Gemeinsamer Aktionsplan von Naturschutzbund, Lebensministerium und Jägerschaft
Wien (bmlfuw) - Das Lebensministerium präsentierte am 04.03. im Rahmen der Artenschutzkampagne
„vielfaltleben“ den Aktionsplan Wildkatze, der diesem seltenen Tier dazu verhelfen soll, in Österreich wieder
eine Heimat zu finden. Seit den 60er Jahren kommt die Europäische Wildkatze nur noch vereinzelt aus den Nachbarländern
nach Österreich, hierzulande gilt sie als ausgestorben bzw. verschollen. „Mit dem Aktionsplan Wildkatze haben
wir gezielte Strategien festgelegt, um die scheue Waldbewohnerin in Österreich wieder heimisch zu machen.
Es ist eine beispielhafte Aktion, bei der der Naturschutzbund, das Bundesministerium, die Jägerschaft sowie
zahlreiche weitere Organisationen ganz eng zusammenarbeiten, um Maßnahmen für die biologische Vielfalt
Österreichs umzusetzen. Die Wildkatze hat ursprünglich zur heimischen Fauna gehört und ist daher
auch eine der 21 Leitarten meiner Kampagne ‚vielfaltleben’“, erklärte Umweltminister Niki Berlakovich anlässlich
der Pressekonferenz in Wien.
Etwa 40 Prozent der Fläche Österreichs gelten als geeigneter Lebensraum für die Wildkatze. „Im ‚Aktionsplan
Wildkatze’ werden unter der fachlichen Leitung des Naturschutzbundes die Voraussetzungen für die Rückkehr
der Wildkatze nach Österreich sowie die Gefährdungsursachen ausführlich angesprochen. Darüber
hinaus werden Strategien nach ihrer Priorität bewertet. Erste Maßnahmen wurden bereits gestartet“, erklärt
Ingrid Hagenstein, Leiterin des Projekts. Ein besonders wichtiges Kriterium für den Aufbau einer überlebensfähigen
Population ist die Populationsgröße. Ab etwa 100 Tieren können sich Wildkatzen in Österreich
langfristig halten. Die wesentlichsten Regulationsfaktoren dabei sind die Jungensterblichkeit und die Reproduktionsrate.
Umfangreiche Bestandsaufnahme mit starken PartnerInnen
Aufrufe zu Wildkatzenmeldungen wurden bereits in Fachzeitschriften der Jäger und Förster publiziert.
Die Meldungen werden in der neu geschaffenen Wildkatzen-Koordinations- und Meldestelle gesammelt und überprüft.
Basierend auf dieser Grundlage werden in absehbarer Zeit an viel versprechenden Punkten Lockstöcke bzw. Fotofallen
aufgestellt oder es wird mit Hunden nach Wildkatzenkot gesucht. Diese umfangreiche Bestandserfassung ist nur mit
Unterstützung der Allianzpartner Raiffeisenverband und Jägerschaft (Zentralstelle der Österreichischen
Landesjagdverbände und NÖ Landesjagdverband) möglich.
Ist die aktuelle Verbreitung der Wildkatze bekannt, gilt es in weiterer Folge, geeignete Lebensräume zu erhalten
sowie die Gefährdungsursachen zu verringern. „Der Aktionsplan weist die Verbesserung der Lebensräume
und ihre Vernetzung als vordringlichstes Ziel aus. Wir sind sehr froh über die wichtige Unterstützung
der Jägerschaft“, so Naturschutzbund-Präsident Eberhard Stüber. Auch die intensive Zusammenarbeit
innerhalb der „Plattform Wildkatze“, bestehend aus Naturschutzbund, Nationalpark Thayatal, Österreichische
Bundesforste, Zentralstelle der Österreichischen Landesjagdverbände, Tiergarten Wels und Alpenzoo Innsbruck-Tirol
ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Bemühungen.
Besondere Unterstützung erhält die Wildkatze auch vom Österreichischen Raiffeisenverband. „Wir unterstützen
die Wildkatze, weil sie eine typische heimische Wildart ist, die unsere Wildtier-Fauna jedenfalls bereichert. Sie
hat trotz der Veränderung ihres Lebensraumes durch den Menschen in bescheidener Zahl überlebt – sie ist
also eine Kämpferin. Damit die Wildkatze in eine erfreulichere Zukunft blicken kann, sollen die Lebensbedingungen
in ihren Vorkommensgebieten verbessert und abgesichert werden. Hauptaufgabe wird sein, die aktuellen Verbreitungsgebiete
ins Bewusstsein zu rücken und die potentiellen Lebensräume für die Wildkatze attraktiv zu machen.
Die Jäger bringen sich hier gerne ein,“ sagt Christian Konrad, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes
und Landesjägermeister von Niederösterreich. „Die enge Zusammenarbeit mit der Jägerschaft hat sich
bereits bei vielen Artenschutzprojekten des Naturschutzbundes bewährt. Bei der Hilfe für die Wildkatze
ist sie besonders wichtig. Deshalb sind wir sehr froh über die tatkräftige Unterstützung der Österreichischen
Jäger,“ bedankt sich Naturschutzbund-Präsident Eberhard Stüber.
Prominente Patin gibt der scheuen Tierart ihre Stimme
Dancing Star und ORF-Moderatorin Claudia Reiterer stellt ihre Bekanntheit in den Dienst dieser scheuen,
wenig bekannten Tierart und hat für die Wildkatze die Patenschaft übernommen. Sie will mit ihrer Popularität
das Interesse der Menschen wecken und Bewusstsein schaffen: „Katzen faszinieren mich: Sie sind selbstbewusst und
unabhängig, aber auch verspielt und sanft. Weil wir Menschen die wilde Verwandte, die Wildkatze, aus Österreich
vertrieben haben, möchte ich mich für ihre Rückkehr stark machen“, so Reiterer.
Gefährdungsursachen für die Wildkatze
Die Wildkatze ist eine typische Waldbewohnerin. Sie lebt als Einzelgängerin und ernährt sich
zum überwiegenden Teil von Wühlmäusen. Durch die Verfolgung des Menschen aufgrund von Geschichten
und Gerüchten über die „gefährliche“ Katze wurde das scheue Tier an den Rand der Ausrottung gebracht.
Derzeit gibt es einzelne Nachweise der Wildkatze aus dem Nationalpark Thayatal sowie der Steiermark und dem südlichen
Kärnten. Die Europäische Wildkatze kommt in den österreichischen Nachbarstaaten Deutschland, der
Schweiz, Italien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei vor. Zuwanderungen sind in erster Linie von Deutschland, Slowenien
und der Slowakei aus zu erwarten.
Heute bilden die Zerstörung ihres Lebensraumes, die Verinselung geeigneter Habitate, die Verluste an Straßen
sowie der Fang und Abschuss bei Verwechslung mit Hauskatzen die größten Gefährdungsursachen. Auch
Krankheiten spielen eine Rolle, denn Wildkatzen sind sehr anfällig für Krankheiten, die von Hauskatzen
übertragen werden.
Die Artenschutzkampagne Vielfaltleben
Die von Umweltminister Niki Berlakovich ins Leben gerufene Kampagne vielfaltleben ist die bislang größte
Artenschutzkampagne Österreichs und wird gemeinsam mit Naturschutzbund, WWF und BirdLife bis Ende 2010 durchgeführt.
Start der Kampagne war im Jänner 2009. Stellvertretend für alle gefährdeten Tier- und Pflanzenarten
wurden 21 Arten ausgewählt, für die jeweils eine prominente Persönlichkeit die Patenschaft übernommen
hat und sich persönlich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzt. Gezielte Schutzprogramme und
effektive Maßnahmen, die die Situation der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten deutlich verbessern,
und breite Bewusstseinsbildung sind die Zielsetzungen der Kampagne. Bislang |