Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im Februar auf höchsten Wert seit 2,5 Jahren – Kräftiges
Plus bei Auftragseingängen treibt Produktion an
Wien (bank austria) - "Im Februar haben wir ein überraschend starkes Lebenszeichen der
österreichischen Industrie festgestellt", fasst Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand Corporate &
Investment Banking, das aktuelle Umfrageergebnis des EinkaufsManagerIndex zusammen. Die heimischen Industrieunternehmen
profitieren immer stärker vom weltweiten Anziehen der Konjunktur. "Die starke Belebung des Neugeschäfts,
insbesondere aus dem Ausland, wird auch eine kräftigere Ausweitung der Produktion bringen. Während dadurch
die Auslastung steigt und sich die Beschäftigung langsam zu stabilisieren beginnt, entwickelt sich allerdings
die Kostensituation aufgrund stark steigender Einkaufspreise zusehends ungünstig", skizziert der Chefvolkswirt
der Bank Austria Stefan Bruckbauer die Eckpunkte der Umfrage unter österreichischen Unternehmern der verarbeitenden
Industrie.
Der Gesamtindex, der die Umfrageergebnisse zur Geschäftslage der heimischen Industrie in einer Zahl komprimiert
darstellt, befindet sich seit April 2009 im Aufwind. "Im Februar setzte der Bank Austria EinkaufsManagerIndex
seinen Aufwärtstrend beschleunigt fort. Der Indikator liegt mit 55,4 Punkten deutlich im Wachstumsbereich
und hat den höchsten Wert seit rund 2,5 Jahren erreicht", so Bruckbauer. Die österreichische Industrie
setzt nach dem scharfen Einbruch zu Beginn des Vorjahres nun mit einem beachtlich hohen Tempo zur Aufholjagd an.
Die Anzeichen für eine anhaltend kräftige Erholung des heimischen Produktionssektors haben sich vermehrt.
Die spürbare Belebung des Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist vor allem auf den starken Zuwachs der Neugeschäfte
zurückzuführen. Die Auftragseingänge sind seit mehr als drei Jahren nicht mehr so stark gestiegen
wie diesen Februar. Besonders dynamisch entwickeln sich die Exportbestellungen, die sogar den dritthöchsten
Anstieg seit Umfragebeginn im Oktober 1998 verzeichnen. "Insbesondere die steigende Nachfrage aus Deutschland,
dem wichtigsten Absatzmarkt, beschert der heimischen Industrie eine Belebung der Geschäfte und lässt
die Auftragspolster anwachsen. Der Index für den Auftragsbestand ist auf 56,5 Punkte geklettert. So rasch
haben sich die Auftragsbücher seit drei Jahren nicht mehr gefüllt", meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Angesichts der verbesserten Auftragslage wurden die Produktionskapazitäten bereits ausgeweitet.
Der Produktionsindex steigt nun bereits seit acht Monaten ununterbrochen an und erreicht mittlerweile beachtliche
58,8 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Anfang 2007.
Dank des verbesserten Geschäftsverlaufs zeigt die Beschäftigung in der Industrie nun auch erste Stabilisierungstendenzen.
"Der seit 22 Monaten andauernde Abbau von Arbeitskräften, der allein im Jahr 2009 zu einem Rückgang
der Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie um fast 37.000 Personen bzw. über 6 Prozent gegenüber
dem Jahr davor führte, nähert sich dem Ende. Der aktuelle Beschäftigungsindex liegt nur noch knapp
unterhalb der Neutralitätslinie, im Februar gingen daher kaum Arbeitsplätze verloren", so Pudschedl.
Betriebsbedingte Kündigungen waren die Ausnahme, doch wurde durch die Nichtbesetzung von frei werdenden Stellen
weiterhin die Entwicklung der Arbeitsproduktivität im Auge behalten. Das beschleunigte Erholungstempo wirkt
sich zwar positiv auf den Arbeitsmarkt aus, endgültige Entwarnung kann jedoch noch nicht gegeben werden, denn
die Auslastung liegt noch in vielen Unternehmen weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Nach dem Auslaufen
der Kurzarbeit könnte in den kommenden Monaten am Arbeitsmarkt in der Industrie wieder Gegenwind aufkommen.
Die kräftigen Nachfrageimpulse haben die Einkaufspreise im Februar stark steigen lassen. Der Aufwärtstrend
wurde durch das besonders kostenbewusste und vorsichtige Lagermanagement der Unternehmen, die offenbar zum Teil
von der Stärke des Rückenwinds überrascht wurden, verstärkt. Die heimische Industrie ist zunehmend
mit Lieferschwierigkeiten aufgrund zu niedriger Lagerbestände auf Lieferantenseite und verzögerten Warenauslieferungen
konfrontiert. Die durchschnittlichen Lieferzeiten für die Industrieunternehmen haben sich im Februar so stark
wie seit fast 2,5 Jahren nicht mehr erhöht. Die Warenlager haben sich weiter deutlich verkleinert. "Während
die Einkaufspreise parallel mit der Einkaufsmenge im Februar nach oben geschnellt sind, sinken die Verkaufspreise
aufgrund des starken Wettbewerbs weiter. Damit setzt sich die seit August vorigen Jahres bemerkbare Verschlechterung
der Kostensituation für die heimischen Industriebetriebe verstärkt fort, was das Erholungstempo drücken
könnte", meint Bruckbauer.
Die seit Monaten ungebrochen wachsende Zuversicht in der europäischen und heimischen Sachgütererzeugung
schlägt sich in realen Zahlen nieder. Die österreichische Industrie schwenkt auf einen soliden und nun
beschleunigten Erholungspfad ein. Der markante Anstieg des Bank Austria EinkaufsManagerIndex, das kräftig
wachsende Neugeschäft und der zunehmende Auftragspolster zeigen, dass die exportgetriebene Erholung derzeit
auf einer soliden Basis steht. Vor allem ist das abermals verbesserte Indexverhältnis Neuaufträge zu
Lager, das im Februar einen neuen Höchststand erreicht hat, ein klares Zeichen, dass die Produktion in den
kommenden Monaten weiter steigen wird müssen, um die Nachfrage befriedigen zu können. "Die Chance
auf ein Andauern der Erholung in der heimischen Industrie hat sich auf kurze Sicht erhöht. Wegen des bevorstehenden
Auslaufens der staatlichen Konjunkturprogramme und des laufenden Nachholeffekts von krisenbedingt aufgeschobenen
Bestellungen schätzen wir die Wachstumsaussichten auf mittlere und längere Sicht weiterhin etwas zurückhaltend
ein. Nach dem Rückgang um 13,2 Prozent im Vorjahr rechnen wir für 2010 mit einem Anstieg der Industrieproduktion
um zumindest 4 Prozent", fasst Bruckbauer die Erwartungen der Bank Austria Ökonomen zur Industrieentwicklung
zusammen. Die Industrie wird nach der Zwangspause während der globalen Konjunkturschwäche im laufenden
Jahr wieder zum bestimmenden Träger der österreichischen Wirtschaft werden. Der Weg ist jedoch noch sehr
weit, um das in der Krise verlorene Terrain wieder gänzlich aufzuholen. |