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Universitätsdebatte hält an |
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erstellt am
05 03. 10
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Karl:
Kämpfen Seite an Seite
Wissenschaftsministerin Beatrix Karl kündigt in einer Interviewserie an, mit den Studenten
für eine Verbesserung des Bologna-Prozesses zu kämpfen.
Wien (övp-pd) - Im Prinzip ist Beatrix Karl klar für den Bologna-Prozess, denn sie unterstützt
die Idee dahinter, die Schaffung eines europäischen Hochschulraums. Bei der Umsetzung auf nationaler Ebene
sieht sie allerdings zahlreiche Umsetzungsprobleme: So will sie der Gefahr der Verschulung, die allerdings nicht
durch den Bologna-Prozess entstanden ist, auch teilweise mit weniger Anwesenheitspflichten begegnen. Auch die inhaltliche
Überfrachtung und den Wegfall von Wahlfächern sieht sie als Problem. Sie kann zwar in die Universitäts-Autonomie
nicht eingreifen, führt aber Gespräche mit den Verantwortlichen.
Mitgestalten statt Demonstrieren
Die Studierenden will sie an der Reform beteiligen – auch beim Bologna-Gipfel in Wien: „Wir bieten den Studierenden
an, sich aktiv beim Gipfel einzubringen im eigens eingerichteten Public Space, anstatt zu demonstrieren. Sie können
direkt mitgestalten. Damit tun sie ihrer Sache den viel besseren Dienst.“
Bessere Orientierung
Beatrix Karl will den Studierenden mit Studieneingangsphasen eine bessere Orientierung ermöglichen: „Ja, die
STEPs sollen jetzt überall eingeführt werden, und die Unis sind dabei, Konzepte dafür zu erarbeiten.
Knock-out-Prüfungen lehne ich ab. Wir brauchen gerechte, transparente Verfahren. Aber die Erstellung dieser
STEPs liegt im autonomen Bereich der Universitäten.“
Mehr Geld für Universitäten
Den Universitäten stellt die Wissenschaftsministerin mehr Geld zur Verfügung: „Das ist in alter Währung
immerhin eine halbe Milliarde. Die Studierenden haben bei der Auswahl der Anträge aktiv mitgearbeitet. Hier
geht es um Verbesserung der Hörsaal- und Seminarraumsituation, Verbesserung der Bibliotheksituation, es wurden
viele E-Learning-Modelle eingereicht, und es geht auch um die Anstellung neuen Lehrpersonals.“ Doch es gibt klar
beschränkte Kapazitäten: „Kapazitäten sind in vielen Bereichen begrenzt, denken Sie etwa an Opern-
oder Konzerthäuser. Da gibt es auch ein bestimmtes Kontingent - trotzdem würde niemand sagen, dass wir
deshalb einen beschränkten Zugang zu Kunst und Kultur haben. Es gibt begrenzte Kapazitäten, und das muss
man akzeptieren.“
Gegen Massenstudien
Massenstudien kann die Wissenschaftsministerin nichts abgewinnen: „In Massenstudien leidet die Qualität, wenn
Hunderte Studenten im Hörsaal und am Gang sitzen. Wenn ich eine hochwertige Ausbildung will, muss ich den
Zugang beschränken. Wir sehen das beim Medizinstudium: Seit den Aufnahmeprüfungen ist die Drop-out-Rate
von 50 auf 5 Prozent gesunken. Die Studiendauer ist kürzer, Leistungen besser. Studierende sind motivierter,
weil sie sich mit ihrer Studienwahl auseinandersetzen.“
Sozial Schwächere nicht benachteiligen
Karl sieht durch Massenstudien auch sozial Schwächere benachteiligt: „. Ohne Zugangsbeschränkung gibt
es hohe Drop-out-Raten. In den Fachhochschulen, wo es Aufnahmeverfahren und oft Studienbeiträge gibt, gibt
es kaum Drop-out-Fälle, und die soziale Durchmischung ist besser. Das zeigt, dass Zugangsbeschränkungen
und Studienbeiträge nicht zu sozialer Selektion führen. In Massenstudien kann man nicht zügig studieren,
es gibt Wartezeiten auf Seminar- und Laborplätze. Und wer hat den längeren Atem, wenn das Studium zwei,
drei Semester länger dauert? Jene mit mehr Geld.“ |
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Kuntzl: SPÖ gegen flächendeckende Zugangsbeschränkungen
WU-Antrag abgelehnt – Karl soll Vorschläge zur Erhöhung der Akademikerquote auf
den Tisch legen
Wien (sk) - Verwundert zeigte sich SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl am 05.03. über
die Forderung von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl zur Einführung von flächendeckenden Zugangsbeschränkungen.
"Das Prinzip des freien Hochschulzugangs ist geltende Rechtslage, im Regierungsprogramm gibt es keinerlei
gegenteilige Vereinbarungen. Derzeit finden auch keine Gespräche zwischen den Koalitionsparteien zu diesem
Thema statt. Statt sich mit Scheingefechten zu beschäftigen, sollte sich die Wissenschaftsministerin lieber
damit auseinandersetzen, dass Österreich nur auf Platz 21 von 27 EU-Staaten liegt, was die Akademikerquote
betrifft", so Kuntzl gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Im Universitätsgesetz sei eine "Notfallbestimmung" vorgesehen, führte die SPÖ-Wissenschaftssprecherin
weiter aus, die es ermögliche, in bestimmten Studienrichtungen Zugangsbeschränkungen einzuführen,
die besonders stark durch deutsche Numerus-Clausus-Flüchtlinge betroffen sind. Derzeit liegen Anträge
für drei Studien vor: Architektur, Publizistik und für die gesamte Wiener Wirtschaftsuniversität.
"Die SPÖ hat bisher keinem der Anträge zugestimmt. Die Verhandlungen zu Architektur und Publizistik
sind noch nicht abgeschlossen. Der Antrag der Wiener Wirtschaftsuniversität wurde gestern von Seiten der SPÖ
abgelehnt, da - wie auch ein eingeholtes Gutachten feststellt - in diesem Fall eine Verordnung nicht rechtskonform
wäre", erläuterte die SPÖ-Wissenschaftssprecherin. "Gerade in dieser Woche hat die EU-Kommission
ihre neue Strategie Europa 2020 vorgelegt. Dort ist das Ziel von 40 Prozent Hochschulabsolventen verankert. Da
Österreich derzeit eine Akademikerquote von 22 Prozent aufweist, fordere ich die Wissenschaftsministerin nachdrücklich
auf, hier Vorschläge auf den Tisch zu legen, wie dieses Ziel erreicht werden soll." |
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Graf: Erste Schritte in der Uni-Politik in die falsche Richtung gesetzt
RFS befürchtet Abschaffung des freien Hochschulzugangs und völlige Entwertung
der Matura
Wien (fpd) - "Die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl setzt ihre ersten Schritte in der
Universitäts-Politik in die völlig falsche Richtung", stellt der freiheitliche Wissenschaftssprecher
NAbg. Martin Graf fest. Anstatt die bestehenden Zugangsbeschränkungen durch intelligentere Modelle zu ersetzen,
sei Karl nun bemüht, auch dort neue Hürden aufzubauen, wo es sie derzeit nicht gebe und sie auf Grund
der Studentenzahlen auch gar nicht nötig seien. "Offenbar traut man in der ÖVP jungen Menschen generell
nicht zu, selbständig zu entscheiden, was für sie richtig ist. Zwar darf man nun schon mit 16 bei Wahlen
über die Zukunft des Landes entscheiden, aber mit 18 bald schon nicht mehr die persönliche Zukunft",
hält Graf fest.
Auch der Bundesvorsitzende des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS), Chlodwig Mölzer, übt scharfe Kritik
an Karls Vorstoß: "Flächendeckende Zugangsbeschränkungen wären das Eingeständnis
einer völlig gescheiterten Bildungspolitik", so Mölzer. Zwar seien eine Oberstufenreform und eine
Aufwertung der Matura dringend nötig. Man dürfe jedoch nicht so weit gehen, die derzeitige Matura für
völlig wertlos zu erklären.
Graf kann auch dem von Karl angekündigten gesetzlichen Eingriff in die Studienpläne nichts abgewinnen:
"Das käme einer Abschaffung der Universitäts-Autonomie gleich. Es ist zwar richtig, dass manche
Universitäten mit der Autonomie schlecht umgehen können und sich daraus ein Wildwuchs in den Studienplänen
gebildet hat. Es wäre jedoch Karls Aufgabe, hier auf die Rektoren einzuwirken, anstatt gleich mit der Gesetzeskeule
zu drohen", erklärt der FPÖ-Wissenschaftssprecher. Eine gesetzliche Regelung könne nur die
Ultima Ratio sein, wenn - etwa bei Juristen - durch unterschiedliche Studienpläne die Mobilität der Studenten
eingeschränkt werde und sich die juristischen Berufsgruppen nicht mehr auf eine einheitliche Ausbildung verlassen
könnten.
Mit Drohung und Einschüchterung werde es Karl weder bei den Lehrenden noch bei den Lernenden gelingen, Vertrauen
zu bilden, sagt Mölzer. An einem Neuanfang müsse eine vernünftige Evaluierung des bestehenden Systems,
insbesondere des Bologna-Prozesses, stehen. "Wir brauchen keine verschulten Unis, sondern echte Bildungseinrichtungen.
Wo es nicht passt, muss man sich vom Bologna-Prinzip verabschieden", forder der RFS-Vorsitzende.
Graf ruft der Ministerin den 12-Punkte-Plan für Österreichs Universitäten in Erinnerung, der als
Antrag nach wie vor unbehandelt im Wissenschaftsausschuss liegt. "Karl soll die Uni-Politik endlich wieder
ins Parlament verlagern, anstatt mit unüberlegten öffentlichen Ankündigungen für Verunsicherung
zu sorgen." Er werde heute mit der Ministerin ein intensives Gespräch führen um abzuklären,
inwieweit die medial kolportierten Positionen ihrem tatsächlichen Willen entsprächen. Auch Mölzer
verlangt von Karl ein Abgehen von unverbindlichen Gesprächen und eine Rückverlagerung der Diskussion
in die entscheidenden Institutionen: "Es ist zwar begrüßenswert, dass Karl in den Dialog mit Studenten
eintritt. Leider sind darunter viele an einer sachlichen Lösung nicht interessiert und nützen das Podium
für gezielte Provokationen." |
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Widmann: Studieneingangsphase statt Knock-Out-Prüfungen
Wien (bzö) - "Knock-Out-Prüfungen wie von Wissenschaftsministerin Karl angedacht,
sind der falsche Weg, um die überfüllen Hörsäle in den Griff zu bekommen", erklärt
BZÖ-Wissenschaftssprecher Mag. Rainer Widmann. Er schlägt das BZÖ-Modell einer Studieneingangsphase
von zwei Semestern vor. "Dabei wird festgestellt, ob der Studierende für das gewünschte Studium
geeignet ist - als klare Entscheidungshilfen für die Studierenden", erläutert Widmann das Prinzip.
Im Gegensatz zu einer einzelnen und ungerechten "Knock-Out-Prüfung" werde beim BZÖ-Modell die
Gesamtheit aller erbrachten Leistungen während dieser beiden Semester berücksichtigt. |
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Grünewald: Karl will an Unis und Fachschulen "Der Bettelstudent" spielen
Universitäten und Fachhochschulen sind keine Opern
Wien (grüne) - "Abgesehen davon, dass es in Österreich bedeutend mehr Universitäten
und Fachhochschulen als Opernhäuser gibt, stehen Singspiele nicht im Zentrum universitärer Aufgaben",
reagiert der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, auf die Aussagen von Ministerin Karl.
Diese sagte, wenn es für die Oper nur begrenze Karten, würde dies auch Kontingentierungen von Studienplätzen
an Universitäten und Fachhochschulen rechtfertigen.
"Fachhochschulen wollten nachweislich mehr Studienplätze anbieten, das wurden ihnen jedoch von der Regierung
verweigert. Führende Vertreter der Universitäten und zahlreiche ExpertInnen bekannten sich öffentlich
dazu, dass Österreich mehr und nicht weniger Studierende braucht, das alles zählt für Karl scheinbar
nicht", ärgert sich Grünewald.
"Statt Bildungsoffensiven verkommt alles zur Operette und das Repertoire heißt nun: Der Bettelstudent.
Bei aller Sympathie für die Kunst: Der Schaden für Österreich hält sich in Grenzen, wenn einige
hundert Interessierte keine Opernkarten mehr bekommen. Wenn aber zehntausende von studierwilligen und interessierten
jungen Menschen von Universitäten ausgesperrt werden bzw. an Fachhochschulen keinen Platz bekommen, hat das
mit Sicherheit mehr Gewicht und schadet den Menschen und der Republik" warnt Grünewald.
"Auch in Zeiten sich verknappender Mittel bewähren sich bildungspolitische Schwerpunkte und besser ausgebildete
Menschen, sie bringen dem Staat und der Wirtschaft nachhaltige Renditen", erläutert Grünewald. Die
Optik des raschen "klein Beigebens" gegenüber undifferenzierten Sparens nach der Rasenmähermethode
lässt von den nun bereits begonnen Budgetverhandlungen wenig Gutes erwarten. |
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Oberhauser: Freier Uni-Zugang muss erhalten bleiben
Ministerin und WU-Rektor setzen "ihre Energie völlig falsch ein"
Wien (ögb) - "Da wird wertvolle Energie wieder einmal völlig falsch eingesetzt",
kritisiert ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser, dass WU-Rektor Christoph Badelt 2/3 der Plätze
für StudienanfängerInnen kippen und die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl generelle Zugangsbeschränkungen
einführen will. Nun drohe, so die ÖGB-Vizepräsidentin, der Hochschuldialog zur Farce zu werden.
"Die Universitätspolitik läuft auch unter der neuen Ministerin falsch. Beschränken und Aussperren
ist offensichtlich die Marschrichtung. Dieses alte Denken muss endlich über Bord geworfen werden", fordert
Oberhauser ein Umdenken. Für die ÖGB-Vizepräsidentin ist es geradezu eine Verhöhnung der Jugend,
wenn im Bildungsbericht 2009 erst kürzlich festgestellt wurde, dass wir im internationalen Vergleich zu wenig
AkademikerInnen haben und gleichzeitig die zuständige Ministerin nichts anderes kennt als Beschränken
und Kürzen.
Zugangsbeschränkungen würden weiters die soziale Auslese einbetonieren. So wurde im Bildungsbericht 2009
festgestellt, dass derzeit nur ein Prozent der Studierenden aus ArbeiterInnenfamilien kommt. "Der Frau Karl
und dem Herrn Badelt scheint das wohl egal zu sein. Möglicherweise passt diese Auslese sogar ins politische
Konzept", so Oberhauser.
Seit Jahren werde von allen Seiten hinausposaunt, dass Österreich und die ganze EU nur durch verstärkte
Investitionen im Bildungsbereich wirtschaftlich gegenüber anderen Ökonomien wie beispielsweise China
oder Indien bestehen könnte. Dies sei, von der Analyse her auch vollkommen richtig, so die ÖGB-Vizepräsidentin.
Oberhauser: "Ich erwarte mir daher von der Ministerin, aber auch von den Rektoren, dass sie ihre Energie endlich
richtig einsetzen."
Gefragt sei daher eine gemeinsame Anstrengung aller Kräfte um leistungsfähige Universitäten ohne
Zugangsbeschränkungen zu schaffen. Oberhauser: "Vernünftige Menschen investieren in der Krise. Während
der Besetzung des Audimax haben viele, auch aus der Wirtschaft, Vernünftige ihr Verständnis für
den StudentInnenprotest ausgedrückt. Das darf jetzt nicht Lippenbekenntnis bleiben." |
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