MUSA zeigt tschechische und slowakische Gegenwartskunst   

erstellt am
25  02. 10

Zusammenarbeit mit Haus der Kunst Brünn - Auftakt einer stärkeren zentraleuropäischen Präsenz des MUSA
Wien (musa) - Kurz nach Fall des Eisernen Vorhangs gab es regen grenzüberschreitenden Kunst-Austausch, der in einer Schau über tschechoslowakische Gegenwartskunst im Gasometer mündete, danach, so Berthold Ecker, Leiter des Museums auf Abruf (MUSA) bei einem Mediengespräch 25.02., dünnten sich Präsenz und Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst der Nachbarländer Tschechien und Slowakei in Wien ziemlich aus. Umso erfreulicher, dass nun mit der bis 30. April laufenden Ausstellung "Formate der Transformation 89-09" die Möglichkeit existiert, die vielfältigen Positionen von etwas mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern aus den beiden Ländern kennen zu lernen. Ein "Nachhilfeunterricht" in Sachen Kunst, der übrigens zugleich auch Beginn einer engeren Zusammenarbeit des MUSA mit Kunstinstitutionen in Zentraleuropa sein wird. Nahezu zeitgleich ist neben der vom Haus der Kunst Brünn übernommenen Schau "Formate der Transformation 89-09" dort selbst die bemerkenswerte MUSA-Ausstellung "Lange nicht mehr gesehen" bis 11. April zu besuchen.

"Formate der Transformation 89-09", kuratiert von Haus der Kunst Brünn-Direktor Rostislav Korycanek und Frantisek Kowolowski, basiert wiederum auf den von sechs KunstexpertInnen kuratorisch zusammen gestellten Themengruppen: "Vom politischen zum öffentlichen Raum", "parallele Geschichte", "kapitalistischer Kommunismus", "Hinter dem samtenen Vorhang: Körper, Sprache, Institutionen", "Private Sammlung" und "Bestandsaufnahmen". Neben diversen Foto-Arbeiten - so zeigt etwa Zdena Koleckova in ihrer 5teilgen Arbeit "Wunderland" (2007) die Zubereitung des bekannten Karlsbader Kuchen mit dem Ergebnis, dass auf diesem kleinen Kuchen zuletzt ein "süßes Hakenkreuz" drapiert wird - macht die Schau deutlich, dass sowohl in den Formaten, wie auch in den Themen die tschechischen und slowakischen Kunstbeiträge längst im Globalen angekommen sind. "Unbelastet vom Kommunismus" (Pressetext) unterstreicht die Schau mit ihren Werken ab den 90er Jahren, dass der westlich geprägte "Ostblock"-Blick nur allzu gerne den Umstand von 20 Jahren freier Entwicklung wenn nicht negiert, dann zumindest noch immer unterschätzt. Bemerkenswert und unübersehbar etwa die Installation von Katerina Vincourova "Von innen nach außen" (2006), in der Damenunterwäsche, ausgefüllt mit schwarzen Ballonen, Assoziationen von Alfred Kubin bis zur Atomium-Skulptur in Brüssel auslösen. Geschlechterverhältnisse, die überallhin diffundierende Kraft des "freien" Marktes werden in den Kunstwerken von - auswahlweise - Dora Dutkova, Erik Binder, Jiri Cernicky oder Marek Kvetan ebenso angesprochen, wie die Fragilität der gesellschaftlichen Entwicklung. Rostislav Korycanek bemerkt dazu in seinem Katalogtext: "Zwanzig Jahre sind vergangen, und noch immer haben wir nicht das Gefühl, das andere Ufer erreicht zu haben; bei vielen von uns überwiegt das Gefühl, dass wir noch mitten im Sprung sind und dass der Stein, auf dem wir landen wollen, rutschig und instabil ist."
     
Informationen: http://www.musa.at    
     
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