Faymann
würdigt "vorbildliche Leistungen" Wiens
Für Ausbau von Schulversuchs-Grenzen - Absage an allgemeines Einsperren von Asylwerbern
Rust (sk) - Am 18.02. startete die zweitägige Klubtagung des Wiener SPÖ-Rathausklubs unter
dem Motto "Mit den Menschen. Für die Menschen" in Rust. Bundeskanzler und SPÖ-Parteivorsitzender
Werner Faymann würdigte in seiner Grußrede die "vorbildlichen Leistungen" der Stadt Wien in
der Sozial-, Wohn- und Gesundheitspolitik: "Wir haben allen Grund, mit ganzem Herzen bei den Wahlen für
einen Erfolg zu kämpfen." Wien ermögliche ein "menschenwürdiges Leben" - das sei
das "beste Argument in Wien, in Österreich und in Europa". Allgemeines Einsperren von Asylwerbern
kommt für den Kanzler nicht in Frage. Weiters warb Werner Faymann für den Ausbau von Schulversuchen und
ganztägigen Schulangeboten. Spekulation und Steuerschlupflöchern erteile er einmal mehr eine Absage.
"Die Höchstgrenzen gehört gestrichen - wir brauchen mehr gemeinsame Schulen und Angebote von ganztägigen
Schulformen", sagte der Bundeskanzler. Die Befragung in Wien habe in dieser Frage eine "klare Antwort"
gebracht. Und weiter: "Wer für gerechte Gesellschaft ist, muss dafür sein, dass Kinder optimal gefördert
werden."
"Wir stehen für ein gemeinsames, solidarisches Leben; wir lassen Menschen, die Asyl suchen, nicht in
Bausch und Bogen als Kriminelle bezeichnen. Jemand der Schutz braucht, verdient Schutz", so Faymann. Eine
generelle Inhaftierung oder das Einsperren von Flüchtlingen kommt für ihn auch weiterhin nicht in Frage.
Die Sozialdemokratie dürfe nicht zulassen, dass nach der Krise dasselbe Wirtschaftssystem genauso wieder aufgebaut
werde. "Wir sind für Regelwerke, die dafür sorgen, dass es Einnahmen gibt, um staatliche Aufgaben
bewältigen zu können" Finanztransaktionssteuer, Banken-Solidarabgabe sowie das Abschaffen von Spekulationsfristen
auf Aktienausschüttungen gehören "zu dem Stück Gerechtigkeit, das wir Sozialdemokraten einfordern".
Zur Kritik einiger Bankdirektoren an der Bankenabgabe sagte Faymann: "Wir Sozialdemokraten werden nicht zulassen,
dass die Arbeitnehmer die Suppe alleine auslöffeln sollen." Eine strengere Finanzmarktkontrolle und Spekulationsverbote
in gewissen Bereichen seien ebenso notwendig. |
Häupl: "Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung haben an Volksbefragung
teilgenommen"
Rust (spw-k) - "Mit dem gestrigen Tag hat die Teilnahme an der Volksbefragung deutlich die 30
Prozent Marke überschritten!", verkündet Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl in seiner
Rede bei der Tagung des SPÖ-Rathausklubs im burgenländischen Rust. Die Meinung vom mehr als 350.000 Menschen
sei zu respektieren, meint Häupl in Richtung der Kritiker der Befragung. Es ist das zweitbeste Teilnahme-Ergebnis
an einer Volksbefragung in Wien.
Bürgermeister Häupl erinnert an die Aufregung der Wiener Oppositionsparteien im Vorfeld dieser Volksbefragung:
obwohl eine Frage in der Nähe einer ÖVP-Forderung, eine andere im Bereich der Grünen angesiedelt
war, reagierten diese Parteien nach dem Motto "Darf die SPÖ denn das überhaupt?" Anscheinend
ist die Opposition der Meinung, sie habe das alleinige Recht, die Bevölkerung zu befragen, sagt Häupl.
Er weist auf die Vorschläge der Grünen hin, die eine sehr komplizierte Fragestellung samt zweiter Abstimmung
über die von der Bevölkerung klar abgelehnte Citymaut vorgeschlagen haben sowie über die widersprüchliche
Vorgangsweise der ÖVP: dort habe die Landesparteiobfrau Marek zur Stimmabgabe aufgerufen während ihr
Landesgeschäftsführer Walter vor laufender Kamera einen Stimmezettel zerreißt. Jene, die das Ergebnis
von mehr als 30 Prozent als erbärmlich bezeichnet haben, erinnert der Wiener Bürgermeister an Ergebnisse
ihrer eigenen Volksbefragungen: bei FP-Befragungen haben fünf bzw. sechs Prozent teilgenommen. "Herr
Strache, sie sind ordinärer als ich. Vielleicht haben sie einen Hinweis auf die richtigen Worte für solche
Ergebnisse", sagt Häupl.
Für den Wiener Bürgermeister ist die Abgabe von mehr als 90 Prozent der Stimmen per Brief ein deutliches
Votum für die Briefwahl: "Wir müssen darüber nachdenken, das freie und geheime Wahlrecht weiter
zu entwickeln um unter Berücksichtigung der technischen Entwicklungen zur Teilnahme an Wahlen zu motivieren.
Für ihn ist die Diskussion über die Briefwahl entschieden.
"Auch wenn es rechtlich nicht notwendig ist: das Ergebnis der Volksbefragung ist für uns bindend! Alle
fünf Bereiche werden sofort umgesetzt", bekräftigt Häupl neuerlich. So würden die rechtlichen
Voraussetzungen für den Hundeführschein geprüft. Häupl möchte dies mit einer umfassenden
Information über Tierhaltung in der Großstadt kombinieren. Die Ganztagsschule ist für den Bürgermeister
auch als Campusmodell vorstellbar. Dieses Projekt werde zwar Geld kosten, "aber nicht nur wir, auch die Bevölkerung
hat sich klar dafür entschieden", sagt Häupl.
Bei den Hausmeistern würde in den nächsten Tagen eine Punktuation vorgelegt, was die Stadt vom Hausmeister
NEU mit neuem Berufsbild erwartet. Er werde auch an die Bundesregierung herantreten, den Beschluss von Schwarz-Blau
zur Abschaffung der Hausmeister rückgängig zu machen und durch eine zeitgemäße rechtliche
Regelung zu ersetzen. "Die ÖVP soll dann ruhig sagen, ihr ist wurscht, was 80 Prozent der Wiener Bevölkerung
wünschen und sich lieber den Hausbesitzern verpflichtet fühlen. Wir werden versuchen, gesetzeskonform
Hausmeister dort wieder einzuführen, wo die Menschen das wollen", sagt Häupl.
Die Einführung des 24 Stunden U-Bahnbetriebs an Wochenenden ist für Bürgermeister Häupl nun
keine politische, sondern nur noch eine technische Frage. Er geht davon aus, dass noch heuer die U-Bahnen an Wochenenden
durchgehend fahren werden.
Die Ganztagsschule ist für Häupl nur Teil des Ganzen: "Schule ist so zu gestalten, dass optimale
Ergebnisse möglich sind, also Stärken stärken und Schwächen schwächen." Er wird sich
weiter für ein Gesamtmodell vom Kindergarten bis zur gemeinsamen Schule der 10 bis 14jährigen einsetzen:
"Eltern, Lehrer und Schüler sollen endlich gemeinsam darüber entscheiden dürfen, ob sie eine
gemeinsame Schule wollen. Die zehn-Prozent-Grenze muss fallen. Es kann auch nicht sein, dass die Interessen mancher
Lehrergewerkschafter die Entwicklung eines modernen Schulsystems verhindert", sagt Häupl. Auch hat Häupl
volles Verständnis für die Studentenproteste: "Die Studenten protestieren, weil sie studieren wollen!
Die Studenten spüren, wenn an sich richtige Prozesse falsch umgesetzt werden und sie ihrer Zukunft beraubt
werden, sagt der Bürgermeister. Es müsse auch die Hochschulpolitik Teil der Bildungsdiskussion sein.
SPÖ sorgt für Erhalt des dichten sozialen Netzes
"Der große Wunsch der Wienerinnen und Wiener nach der Wiedereinführung der Hausmeister
und eines Hundeführscheins für Kampfhunde haben einen starken Symbolcharakter für das steigende
Unsicherheitsgefühl der Menschen", erklärt Häupl. Dabei gehe es nicht nur um Schutz vor Kriminalität,
viel mehr hätten jahrelange Diskussionen und der stattgefundene Pensionsraub das subjektive Sicherheitsgefühl
der Menschen von einem festen Boden zu einem schwammigen Untergrund verwandelt. "Doch wer ist hier Brandstifter
und wer Biedermann?", fragt Häupl und erinnert an an Sozialabbau, die Gehaltskürzungen, Einsparung
bei den LehrerInnen und PolizistInnen sowie an die anderen zahllosen Einsparungen unter Schwarz-Blau. Einen Weg
abseits des Neoliberalismus erwartet sich Häupl auch von der Europäischen Union. Besonders wichtig sei
es, den Gemeinden soviel finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese die kommunalen Dienstleistungen
und de Daseinsvorsorge für ihre Bewohnerinnen und Bewohner sicherstellen können. "Wir wollen ein
soziales, gerechtes und friedvolles Europa", betont der Bürgermeister und kündigte an, zur höheren
Gerechtigkeit auf alle Instrumente zur Steuerung und Kontrolle zurückgreifen zu wollen.
"Ich werde nicht an den Verstand eines HC Strache appellieren, da klar ist, dass dies nur vergebene Liebesmüh'
ist. Aber ich werde auch nicht aufhören, Herrn Strache und auch andere daran zu erinnern, dass Strache als
damaliger Wiener FP-Obmann und als solcher Mitglied des FPÖ-Bundesvorstandes war. Das heißt, die heutige
FPÖ hat sehr wohl etwas mit all diesen Einsparungen zu tun", unterstreicht Häupl. Wenn die FPÖ
heute 1.500 neue PolizistInnen fordert und für die Wiedereinführung der Hausmeister sei, müsse sie
sich die Frage gefallen lassen, wieso sie sie damals abgeschafft haben. "Strache lebt in seiner Scheinwelt
und ist stets auf der Suche nach dem 'blauen Gral', den er aber nicht finden wird", betont der Bürgermeister
und erklärt: "Schwarz-Blau ist keine Fiktion mehr, wir alle haben es erlebt - und diese Regierung wurde
dann zu Recht vom Volk abgewählt".
Wohin eine FPÖ-Regierungsbeteiligung führen könne, zeige das Schicksal des Bundeslandes Kärnten,
das sich auch "die Kärntnerinnen und Kärntner so eigentlich nicht verdient haben. Ich hoffe aber,
sie ziehen daraus eine Erkenntnis", so Häupl. HC Strache könne und mache nichts anderes, als bestehende
Gemeinschaften und Gesellschaften zerstören. "Natürlich müssen wir so einen 'Destroyer', der
Menschen aufeinanderhetzt, ernst nehmen. Es ist Teil unserer alltäglichen politischen Arbeit, trotz der absoluten
Mehrheit, mit anderen Parteien zu reden und zusammenzuarbeiten. Aber dennoch gibt es auch unversöhnliche Antagonien
- und das nicht erst seit Straches Aschermittwoch-Rede", betont Häupl.
Die Sozialdemokratie habe daher zum Einen die Aufgabe, daran zu erinnern, was Schwarz-Blau bedeutet und zum Anderen
den erfolgreichen Weg, der aus Wien die lebenswerteste Stadt der Welt gemacht hat, konsequent weiter zu gehen.
"Wir haben dafür zu sorgen, dass das dichte soziale Netz in Wien erhalten bleibt, Armut bekämpft
wird und das Niveau der Pensionen auf einem Stand bleibt, von dem die Menschen auch leben können. Es war immer
klar, wofür die SPÖ steht, daher wird es mit uns weder einen neoliberalen Weg noch eine 'Sozialschmarotzer-Diktion'
à la FPÖ geben", sagt Häupl und stellt klar, Hilfesuchende haben Hilfe zu bekommen, Missbräuche
würden aber klar bekämpft.
"Wir führen die nötigen politischen Diskussionen mit aller Klarheit und in aller Offenheit. Wir
schützen alles was die Wienerinnen und Wiener und ihre Vorfahren aufgebaut haben. Ich kann und will mir aber
auch nicht vorstellen, dass jemand mit Strache's Charakterhaltung in unserer Stadt Bürgermeister wird. Und
ich bin mir sicher, dass wird er auch nie", schließt Häupl. |
Tschirf: ÖVP Wien bietet Orientierungshilfe für SPÖ Tagung in Rust
Nicht nur das Volk befragen, sondern auch für das Volk arbeiten
Wien (övp-wien) - "Jahrelang hat die SPÖ mehr als dürftige Arbeit für Wien
abgeliefert. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die SPÖ parteitaktische Spielchen einer seriösen
Arbeit für Wiens Bevölkerung vorzieht. Sie soll das Volk nicht nur befragen, sondern jetzt einmal ernsthaft
für das Volk arbeiten", empfiehlt ÖVP Wien Klubobmann Matthias Tschirf der Wiener SPÖ anlässlich
ihrer Klausur im burgenländischen Rust.
"Wenn sich die Wiener SPÖ schon einmal zu einer angeblichen Arbeitstagung zurückzieht, so soll
sie nicht bloß große Sprüche führen und neue Propagandafeldzüge auf Kosten von Wiens
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern aushecken, sondern sich ernsthaft mit Problemlösungen im Sinne aller Wienerinnen
und Wiener auseinandersetzen", mahnt der VP-Klubchef.
Es gebe eine Reihe von anstehenden Problemen, die die Wienerinnen und Wiener tatsächlich beschäftigen,
und die dringend einer Lösung bedürften. In diesem Sinne sei der SPÖ eine kleine Orientierungshilfe
in ihren Tagungsort mitgegeben:
Arbeitsmarkt
- Wien liegt nach wie vor im Schlusslichtbereich der Arbeitsmarktstatistik. Vergleichbare Arbeitsmärkte,
wie der oberösterreichische, haben die Aufholjagd in Sachen Arbeitsplätze längst mit Erfolg gestartet.
Wir fordern endlich wirksame, ernst gemeinte Anstrengungen, der steigenden Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken
- statt ewiger Trostpflaster.
- Gerade die Jugendarbeitslosigkeit ist in dieser Stadt erschreckend hoch. Statt der Tatsache ins Auge zu blicken,
dass hier eine Entwicklung verschlafen wurde - gerade im Bereich der Lehrlinge - werden die Zahlen mit überbetrieblichen
Lehrstellen geschönt. Dies halten wir für verantwortungslos, da sich nach 3 Lehrjahren wiederum die Frage
stellt, wo diese jungen Menschen einen Arbeitsplatz finden. Warum wird nicht endlich mehr Geld in die Hand genommen,
um nachhaltige, also betriebliche, Lehrstellen zu akquirieren?
- Seit Jahren scheint es der Wiener Stadtregierung gleichgültig zu sein, ob sich überhaupt noch Betriebe,
die Arbeitsplätze und Lehrstellen bringen, in Wien ansiedeln. Viele Unternehmen haben ihren Standort im Umland
Wiens als besser gesichert gesehen. Damit wurde die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz für zahlreiche Wienerinnen
und Wiener vergeben. Gedenkt die SPÖ diese Praxis fort zu führen?
Bildung
- Die Schule ist DER soziale Brennpunkt der Gesellschaft, wo mittlerweilen Problemstelllungen zu lösen sind,
die nicht an der Schule entstehen, sondern an diese delegiert werden. Wie kann es die SPÖ etwa verantworten
nur Placebo-Lösungen in Form von 19 Schulsozialarbeitern auf Lehrerdienstposten den Eltern, Lehrern und Kindern
anzubieten?
- Seit Schuljahresbeginn 2009 fehlen in den Wiener Pflichtschulen nach wie vor 120 LehrerInnen. Bis zum Herbst
2010 werden auf Grund von Pensionierungen und attraktiveren Angeboten in den Bundesländer mehrere hundert
Lehrer an den Wiener Volks- und Hauptschulen fehlen. Wie wird die SPÖ diesem katastrophalen Personalmangel
gegensteuern?
- Bei den 0 bis 3 Jährigen wird nur jedes vierte Kind einen Betreuungsplatz erhalten. Bei den 3 bis 6 Jährigen
sind es 20 Prozent der Kinder, die keinen Platz finden. Genau das muss sich ändern. Jedes Wiener Kind, egal
woher es kommt, muss einen Betreuungsplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Auf Basis strenger Qualitätskriterien
muss daher die Zahl der Kindergärten und der Kindergruppen zügig ausgeweitet werden. Bis wann ist es
gesichert, dass alle Wiener Kinder einen Betreuungsplatz bekommen?
Sicherheit
- Mittlerweile hat es die SPÖ geschafft, 19 verschiedenen Ordnungstrüppchen in Wien aufzustellen. Wann
wird sich die SPÖ endlich zu einem einzigen einheitlichen Ordnungsdienst - im Form einer Stadtwache - entschließen,
der auch tatsächlich auf die Einhaltung der - vom SPÖ-Vorsitzenden immer wieder betonten - Hausordnung
in Wien achtet, damit den Wienerinnen und Wiener zusätzliche Sicherheit bietet und die Polizei entlastet.
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