Arbeitsmarkt in Österreich kippt im Jahr 2015   

erstellt am
15  03. 10

Wien (allianz) - 2010 ist es so weit: Innerhalb der EU gibt es erstmals weniger potenzielle Berufseinsteiger als Personen, die altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Für Österreich wird dieser Kipppunkt für 2015 prognostiziert - mit massiven Umwälzungen am Arbeitsmarkt. Die Allianz ortet akuten Handlungsbedarf und fordert einen österreichweiten Schulterschluss zwischen Politik und Unternehmen.

Der demographische Wandel macht auch vor dem Arbeitsmarkt nicht halt, wie die aktuellen Ergebnisse des Allianz Demographic Pulse zeigen: "Die Zahlen machen eines deutlich: Das nach dem Umlageverfahren finanzierte staatliche Pensionssystem wird durch diese Trends noch schneller und stärker unter Druck kommen. Hinzu kommt, dass auch der Arbeitsmarkt zunehmend vom demografischen Wandel betroffen sein wird", erklärt Allianz Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfram Littich.

Nachwuchslücke bedroht Arbeitsmarkt: EU 2010
Ist der demographische Wandel im Zusammenhang mit der Pensionsproblematik seit Jahren Gegenstand politisch hitziger Debatten, öffnet sich mit dem Arbeitsmarkt langsam aber sicher ein weiteres Problemfenster, durch das ein rauer Wind weht: Eine aktuelle Untersuchung der Allianz zeigt, dass es 2010 zum ersten Mal in der EU weniger potentielle Berufseinsteiger als Ruheständler geben wird: 28,6 Millionen Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren stehen EU-weit 28,8 Millionen Einwohnern zwischen 60 und 65 Jahren gegenüber. Damit ist die Zahl der Personen im (Vor)-Ruhestandsalter erstmals um rund 200.000 höher als die der Schulabgänger - Tendenz steigend.

Österreich: Gnadenfrist bis 2015
In Österreich werde sich dieses Verhältnis im Jahr 2015 umkehren, wo der Anteil der Jugendlichen von 504.000 auf 467.000 schrumpfen sowie die Zahl der Älteren von 447.000 auf 478.000 steigen wird. Besorgniserregend: Immer mehr ältere Menschen verlassen den Arbeitsmarkt, gehen früher in Pension - gleichzeitig kommen immer weniger Junge nach, um die Nachwuchslücke zu schließen. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch bei den Erwerbsquoten der österreichischen älteren Arbeitnehmer düster aussieht: Sind im EU-Durchschnitt noch rund ein Drittel aller Personen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren erwerbstätig, ist das in Österreich nur etwa jeder fünfte - damit liegt Österreich im EU-Vergleich auf Platz 18. "Das staatliche Pensionssystem wird durch diese Trends stärker unter Druck kommen. Hinzu kommt, dass die sinkenden Geburtenraten mittelfristig in einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften resultieren", fasst Littich kommende Entwicklungen zusammen und ortet damit konkreten Handlungsbedarf.

Schulterschluss: Politik und Unternehmen
Eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer sei die arbeitsmarktpolitische Herausforderung der nächsten Jahre. Wichtige Weichen hierfür wurden in den letzten Jahren mit Reformen des Pensionssystems bereits gestellt. Nun müssen die entsprechenden Voraussetzungen auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden. "Ein österreichweiter Schulterschluss ist notwendig: Auf der einen Seite ist die Politik gefordert, Weichenstellungen für den Arbeitsmarkt vorzunehmen - auf der anderen Seite sind auch Unternehmen gefordert, im Rahmen ihrer Personalpolitik nachhaltige Lösungen umzusetzen", so Littich.


Allianz setzt auf Leistungsmanagement
"Unsere Entwicklungs- und Entlohnungssysteme stellen nicht auf das Alter ab. Uns geht es um Leistung und Potenzial", skizziert Littich die Antwort der Allianz auf die demographischen Herausforderungen. "Das Senioritätsprinzip wird bei uns durch ein Leistungsprinzip abgelöst", erklärt Littich. Im Gehaltssystem integriert ist auch eine Art firmeneigenes Pensionskonto. Dabei gibt es für jeden Mitarbeiter individuell unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten von variablen Entgeltteilen: beispielsweise in Cash (Bonus), aber auch als Lebensarbeitszeitkonto oder steuerlich begünstigt in Form eines erhöhten Pensionskassenbeitrags. "Dadurch können die Mitarbeiter u. a. individuell den Zeitpunkt beeinflussen, wann sie in Pension gehen möchten", so Littich abschließend.
     
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