Aussprache des Forschungsausschusses über aktuelle Fragen
Wien (pk) -Bei ihrem ersten Auftritt im Forschungsausschuss rief Wissenschaftsministerin Beatrix
Karl heute im Rahmen einer Aussprache mit den Abgeordneten über aktuelle Fragen zu einer Wissenspartnerschaft
für den Aufschwung auf. Karl brach im Besonderen eine Lanze für die Grundlagenforschung als Motor für
die angewandte Forschung, sah aber kein Spannungsverhältnis zwischen den beiden Bereichen. Die Grundlagenforschung
sei die intellektuelle Visitenkarte unserer Gesellschaft, ohne sie gebe es keine Innovation, betonte sie.
Wichtig war für die Ministerin weiters das Zusammenspiel zwischen den Hochschulen als zentralen Stätten
der Forschung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Insgesamt bekannte
sich Karl zur wirkungsorientierten Weiterentwicklung von Forschung und Innovation, wobei sie feststellte, Österreich
habe in den letzten Jahren einen sehr beeindruckenden Aufholprozess absolviert, nun gelte es, die Basis für
den Sprung an die Spitze zu legen. Dafür bedürfe es aber einer Effizienzsteigerung auf allen Ebenen sowie
eines Strukturwandels in Richtung stärker wissensorientierter Felder.
In der Debatte stand vor allem die Frage der Forschungsfinanzierung im Mittelpunkt. Während Abgeordneter Kurt
Gartlehner (S) die Forschungsfinanzierung gefordert sah, die Verlässlichkeit der einzelnen Projekte sicher
zu stellen, brachte Abgeordnete Roberta Lichtenecker (G) ihre Besorgnis aufgrund der geplanten Budgeteinsparungen
zum Ausdruck. Abgeordneter Rainer Widmann (B) wiederum plädierte dafür, die öffentlichen Förderungsmittel
zu steigern, um die in der Krise rückläufige private Forschungsförderung zu kompensieren. Abgeordneter
Gerhard Deimek (F) sprach sich dafür aus, bei der Förderung auch die Mittel der Länder zu berücksichtigen.
Für den Abgeordneten Martin Bartenstein (V) stand fest, dass es bei Forschung und Innovation zu geringeren
Budgetkürzungen kommen sollte, als in anderen Bereichen. Abgeordnete Sonja Steßl-Mühlbacher (S)
schlug eine verstärkte Nutzung von Synergieeffekten zwischen universitärer und außeruniversitärer
Forschung vor.
Bundesministerin Beatrix Karl trat für einen ausgewogenen Mix aus indirekter und direkter Forschungsförderung
ein und meinte, Instrumente, die Steuerungseffekte haben und wettbewerbsfördernd sind, sollten stärker
betont werden. Ein ausgewogenes Verhältnis wünschte Karl auch zwischen der öffentlichen Hand und
privaten Mitteln. Vom Forschungsfinanzierungsgesetz erwartete sich die Ministerin insgesamt eine nachhaltige Finanzierungssicherheit
für die Forschungsprojekte. Was die Budgetkürzungen betrifft, gab Karl zu bedenken, die Verhandlungen
müssten erst beginnen. Wichtig sei aber, dass möglichst viele Mittel in Wissenschaft, Forschung und Bildung
fließen, zumal dies Zukunftsfragen seien, wo man nicht zurückfahren dürfe. Jeder Euro der in diese
Bereiche investiert werde, müsse aber wirkungsorientiert eingesetzt werden, betonte sie.
Das Thema Forschungsprämie wurde im Anschluss an die Aussprache vom Abgeordneten Rainer Widmann (B) zur Sprache
gebracht. Seine Forderung (940/A(E)) nach einer stärkeren Berücksichtigung junger KMUs - kleinere und
jüngere Unternehmen sollten einen höheren Prozentsatz von bis zu 20 % der Forschungsprämie erhalten
können – wurde allerdings vertagt. Als noch nicht entscheidungsreif stufte die Ausschussmehrheit auch Widmanns
Vorstoß ( 1005/A(E)) in Richtung einer Sicherstellung der Finanzierung der Grundlagenforschung an den Universitäten
ein.
Abgeordnete Karin Hakl (V) unterstützte grundsätzlich die Idee einer Staffelung der Forschungsprämie,
warnte aber ebenso wie ihr Fraktionskollege Abgeordneter Martin Bartenstein, dass dann große Unternehmen
kleine Unternehmen gründen würden, um eine höhere Prämie zu lukrieren. Besser wäre es
ihrer Meinung nach, spezielle Förderungsinstrumente für kleinere Unternehmen zu entwickeln. Den Vertagungsbeschluss
begründete Hakl mit der Notwendigkeit, das Thema Forschungs- und Technologiestrategie im Zuge einer parlamentarischen
Enquete zu erörtern.
Bundesministerin Doris Bures erinnerte, bei den Konjunkturpaketen sei es gelungen, die KMUs zu fördern, denen
gerade in der Automobilbranche als Zulieferer eine gesamtwirtschaftliche Bedeutung zukomme. Sie sprach sich allerdings
dagegen aus, bei der Förderung die einzelnen Bereiche auseinander zu dividieren und meinte, vielmehr gelte
es, die Wirtschafts- und Forschungslandschaft als Ganzes zu sehen.
Erste Erfahrungen mit der Flexiklausel-Einheit Patentamt
Mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ nahm der Ausschuss einen Bericht von Bundesministerin Doris
Bures über die Erfolgskontrolle der Flexiklausel-Einheit Österreichisches Patentamt zur Kenntnis, der
eine grundsätzlich positive Bilanz über das Projekt zieht, gleichzeitig aber auf eine Reihe von Schwachstellen
hinweist und Nachjustierungen vorschlägt. Als problematisch wertet das Papier unter anderem die Budgetierung
über einen vierjährigen Zeitraum, die es nicht erlaube, in ausreichendem Maß auf einnahmen- bzw.
ausgabenseitige externe Effekte flexibel genug zu reagieren. Beim Personalmanagement wiederum fehlt es nach Meinung
des Berichts an der nötigen Flexibilisierung.
Aufgrund der Wortmeldungen der Abgeordneten Kurt Gartlehner (S), Karin Hakl (V), Gabriela Moser (G), Rainer Widmann
(B) und Gerhard Deimek (F) betonte Bundesministerin Doris Bures, Ziel sei es gewesen, ausgelagerten Institutionen
einen Anreiz zum Sparen zu geben, um Rücklagen bilden zu können und mehr Verantwortung zu tragen. In
Zukunft werde die Flexiklausel-Einheit nicht mehr notwendig sein, da das neue Budgetrecht die Bildung von Rücklagen
ohnehin möglich mache.
Die Ministerin zeigte sich mit der Entwicklung der Patentanmeldungen in Österreich zufrieden. Trotz Wirtschaftskrise
sei ein leichter Anstieg zu verzeichnen gewesen, während auf europäischer Ebene die Anmeldungen aufgrund
der Einsparungen bei Forschung und Entwicklung zurück gegangen sind. Österreich habe die richtigen Maßnahmen
gesetzt und die bürokratischen Kosten bei Patentanmeldungen gesenkt. Durchschnittlich würden im Jahr
3.500 Erfindungen in Österreich angemeldet, das europäische Patentamt in München registriere 135.000
Erfindungen, erläuterte sie. Davon kommen zirka 1.100 Anträge von ÖsterreicherInnen.
Das Handy und seine Gefahren: Ausschuss vertagt Oppositionsanträge
Mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP wurde schließlich eine Reihe von Anträgen der Oppositionsparteien
vertagt, die sich mit dem Thema Mobilfunk auseinander setzen. Abgeordnete Gabriela Moser (G) machte auf die möglichen
Gefahren der Mobiltelefonie aufmerksam und forderte in ihrem Antrag ( 13/A[E]) auf Änderung des Telekommunikationsgesetzes
die Verankerung einer gesetzlichen Verpflichtung zur Berücksichtigung gesundheitlicher, ökologischer
und anrainerrechtlicher Aspekte für den gesamten vom Gesetz abgedeckten Bereich. Abgeordneter Rainer Widmann
(B) drängte in seiner Initiative ( 689/A[E]) auf eine regelmäßige Kontrolle der Einhaltung der
vorgeschriebenen Grenzwerte von Mobilfunkanlagen durch die Fernmeldebehörde. Abgeordneter Norbert Hofer (F)
wiederum verlangte eine verpflichtende Angabe des SAR-Wertes auf der Verpackung von Mobiltelefonen ( 178/A[E]).
Vor der Kostenfalle für junge Handybesitzer warnte Abgeordneter Gerhard Deimek (F), der in einem Entschließungsantrag
( 931/A[E]) dafür eintritt, bei Kinder- und Jugendtarifen verpflichtend eine kostenlose automatische Kostenwarnung
und Kostenkontrolle zu verankern.
Abgeordnete Gabriela Moser (G) thematisierte in ihrer Wortmeldung einmal mehr die gesundheitlichen Aspekte bei
der Errichtung von Sendemasten und verlangte, dass auch Anrainer gehört werden.
Dem gegenüber argumentierte Abgeordneter Kurt Gartlehner (S), dass die gesetzlich verankerten Grenzwerte bereits
sehr niedrig seien, diese aber wesentlich unterschritten würden. Außerdem werde anhand eines anhängigen
Verfahrens die Frage ausjudiziert. Man könne ein Gesetz auch nicht auf Einzelpersonen abstellen, sondern man
müsse auch den Versorgungsauftrag berücksichtigen, sagte er. Dem schloss sich auch Bundesministerin Doris
Bures an und bemerkte, die österreichischen Werte orientierten sich an den Vorgaben der WHO, die immer unterschritten
würden.
Dies wollte Abgeordnete Gabriela Moser (G) nicht gelten lassen und wies darauf hin, man könne heute bereits
mit einem 12 Millionstel der Sendeleistung telefonieren. Außerdem würden die Grenzwerte nicht die thermischen
Effekte berücksichtigen. Ähnlich äußerte sich Abgeordneter Rainer Widmann (B), der ebenfalls
auf die gesundheitlichen Belastungen hinwies.
Abgeordnete Moser kritisierte auch, dass man in den Geschäften keinerlei Auskunft über die SAR-Werte
der einzelnen Handys erhält und diese auch auf den Homepages der einzelnen Firmen nur sehr schwer zu finden
seien. Sie reagierte damit auf eine Bemerkung von Abgeordneter Karin Hakl (V), die gemeint hatte, jedes Mobiltelefon
müsse strenge Grenzwerte einhalten, andere würden in Europa nicht in Verkehr kommen. Die auf dem Markt
angebotenen Handys würden die halben Werte der erlaubten Grenzwerte aufweisen.
Nachdem Abgeordneter Gerhard Deimek (F) auf die finanziellen Belastungen durch das Nutzungsverhalten Jugendlicher
hingewiesen und daher eine automatische Kostenwarnung und Kostenkontrolle verlangt hatte, stellte Abgeordnete Karin
Hakl (V) fest, es gebe keine spezifischen Kinder- und Jugendtarife. Verträge müssten die Eltern unterschreiben
und in diesen könne man auch eine Kontrolle vereinbaren. Außerdem seien die Tarife und Informationen
dem geänderten Nutzungsverhalten Jugendlicher angepasst worden. |