Die Frauenministerin lud Österreichs Spitzenfrauen ins Palais Dietrichstein
Wien (bpd) - "Es ist das erste Mal, dass ich als Frauenministerin in dieser Form das Gespräch
mit Frauen in Top-Positionen aus Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien führe", sagte Gabriele Heinisch-Hosek
zur Begrüßung. "Doch es ist höchste Zeit." Heinisch-Hosek freute sich, dass an die 200
Frauen in Spitzenpositionen ihrer Einladung gefolgt sind: darunter etwa Wiens Baudirektorin Brigitte Jilka, Ulrike
Baumgartner-Gabitzer - Mitglied des Vorstands des Verbunds, die Sängerin Valerie, die Chefredakteurin des
ORF-Niederösterreich Christiane Teschl, Doris Felber und Gabriele Ströck von den beiden gleichnamigen
Bäckereien, Andrea Dungl-Zauner - Geschäftsführerin des Willi Dungl-Gesundheitszentrums, Marion
Pelzel von Estee Lauder, Gundi Wendtner von Deloitte, Edith Hlawati – Aufsichtsrätin in großen österreichschen
Unternehmen oder die Rektorin der Anton Bruckner-Musikuniversität Marianne Betz. Umrahmt wurde der Abend von
den Jazz-Musikerinnen der Formation DIDA – Ladies in Jazz und für kulinarische Genüsse sorgte BioCatering
Austria – ein Catering-Unternehmen von niederösterreichischen Biobäuerinnen.
"Das ist hier die geballte Kraft an weiblichem Erfolg an der Spitze, sie haben es geschafft", sagte Heinisch-Hosek.
"Leider ist es nicht immer so, dass Frauen jene Positionen erreichen, die sie verdienen." Es sei nicht
angenehm, dass Österreich innerhalb Europas an vorletzter Stelle stehe, wenn es um gleichen Lohn für
gleiche Arbeit gehe. Es sei traurig, dass noch immer zwei Drittel der Haus- und Familienarbeit bei den Frauen liege,
obwohl die Frauen so gut ausgebildet seien wie nie zuvor und so stark im Berufsleben stehen würden wie nie
zu vor. Und es sei ernüchternd, wie wenige Frauen in den Spitzengremien von Wirtschaft, Wissenschaft und Medien
vertreten sind.
Es gebe zwar das Bild der "modernen Trümmerfrauen", die "es nach Finanzcrash und Wirtschaftskrise
wieder richten sollen, wie die isländische Premierministerin oder die deutsche Bundeskanzlerin". Trendforscher
sprächen gar davon, dass das Jahrhundert der Frauen angebrochen sei, doch in Österreich zeige sich ein
völlig anderes Bild: "Die Männer in Spitzenpositionen schließen die Reihen meist dicht und
sind schon wieder damit beschäftigt, die Machtverhältnisse, wie sie vor der Wirtschaftskrise bestanden
haben, wieder herzustellen."
Und Männer sorgen auch dafür, dass die Gehaltsunterschiede weiterhin verschleiert werden. "Wissen
Sie, was Ihre männlichen Kollegen verdienen? Meist herrscht das große Schweigen über Gehaltsstufen
und Sonderverträge." Die Ministerin erinnerte daran, dass sie schon von vielen Frauen in der Wirtschaft
gehört habe, dass die männlichen Kollegen das größere Zimmer, das größere Dienstauto
oder auch die höheren Boni bekommen würden.
"Ich als Frauenministerin will in Österreich auch die innerbetriebliche Kultur ändern", sagte
Heinisch-Hosek. "In anderen Ländern gibt es zum Beispiel Karenz- oder ein Wiedereinstiegsmanagement.
Und auch Teilzeitarbeit in Führungspositionen ist anderswo Gang und Gäbe. Das alles ist in Österreich
noch kaum üblich."
"Sie alle sind für Frauen, die es noch nicht geschafft haben, Vorbilder", appellierte die Ministerin
abschließend. "Machen Sie Lobbying für Frauen, werden sie Mentorinnen. Wir brauchen mehr Frauen
in Top-Positionen, damit die Entscheidungen vielfältiger werden und die Wirtschaft erfolgreicher wird."
Studien hätten gezeigt, dass ein höherer Frauenanteil in Führungspositionen und mehr Gleichstellung
am Arbeitsmarkt um ein Drittel höheres Wirtschaftswachstum bringen könnte. "Es ist doch unsinnig,
dieses Potential nicht zu nützen, ich plädiere daher für eine gesetzlich verankerte Frauenquote.
Es ist nicht einzusehen, dass es eine 90-prozentige Männerquote in Aufsichtsräten gibt. Ohne Quote geht
es meiner Meinung nach nicht, denn die Männer zeigen einfach zu wenig Bereitschaft, Frauen mehr Einfluss zu
gewähren", so die Ministerin abschließend. |