Grünbuch enthält Optionen für gemeinsamen Ansatz
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Europäische Kommission hat heute ein Grünbuch verabschiedet, in
dem Optionen für einen Ansatz der EU zum Schutz der Wälder, zur Information über Forstressourcen
und den Zustand von Wäldern aufgezeigt werden. Die Kommission wird anhand der Reaktionen der Öffentlichkeit,
der Mitgliedstaaten, der EU-Einrichtungen und anderer Interessenkreise auf das Grünbuch entscheiden, ob auf
EU-Ebene weitere Initiativen erforderlich sind.
"Die Wälder Europas sind eine kostbare Ressource, die es vor den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels
und dem Verlust der Biodiversität zu schützen gilt. Wir müssen erforschen, wie die nationalen Anstrengungen
durch eine europäische Aktion zum Schutz der Wälder und die Aufrechterhaltung zuverlässiger, kohärenter
und aktueller Waldinformationen aufgewertet werden können", erklärte Umweltkommissar Janez Potocnik.
"Als riesige Kohlenstoffspeicher kommt Wäldern bei den Anstrengungen, die globale Erwärmung unter
2° C zu halten, eine entscheidende Bedeutung zu. Kernpunkt der Klimastrategie der EU ist es, sicherzustellen,
dass die Wälder Europas auch künftig ihre Funktionen erfüllen können. Ich begrüße
die rechtzeitige Einleitung dieser Debatte. Die Beiträge werden uns dabei helfen, wirksame EU-Maßnahmen
zugunsten des Klimas und der Wälder zu treffen", ergänzte Connie Hedegaard, EU-Kommissarin für
den Klimawandel.
Inhalt und Ziele des Grünbuchs
Das Grünbuch 1 nennt die wichtigsten Herausforderungen, die die Wälder Europas im Kampf gegen den Klimawandel
bewältigen müssen. Es gibt einen Überblick über die zum Schutz der Wälder verfügbaren
Instrumente sowie über existierende Forstinformationssysteme und stellt eine Reihe von Fragen im Zusammenhang
mit der Erarbeitung künftiger politischer Optionen in den Raum. Das Grünbuch ist Teil der Folgemaßnahmen
zum Weißbuch 2 über die Anpassung an den Klimawandel, das die Kommission im April 2009 verabschiedet
hat.
Da forstpolitische Maßnahmen in erster Linie in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten fallen, sollte
sich diese Debatte auf die Frage konzentrieren, wie der Klimawandel die Bedingungen für die Waldbewirtschaftung
und den Forstschutz in Europa verändert und in welche Richtung sich die politischen Maßnahmen der EU
entwickeln sollten, um forstpolitische Initiativen der Mitgliedstaaten zu untermauern.
Klimatechnisch fungieren Wälder bekanntlich als "Senken" für CO2 , das wichtigste Treibhausgas,
sie werden jedoch infolge von Abholzung, Bränden oder Schäden durch Stürme und Schädlinge zu
Kohlenstoffquellen. Wälder regulieren außerdem das örtliche und das regionale Wetter.
Bewaldete Flächen in der EU erstrecken sich über rund 176 Mio. ha und nehmen somit mehr als 42% der europäischen
Landfläche ein. Die Wälder in der EU haben sich in den vergangenen 60 Jahren kontinuierlich ausgeweitet
und machen heute 5% der weltweiten Waldfläche aus. Die meisten EU-Wälder haben - gemessen in Holzvolumen
und CO2 -Speicherkapazität - zugenommen und entziehen somit der Atmosphäre vermehrt Kohlenstoff. Aus
jüngsten Informationen geht jedoch hervor, dass die vor allem in Entwicklungsländern stattfindende Entwaldung
und andere damit zusammenhängende Landnutzungsänderungen für rund 12 bis 15% der globalen CO2 -Emissionen
verantwortlich sind.
Im vergangenen Jahrhundert sind die Durchschnittstemperaturen in Europa um nahezu 1° C gestiegen und die optimistischste
Prognose sieht einen Anstieg von 2° C bis 2100 voraus. Die natürliche Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme
kann jedoch mit dem sehr rasch voranschreitenden, vom Menschen induzierten Klimawandel nicht mithalten. Ganze Regionen
werden für bestimmte Waldtypen nicht mehr geeignet sein, und es wird zu einer Verlagerung der natürlichen
Artenverteilung und bei existierenden Beständen zu Wachstumsveränderungen kommen, betont die Kommission.
Auch Wetterextreme wie Stürme, Waldbrände, Dürreperioden und Hitzewellen dürften sehr viel
häufiger auftreten und/oder heftiger werden und so den Druck auf die Wälder noch erhöhen.
Öffentliche Konsultation zum Grünbuch
Die öffentliche Konsultation zum Grünbuch findet vom 01.03. bis 31.07.2010 auf der Webseite http://ec.europa.eu/yourvoice
statt. Anlässlich dieser Konsultation wird die Kommission am 03.06. in Brüssel einen Workshop und eine
Zusammenkunft interessierter Kreise organisieren. Darüber hinaus soll das Grünbuch auch auf einer Waldschutz-Konferenz
erörtert werden, die der spanische Ratsvorsitz am 06. und 07.04. in Valsain, Spanien, organisieren wird. Die
Kommission wird die Beiträge zu der Debatte auf ihrer Europa-Webseite veröffentlichen und sich zu den
wichtigsten Ergebnissen der Konsultation äußern. |