist beträchtlich (zumindest
10 Mrd. €), selbst wenn in jedem Fall eine Sperrminorität beim Staat verbleibt.
Ergänzende Steuererhöhungen sollten weder Massensteuern betreffen noch Steuern, die eine Aufnahme der
Beschäftigung erschweren oder die Verteilung der Einkommen weiter spreizen. Die erste Option ist die Beseitigung
von Ausnahmen im Steuersystem. Als weitere Optionen kommen Steuern auf Aktivitäten mit sozialen Kosten (Energie-
und Umweltverbrauch, gesundheitsschädigender Konsum) und ausgewählte vermögensbezogene Steuern in
Betracht.
Eine Finanztransaktionssteuer oder international koordinierte Alternativen können diese Erträge ergänzen
oder substituieren.
Die Wirtschaftsforschung kann zur Diskussion über die Optionen der Budgetkonsolidierung beitragen, indem sie
zum einen die Effekte verschiedener Varianten quantifiziert und zum anderen Optionen aufzeigt, die konsistent mit
den Zielen stabilen nachhaltigen Wachstums und steigender Beschäftigung sind. Die konkrete Auswahl und verteilungspolitische
Gewichtung obliegt den politischen Entscheidungsebenen. |