Müssen bei Aufarbeitung der Vergangenheit Vorreiterrolle einnehmen
Wien (sk) - "Ich halte es für wichtig und richtig unsere Geschichte aufzuarbeiten und im
Zuge dieser Aufarbeitung unsere politische, moralische und ethische Verpflichtung aufzuzeigen", betonte Verteidigungsminister
Norbert Darabos am 10.03. im Rahmen der Präsentation der Untersuchungsergebnisse über die Ereignisse
in der ehemaligen SS-Kaserne Wetzelsdorf in Graz gegen Ende des Krieges. Aufgrund der Vermutung, dass sich auf
dem Gelände der heutigen Belgier-Kaserne in Graz, der früheren SS-Kaserne Wetzelsdorf, noch sterbliche
Überreste von Personen befinden, die von der SS gegen Ende des Krieges ermordet wurden, wurde dieses Projekt
2008 vom Verteidigungsminister in Auftrag gegeben und kürzlich abgeschlossen.
Darabos sieht es als seine Pflicht an, dass die Verbrechen, die während des NS-Regimes begangen wurden, untersucht
und genauestens aufgearbeitet werden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in Österreich gerade eine Diskussion
um Bewerber für das höchste Amt im Staat geführt werde, die sich nicht in adäquater Weise von
den Verbrechen der Nationalsozialisten distanzieren, so Darabos, der betonte: "Gerade aus diesem Grund ist
es wichtig, eine Vorreiterrolle einzunehmen und uns mit der verbrecherischen Vergangenheit in Österreich zu
beschäftigen, uns daran zu erinnern und diese aufzuarbeiten."
Erstmals Zugang zu versperrten US-Archivbeständen
Das Forschungsteam mit Dieter Binder, Georg Hoffmann und Nicole-Melanie Goll hat die Vorgänge in der
Kaserne von März und April 1945 genau untersucht und rekonstruiert. Das Forschungsteam habe erstmals Zugang
zu den Archivbeständen in den USA, die bisher versperrt wurden, erhalten. Somit konnten neue Erkenntnisse
der Aufarbeitung in dieser Frage erlangt werden, erklärte Darbos, der die Forschungsergebnisse präsentierte.
Sterbliche Überreste von NS-Opfern werden in zugeschütteten Bombenkratern vermutet
"Durch neu ausgewertete Luftbildaufnahmen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass
sich auf dem Areal der jetzigen Belgier-Kaserne in Graz in ehemaligen zugeschütteten Bombenkratern die sterblichen
Überreste von Opfern des NS-Regimes befinden", erklärte der Verteidigungsminister. Darüber
hinaus könne aus den Forschungsergebnissen abgeleitet werden, dass sich zwei an den damaligen Verbrechen maßgeblich
beteiligte Täter, welche möglicherweise noch leben könnten, über Deutschland abgesetzt haben.
Des Weiteren werden die sterblichen Überreste von alliierten Soldaten in den Bombekratern vermutet. "Die
notwendige Weiterverarbeitung der Kenntnisse bedarf nun einer koordinierten und gemeinsamen Vorgehensweise mit
den hierfür verantwortlichen Ministerien wie Innen-, Außen- und Justizministerium", betonte Darabos.
Darabos: Müssen Opfern und ihren Familien Respekt zollen
Darabos hält es für wichtig, dass diese Studien der Öffentlichkeit präsentiert werden
und dass sich Österreich der Verantwortung, die es für die Vorgänge zwischen 1938 und 1945 zu tragen
hat, stellt. "Auch wenn es vielleicht Manchen in Österreich nicht gefällt, so haben wir doch eine
Mitschuld zu tragen. Auch ein Österreicher ist hier betroffen und als Täter einzustufen", erklärte
der Verteidigungsminister und unterstrich: "Es geht um eine Aufarbeitung der Ereignisse zwischen 1938 und
1945 in Österreich. Vor allem aber geht es um die Opfer und ihre Familien. Wir müssen ihnen den Respekt
zollen, den sie verdienen." |