2,5 Millionen für vier Spielfilme und zwölf Dokus
Wien (orf) - Vom Ende der Glühbirne bis zum nächsten Mundl-Abenteuer, von sozialkritischen
Dokumentarfilmen bis zu hochmusikalischen Spurensuchen – die ORF-Unterstützung für 16 neue spannende
österreichische Kinofilmprojekte ist fix: Für vier Spielfilme und zwölf Dokumentarfilme hat der
ORF im Rahmen der 141. und 142. Sitzung der gemeinsamen Kommission von ORF und Österreichischem Filminstitut,
die seit 1981 über die Finanzierung heimischer Filmproduktionen entscheidet, eine Unterstützung von insgesamt
rund 2,5 Millionen Euro an Herstellungs- und Innovationsförderung im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens beschlossen.
Zu den 16 Filmen zählen u. a. auch der neue Film von Thomas Roth („Falco – Verdammt wir leben noch“) und der
erste Spielfilm von Erwin Wagenhofer – mit Fritz Karl in der Hauptrolle.
ORF-Programmdirektor und Vorsitzender der gemeinsamen Kommission ORF/ÖFI, Wolfgang Lorenz: „Die Bandbreite
der Produktionen, die wir kofinanzieren, ist ein weiterer Beweis für das vielfältige heimische Filmtalent.
Der seit Jahren erfreuliche internationale Erfolgslauf österreichischer Kinoproduktionen und die stetig steigenden
Verkaufszahlen an den heimischen Kinokassen zeigen, dass wir mit unseren Entscheidungen richtig liegen. Ich bin
mir sicher: Auch die mit diesem Beschluss ermöglichten Filme werden für nationales wie internationales
Aufsehen sorgen.“
Die Projekte im Detail
„Du und ich“: Ein Dokumentarfilm von Ruth Rieser über die ungewöhnliche Liebesbeziehung zwischen
einer spastisch gelähmten Malerin und ihrem um sechzehn Jahre jüngeren Lebensgefährten. Trotz ihres
Handicaps versuchen sie den Wunsch nach gelebter Liebe und Partnerschaft zu verwirklichen. Eine Produktion der
Kurt Mayer Film, Wien.
„Black-Brown-White“: Der Trucker „Don Pedro“ hat mit seinem Partner ein raffiniertes System entwickelt, illegal
Flüchtlinge aus Afrika nach Europa zu schleppen. Die persönliche Konfrontation mit der jungen Nigerianerin
Jackie und ihrem Sohn, die in die Schweiz wollen, wird ihm zum Verhängnis. Mit großer Routine und allerhand
Tricks schmuggelt er die beiden nach Europa und verliebt sich währenddessen in die schöne Jackie. Doch
je länger die Flucht dauert, umso unlösbarer werden die Schwierigkeiten und Probleme für „Don Pedro“.
Im ersten Spielfilm von Erwin Wagenhofer spielt Fritz Karl die Hauptrolle. Eine Produktion der Allegro Film, Wien.
„Wien-Baltimore“: Eine zeitgenössische Erkundung des Holocaust am Beispiel des Lebens und der Aktivitäten
von Leo Bretholz, der nach seiner Vertreibung aus Wien in Baltimore eine neue Heimat gefunden hat. Dokumentiert
werden die Orte der Wiedergeburt in den USA und die Bedeutung des Holocaust für die zweite und dritte Generation.
Bernadette Wegenstein und Lukas Stepanik setzen sich in ihrem Film intensiv mit der Frage auseinander, wie die
Geschichte von Massenmorden Schülern von heute überhaupt nähergebracht werden kann. Eine Produktion
der Extra Film, Wien.
„Wo ist die kleine Manuela?“: Robert ist mit seiner schwangeren Frau Katharina auf dem Weg in die Sommerferien
von Wien nach Tirol, als er auf seinen ehemaligen Jugendfreund Wolfgang trifft. Während Robert als Politiker
kurz davor ist in den Nationalrat gewählt zu werden, hat Wolfgang Jahre in Gefängnissen und geschlossenen
Anstalten hinter sich. Beide eint dasselbe dunkle Geheimnis um das Verschwinden der „kleinen Manuela“. Doch Wolfgangs
Rachegelüste und Roberts Verdrängungswille werden von Katharina, Roberts Frau, in eine andere Richtung
geleitet. Ein Film von Peter Payer mit Nicholas Ofczarek und Simon Schwarz, hergestellt von der Prisma Film.
„The Brussels Business“: Die Dokumentarfilmer Friedrich Moser und Matthieu Lietaert werfen einen Blick hinter die
Kulissen des europäischen Machtzentrums in Brüssel und gehen der Frage nach, welchen Einfluss Lobbyisten
und Großkonzerne auf politische Entscheidungen der EU haben. Eine Koproduktion von blue + green communications,
Österreich mit Cobos Film, Niederlande und Not So Crazy ! Productions, Belgien.
„Brand“: Der Schriftsteller Brand lernt am Krankenbett seiner Frau, die unheilbar an Krebs erkrankt ist, die schöne
serbische Pflegerin Angela kennen und verliebt sich in sie. Er gerät in eine gefährliche Spirale aus
Leidenschaft und Eifersucht, die zu einer existenziellen Bedrohung wird. Thomas Roth inszeniert diesen dramatischen
Thriller mit Josef Bierbichler in der Hauptrolle. Eine Produktion der Lotus Film, Wien.
„More than Honey“: Seit drei Jahren sterben auf der ganzen Welt die Bienen. Über die Ursachen wird noch gerätselt,
aber schon jetzt ist sicher: Es geht um mehr als nur ein paar tote Insekten und um wesentlich mehr als um Honig.
Schon Albert Einstein prognostizierte: „Wenn die Biene ausstirbt, stirbt nach vier Jahren auch der Mensch aus.“
Ein Film von Markus Imhoof, produziert von der Allegro Film, Wien in Koproduktion mit der Ormenis Film AG, Zürich
und der zero one film, Berlin.
„Echte Wiener – Die Deppatn und die Gspritzn“: Die Sackbauers erben eine Villa. Mundl lernt neue Nachbarn kennen
und muss sogar in die Oper gehen. Urenkel Edi bringt seine neue Freundin und ihre afrikanische Familie in den Sackbauerischen
Haushalt. Daraus ergeben sich Kulturbegegnungen der unglaublichen Art. Der erfolgreichste Kinofilm der letzten
Jahre wird nach einem Buch von Ernst Hinterberger fortgesetzt – in der Originalbesetzung mit Karl Merkatz, Ingrid
Burkhard, Klaus Rott, Erika Deutinger u. a. Eine Produktion der BONUS Film, Wien.
„Harri Stojka – Back to the Roots“: Der international bekannte Jazzmusiker Harri Stojka begibt sich auf Spurensuche
nach Rajasthan in Indien. Er erforscht die Geschichte der Auswanderung der Roma und versucht herauszufinden, ob
es auch in der Musik Gemeinsamkeiten gibt. Nach Beendigung der Reise werden fünf indische Roma-Musiker nach
Österreich eingeladen. So wird Harri Stojka einerseits mit seinen Wurzeln und andererseits werden die indischen
Roma mit der Lebensweise der österreichischen Roma vertraut. Ein Film von Klaus Hundsbichler, hergestellt
von der Interspot Film, Wien.
„Zuhause in der Niemandsbucht“: Der Filmemacher besucht Griffen, seinen eigenen und den Geburtsort Peter Handkes
und zeichnet durch die Begegnung mit den Menschen ein Bild des weltbekannten Autors und eines Provinzortes am südlichen
Rand Österreichs. Ein Film von Bernd Liepold-Mosser, hergestellt von der Kranzelbinder Gabriele Produktion.
„Bulb Fiction“: Ein Dokumentarfilm über das von der EU erzwungene Ende der Glühbirne und die Wahrheit,
die dahinter steckt. Der Autor zeigt auf, dass geschickter Lobbyismus und offenkundige Fehlinformationen eines
Lichtkartells sowohl zu einer deutlichen Verschlechterung der visuellen Umwelt als auch zu gesundheitlicher Gefährdung
unter dem Deckmantel des Klimaschutzes führen werden. Ein Film von Christoph Mayr, hergestellt von der Neuen
Sentimental Film, Wien.
„Heartbreakers“: Zwei Menschen lieben einander, heiraten. Sie, die Europäerin, will alles tun, um mit ihm
leben zu dürfen. Er, der Ausländer, will die staatlichen Barrieren überwinden, um in Europa leben
zu können. Anja Salomonowitz erzählt wie der Staat, seine Gesetze und seine Institutionen diese Liebe
bedrohen und wie die Betroffenen darum kämpfen, zusammenleben zu dürfen. Ein Film der Amour Fou Filmproduktion,
Wien.
„Das Outing“: Der Dokumentarfilm stellt zwei Menschen in den Mittelpunkt, die gegensätzlicher gar nicht sein
könnten: Norbert, ein Opfer sexuellen Missbrauchs und Arne, ein Pädophiler. Für beide hat sich ihr
Leben durch ihr „Outing“ nachhaltig verändert. Ein Film von Sebastian Meise und Thomas Reider, hergestellt
von Freibeuter Film
„Trains of Thoughts“: Tim Novotny zeichnet ein Porträt verschiedener Großstadtschicksale innerhalb der
unterschiedlichen Machtverhältnisse der globalen Wirtschaft, die ihr Leben dem U-Bahn-System widmen. Ein Film
der Orbrock Film.
„Tomorrow You Will Leave“: Martin Nguyen erzählt in seinem Dokumentarfilm die Geschichte seines vietnamesischen
Vaters, der mit seiner Familie als vietnamesischer Flüchtling in ein österreichisches Dorf kam. Nun kehrt
er in das Flüchtlingslager in Malaysia zurück, um den Mann zu finden, der ihm einst geholfen hat. Ein
Film von Martin Nguyen, hergestellt von Golden Girls Film.
„Nostalgia“: In der als Innovationsprojekt geförderten Dokumentation „Nostalgia“ geht Ruth Beckermann in einem
italienischen Badeort Kindheitserinnerungen nach. Doch bald zeigt sich die Realität des heutigen Italien und
was mit dem Ausdruck „Nostalgia“ verniedlicht wird: die Verehrung Mussolinis und die Sehnsucht nach der verflossenen
Größe Italiens. Zwischen den Begegnungen mit Neofaschisten und Flüchtlingen aus Afrika stellt sich
in Frage, ob die italienische Politik ein Versuchslaboratorium Europas ist. Eine Dokumentation, hergestellt von
Ruth Beckermann Film.
Außerdem wurden die Projekte „3faltig“ (Harald Sicheritz, MR-Film) und „Wie man leben soll“ (David Schalko,
DOR Film) mit einer Mittelaufstockung bedacht. |