150-Jahr-Jubiläum der ersten serbisch-orthodoxen Gemeinde   

erstellt am
01  03. 10

Hoffnung auf Besuch von Patriarch Irinej, Pläne für serbisches Gymnasium – Bischof Konstantin: „Durch Integration die Identität bewahren“
Wien (pew) - Die serbisch-orthodoxe Kirche in Wien bereitet sich auf das 150-Jahr-Jubiläum der ersten Wiener serbischen Pfarrgemeinde St. Sava (1030 Wien, Veithgasse 3) vor. Die Gemeinde wurde 1860 begründet, die Kirche wurde 1893 geweiht. Unter den Stiftern der Kirche waren u.a. Kaiser Franz Joseph I. und der serbische König Milan. Die Kirche ist in ein Haus integriert und stellt ein eindrucksvolles Beispiel eines historistischen Bauwerks dar. Heute gibt es serbisch-orthodoxe Pfarrgemeinden auch im 2. und im 17. Bezirk. Angesichts der Zuwanderung aus dem einstigen Jugoslawien sind weitere serbisch-orthodoxe Gotteshäuser in Wien dringend notwendig; serbisch ist mittlerweile unter den in Wien verbreiteten Umgangssprachen nach deutsch an zweiter Stelle.

Die serbisch-orthodoxen Gläubigen in Wien hoffen, dass es aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums auch zu einem Besuch des neuen Belgrader Patriarchen Irinej in der österreichischen Bundeshauptstadt kommt. Es gibt aber auch noch andere Pläne: So sagte der – auch für Wien zuständige – serbisch-orthodoxe Bischof für Mitteleuropa, Konstantin (Djokic), im Gespräch mit dem Informationsdienst seiner Diözese („SOK aktuell“), dass es Überlegungen für die Gründung eines serbischen Gymnasiums in Wien gibt. Wörtlich meinte der Bischof: „Unsere Überlegung ist, dass die Serben in Wien ein Elitegymnasium nach römisch-katholischem Modell haben sollen, das auch für Nichtserben offen wäre. Das perfekte Beherrschen der deutschen Sprache sollte die Bedingung für die Aufnahme in das Gymnasium sein, zugleich sollte aber auch die serbische Sprache und Kultur gelehrt werden“.

Grundsätzlich betonte der Bischof seine Überzeugung, dass man „durch Integration die Identität bewahren kann“. In Gesprächen mit serbischen Gläubigen in der Diaspora habe er zwar den Eindruck, dass eine große Mehrheit von ihnen „keinen Unterschied zwischen Integration und Assimilation“ macht. Man müsse aber auch die Grenzen der Integration erkennen, die Integration dürfe nicht auf Kosten der Identität eines einzelnen oder eines Volkes verlaufen. Wenn der orthodoxe Glaube und die serbische Volkszugehörigkeit nicht bedroht seien, solle aber tatkräftig an der Integration in wirtschaftlichen, kulturellen und Bildungsprojekten mitgearbeitet werden. Wörtlich meine Bischof Konstantin: „Es ist notwendig, den jungen Menschen Vertrauen zu schenken und sie dazu zu bringen, dass sie sich in die Strukturen der Länder integrieren, in denen sie leben. Wenn wir als Bevölkerungsgruppe auf Bewahrung unserer Identität bestehen – aber durch Integration, nicht durch Ghettoisierung – werden wir respektiert und akzeptiert werden“.

Der serbische Bischof erinnerte daran, dass in Wien die serbisch-orthodoxe Präsenz weiter zurückreicht. Bereits vor der „großen Migration“ – dem Übertritt von hunderttausenden Serben unter Führung des Patriarchen von osmanischem auf habsburgisches Gebiet 1690 – habe es in Wien serbisch-orthodoxe Gläubige gegeben. Nach 1690 hätten die in Sremski Karlovci in der heutigen Vojvodina residierenden serbisch-orthodoxen Metropoliten Jurisdiktion über alle Orthodoxen der Haupt- und Residenzstadt Wien gehabt. Im Hinblick auf die erste Wiener orthodoxe Kirchengemeinde St. Georg am Hafnersteig gab es aber immer wieder Auseinandersetzungen mit den griechischsprachigen osmanischen Bürgern.
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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