Innsbrucker Physiker erforschen Verhalten von Lasern aus einzelnen Atomen
Innsbruck (universität) - Einer Forschergruppe um Rainer Blatt und Piet Schmidt an der Universität
Innsbruck ist es gelungen, einen Laser mit einem einzelnen Atom zu realisieren, der sowohl die Eigenschaften eines
klassischen Lasers zeigt, als auch die quantenmechanische Natur der Atom-Photon-Wechselwirkung. Ihre Ergebnisse
präsentieren die Forscher nun in der Fachzeitschrift Nature Physics.
Vor 50 Jahren wurde der erste Laser entwickelt. Heute sind die künstlich gerichteten Lichtstrahlen aus unserem
Alltag nicht mehr weg zu denken. Laser sind zentraler Bestandteil einer Vielzahl von Geräten mit Anwendungen
in Telekommunikation, Medizin, Haushalt und Forschung. Ein Laser besteht üblicherweise aus einem Verstärkungsmedium,
das elektrisch oder optisch gepumpt wird und von einem Spiegelresonator umgeben ist. Das Licht im Resonator wird
in Form sogenannter Schwingungsmoden hin- und herreflektiert und dabei in seiner Intensität überhöht
und durch das Medium verstärkt. Eines der markantesten Merkmale eines klassischen Lasers ist der sprunghafte
Anstieg der Ausgangsleistung beim Erreichen der sogenannten Schwellpumpleistung, bei der die Verluste bei einem
Umlauf des Lichts im Resonator durch die Verstärkung im Medium gerade ausgeglichen werden. Ursache dieses
Verhaltens ist ein Selbstverstärkungseffekt der Wechselwirkung des Lichts mit den Atomen: Je mehr Photonen
in einer Schwingungsmode bereits vorhanden sind, desto größer ist die Verstärkung des Lichts in
dieser Mode. Üblicherweise tritt dieser Effekt bei makroskopischen Lasern mit vielen Atomen und vielen Photonen
auf.
Den Innsbrucker Forschern ist es nun gelungen, den Beginn dieses verstärkenden Schwellverhaltens bei dem kleinstmöglichen
Grundbaustein eines Lasers nachzuweisen: einem einzelnen Atom, das mit einer einzelnen Mode in einem optischen
Resonator wechselwirkt. Dazu wurde ein Calcium-Ion in einer Ionenfalle eingefangen und mit Hilfe von externen Lasern
angeregt. Zwei, das Ion umgebende Spiegel formen einen optischen Resonator mit hoher Güte, der die vom Ion
emittierten Photonen in einer Mode einfängt und speichert. Das Ion wird durch die externen Laser zyklisch
angeregt und fügt der Resonatormode bei jedem Zyklus ein Photon hinzu, was zu einer Verstärkung des Lichts
führt.
Bei starker Kopplung des Ions an die Resonatormode verhält sich das System aus Atom und Resonator quantenmechanisch:
Es können immer nur einzelne Photonen in den Resonator eingebracht werden. „Damit kann es zu keiner Selbstverstärkung
und auch zu keinem Schwellverhalten kommen“, erklärt François Dubin, französischer Postdoc und
Erstautor der Veröffentlichung. Dieser „Quantenlaser“ wurde bereits vor einigen Jahren in einem ähnlichen
System demonstriert. Clou des Innsbrucker Experiments ist die einstellbare Kopplung des Atoms an der Resonatormode.
Durch geeignete Wahl der Parameter des Anregungslasers konnten die Physiker der Universität Innsbruck eine
stärkere Anregung erreichen und dadurch mehr Photonen in den Resonator einbringen. Obwohl im Mittel immer
noch weniger als ein Photon im Resonator vorhanden war, konnten Selbstverstärkungseffekte in Form eines Schwellverhaltens
beobachtet werden. „Ein einzelnes Atom ist ein sehr schwacher Verstärker. Daher ist das Schwellverhalten nicht
so stark ausgeprägt wie bei einem klassischen Laser“, erläutert Piet Schmidt die Ergebnisse.
Eine noch stärkere Anregung führt im Gegensatz zum klassischen Laser nicht zu einer höheren Ausgangsleistung,
sondern aufgrund quantenmechanischer Interferenzen zum Verlöschen des Lasers. Dies stellt eine fundamentale
Einschränkung für Miniaturlaser bestehend aus wenigen Atomen dar. Die Innsbrucker Forscher wollen daher
nun den Übergang vom Quantenlaser zum klassischen Laser durch kontrolliertes Hinzufügen von weiteren
Atomen genauer untersuchen.
Unterstützt wurden die Arbeiten vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, der Europäischen Kommission
und der Industriellenvereinigung Tirol. |