Weiterentwicklung eines Gerätes zur automatisierten Blutzuckermessung und Insulinabgabe
bei Diabetes-Patienten für den "Hausgebrauch"
Graz (med-uni) - Die Weiterentwicklung und Erprobung einer "Künstlichen Bauchspeicheldrüse"
(AP - Artificial Pancreas), welche gleichzeitig und automatisiert die Zuckermessung und Insulinabgabe bei Diabetes-Patienten
zu Hause durchführt - das ist das Ziel des EU-Projektes AP@home. Das Forschungsprojekt wird von der Europäischen
Kommission (EC) durch das 7. Europäische Rahmenprogramm mit rund 10,5 Millionen Euro gefördert - der
Grazer Anteil des Projektvolumens beträgt rund 2 Millionen Euro. Das 4-jährige Forschungsprojekt startete
im Februar 2010.
Weltweit leiden rund 220 Millionen Menschen an Diabetes, schätzungsweise wird bis 2030 die Anzahl der Betroffenen
auf 350 Millionen steigen (Wild 2004). Um Folgeerkrankungen von Diabetes wie Bluthochdruck, Diabetische Retinopathie,
Neuropathie, Herzinfarkt etc. vorzubeugen, ist es notwendig, den Blutzuckerspiegel auf einem optimalen Niveau zu
halten. Die wesentlichen Komponenten einer "künstlichen Bauchspeicheldrüse" sind ein Glukosesensor
zur kontinuierlich Messung des Blutzuckers, eine Pumpe zur gesteuerten Insulinabgabe sowie ein miniaturisierter
Computer. Dieser wertet die Messdaten des Sensors aus und durch einen Algorithmus zur Simulation des Glukose-Insulin-Regelkreises
(Closed-Loop System) wird die Pumpe gesteuert.
Im Rahmen des EU-Projektes sollen Systeme, die bereits auf dem Markt sind, mit einem so genannten "two-port"
System kombiniert werden, um die Algorithmen zu verbessern und ihre Funktionalität zu bestätigen. Ebenso
soll die Genauigkeit der Sensoren verbessert und ein Hypoglykämie-Alarm hinzugefügt werden. "Ein
weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung zweier AP-Systeme, die eine Insulinpumpe und eine kontinuierliche Blutzuckermessung
in nur einem Gerät verbinden. Dieses Gerät wird den PatientInnen mit nach Hause gegeben", erläutert
Dr. Martin Ellmerer, Projektleiter an der Med Uni Graz. Das neue System, welches an der Medizinischen Universität
Graz von Dr. Werner Regittnig entwickelt und patentiert wurde, wird nur einen Zugangspunkt auf der Haut benötigen
("single-port"). Daher wird es nicht mehr notwendig sein, die Haut einmal für die Blutzuckermessung
und ein zweites Mal für die Insulinabgabe zu stechen. In der Endphase des 4-jährigen Projektes wird die
Leistung der "künstlichen Bauchspeicheldrüse" mit der heute standardmäßig angewandten
Insulin-Therapie im täglichen Leben in einem multinational kontrollierten Versuch verglichen.
Grazer Expertenteam mit internationalem Renommee in der wissenschaftlichen Erforschung von Diabetes mellitus
Die Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Thomas Pieber beschäftigt sich im Rahmen des EUProjekts AP@home
einerseits mit der Weiterentwicklung des neuen Ansatzes ("single-port") für eine patientenfreundliche
Realisierung eines Closed-Loop Systems. Andererseits liefert die Med Uni Graz wertvolle klinische Expertise für
die Weiterentwicklung dieses Systems. Der Single- Port-Ansatz wird in Kooperation mit einem steirischen Unternehmen
(4a engineering) weiterentwickelt.
Das AP@home Team - sieben Europäische Universitäten, fünf Unternehmen
Internationale Experten aus verschiedenen Bereichen garantieren einen schnellen Transfer neuer Erkenntnisse
aus diesem Projekt in die medizinische Anwendung. "Am Ende des Projektes soll Europa eine Vorreiterrolle in
der Entwicklung von AP-Systemen einnehmen. Dieses Projekt zielt auf eine vereinfachte Behandlung von Diabetes,
eine erhöhte Lebensqualität für Diabetes- PatientInnen, die Verminderung von Folgeerkrankungen und
somit auch auf niedrigere Gesundheitskosten ab", erklärt Priv.-Doz. Dr. Ellmerer.
Die Projektmitglieder: Universitäten von Amsterdam, Cambridge, Padua, Pavia, Montpellier, Medizinische
Universität Graz, EPF Lausanne, Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH, Triteq Ltd, Sensile Medical
AG, STMicroelectronics und 4a engineering GmbH.
Facts&Figures
- Weiterentwicklung einer "Künstliche Bauchspeicheldrüse" - Ein Gerät, welches Patienten
mit Diabetes mellitus in Abhängigkeit von kontinuierlichen Messungen des Blutzuckerspiegels zu Hause mit Insulin
versorgt
- EU-Förderung: 10,5 Mio Euro, davon rund 2 Mio Euro für die Med Uni Graz
- Projektpartner: 7 Europäische Universitäten und 5 Unternehmen
|