Wien (rk) - Peter Kern zählt zu den eigenwilligsten, debattierfreudigsten und unkonventionellsten Künstlern
Wiens: Im Kern sei es aber dessen Poesie, die in all seinen oft auch hämisch-hart formulierten Kritiken durchscheint,
die ihn als Künstler ausmache, betonte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am 10.03. bei der Ehrung für
den 1949 in Wien geborenen Schauspieler, Publizisten und Regisseur. Auch Laudator Helmut Schödel unterstrich
die Leidenschaftlichkeit des Geehrten. Kern feuere seit Jahrzehnten mit seiner Kunst und seinen Einmischungen ein
"Breitseite gegen den ewigen Spießer" ab.
Sein oftmals nur mit geringem Budget umgesetztes Kino, so Schödel einen Beitrag aus der New York Times zitierend,
sei das "Kino der Verletzten". Und weiter: Mit Kern werde jemand ausgezeichnet, der zu Recht den Ehrentitel
"großer Egomane" führen dürfe. "Viele von diesen gibt es heute nicht mehr".
(Schödel) Am Mittwoch wurde Peter Kern mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt. Unter der
Gratulantenschar waren auch Klubobfrau Maria Vassilakou (Grüne) und die beiden VP-Mandatare Franz Ferdinand
Wolf und Bernhard Dworak vertreten.
Neben seinen Arbeiten als Regisseur - sein letzte Arbeit über Neonazismus "Blutsfreundschaft" (2009)
wurde jüngst auf der 60. Berlinale erfolgreich gezeigt - trat Kern, der als Wiener Sängerknabe, wie auch
als oftmaliger junger Besucher des nah der elterlichen Wohnung gelegenen Nestroy-Kinos eine besondere "künstlerische
Melange" bereits in der Kindheit und Jugend kennenlernte, ursprünglich als Schauspieler erfolgreich in
Erscheinung. Er arbeitet mit vielen Größen des deutschsprachigen Films und Kulturschaffens zusammen,
so etwa mit Fassbinder, Zadek oder Schlingensief.
Schauspiel studierte er bei Polly Krüger, sein Debüt gab er als Gluthammer in Nestroys "Der Zerrissene"
an der Burgenländischen Landesbühne in Eisenstadt. Zwischen 1968 und 1971 tourte er mit dem Musical "Hair"
durch die Lande, für seine Rollen in "Falsche Bewegung" (Wim Wenders, 1975) und "Flammende
Herzen" (Walter Bockmayer, 1978) erhielt Kern jeweils den Bundesfilmpreis in Gold für die beste männliche
Hauptrolle.
Seinen eigenen ersten Spielfilm ("Die Insel der blutigen Plantage") inszenierte er 1983, 1998 drehte
er "Knutschen, Kuscheln, Jubilieren" ein Porträt über schwule Bürger in Düsseldorf.
Als bekennender Schwuler setzte sich Kern auch für die Schaffung eines Denkmals für die in der Nazi-Zeit
ermordeten Homosexuellen in Wien ein. Dieses auch von der Stadt Wien an sich unterstützte Projekt konnte bis
dato aus technischen Gründen noch nicht verwirklicht werden. Mit seinem jüngsten Film "Blutfreundschaft",
das auch ein Widersehen mit Helmut Berger brachte, setzte sich Kern mit dem aktuellen Neonazismus auseinander.
Zuletzt sorgte Kern mit seiner Kandidatur bei den Wiener Grünen im Rahmen der Erstellung der Wahlliste für
Schlagzeilen.
In seiner Dankesrede erinnerte er daran, dass nicht alle Bewohner dieser Stadt ein sorgenloses Leben im "Wiener
Weingarten" führen könnten. Er danke Wien für die Auszeichnung, die früher damit verbundene
Dienerschaft und Loyalität mit dem "Herrscher" werde er aber auch in Zukunft verweigern. |