Wien (bmj) - 16 Monate waren österreichische Juristen im Auftrag des
CLC, des „Center of Legal Competence“ in Montenegro im Einsatz und führten drei von der EU finanzierte Projekte
durch. Zum Abschluss dieser Projekte besuchte die Justizministerin das Land.
Das CLC ist eine österreichische NGO, die auf die Reform der Justiz in Ost- und Südosteuropa spezialisiert
ist. In den drei Jahren seit dem Erreichen seiner Unabhängigkeit hat das 700.000 Einwohner zählende Montenegro
auf dem Gebiet der Justizreform – gerade auch mit Unterstützung Österreichs – große Fortschritte
gemacht.
Strafprozessreform
Zu den zentralen Reformen zählt etwa die neue Strafprozessordnung, die im August in Kraft treten wird.
Wie in Österreich wird nun statt des Untersuchungsrichters der Staatsanwalt Leiter des Vorverfahrens sein.
Um diese Umstellung so reibungslos wie möglich durchführen zu können, haben Juristen aus Österreich
etwa 30 Staatsanwälte in Montenegro an Hand konkreter Fälle trainiert.
Brauchbare Gerichtsstatistik
Ein anderer Bereich beschäftigte sich mit der Schaffung brauchbarer Methoden für eine Gerichtsstatistik.
Dazu der österreichische Richter Günther Walchshofer gegenüber dem ORF-Mittagsjournal: "Wir
haben eine voll funktionsfähige IT; das gibt es in Montenegro nicht. Die Gerichtsstatistiken sind daher händisch
erhoben worden, uneinheitlich, auf uneinheitlichen Formularen, dann unterschiedlich übermittelt an die Zentralbehörde
und von dort dann entsprechend fehlerhaft ausgewertet worden. Es ist eine Reihe von Rechenfehlern aufgetaucht.
Wir haben ein Modell entwickelt, das jetzt richtige und präzise Statistiken schaffen kann." Für
das Gerichtsjahr 2009 kommt dieses Modell nun erstmals zur Anwendung.
Objektivierte Richterbestellung
Reformiert wurde mit österreichischer Hilfe auch der Kriterienkatalog für die Bestellung und Beförderung
von Richtern. Sie können nun nach nachvollziehbaren Kriterien erfolgen. Positiv bewertet Walchshofer auch
die Maßnahmen, die Montenegro gesetzt hat, um die Unabhängigkeit der Justiz zu stärken. Dazu zählt
die Bildung des Richterrates, der jedenfalls formell den Einfluss der Parteien auf Ernennung und Bestellung zurückgedrängt
habe.
Risiken für österreichische Investoren mindern
Zum Abschluss der österreichischen Projekte ist am 22.2.2010 auch Justizministerin Bandion-Ortner
nach Montenegro gekommen. Sie begründete das österreichische Engagement im ORF-Radio unter anderem damit,
dass Österreich allein im Jahr 2008 77,5 Millionen Euro in Montenegro investiert hat: „Daher ist es wichtig,
dass die Abläufe in den Justizsystemen technisch und prozessual gleich sind, und daher die Risiken für
die österreichischen Investoren abschätzbar sind. Das senkt auch die Kosten für den Eintritt unserer
Unternehmen auf den strategisch sehr wichtigen Märkten in Südosteuropa." |